Warte auf das letzte Jahr
Ganz abgesehen davon lehne ich es ab, unte r sucht zu werden. Es gefällt mir einfach nicht. « Unsicher n ä herte er sich der Tür und zog dabei seine rutschende Khak i hose hoch.
»Generalsekretär, Sie wissen, daß man Ihnen jederzeit I h ren Magen entfernen und ein Transplantat einpflanzen kann «, rief Eric ihm nach. »Die Operation ist einfach und fast immer erfolgreich. Ohne ein Studium Ihrer Fallg e schichte sollte ich das an sich nicht sagen, aber vielleicht muß ihr Magen in den nächsten Tagen ausgewechselt we r den. Risiko hin, Risiko her. « Er war überzeugt, daß Molinari die Operation überleben würde; offensichtlich war seine Furcht phobischen Ursprungs.
»Nein «, erklärte Molinari entschlossen. »Ich werde es nicht zulassen; es ist meine Entscheidung. Statt dessen kann ich auch sterben. «
Eric starrte ihn an.
»Gewiß «, nickte Molinari. »Auch wenn ich der Genera l sekretär der UNO bin. Ist Ihnen denn niemals der Gedanke gekommen, daß ich vielleicht sterben möchte, daß diese Schmerzen, diese körperliche – oder psychosomatische – Erkrankung einen Ausweg für mich darstellt? Ich möchte nicht mehr weitermachen. Oder? Wer weiß? Welchen U n terschied macht das schon? Ach, zum Teufel damit! « Er riß die Tür auf. »Virgil «, brüllte er mit einer überraschend krä f tigen Stimme. »Es wird Zeit, daß die Party steigt. « Über die Schulter hinweg knurrte er: »Wußten Sie eigentlich, Doktor, daß hier eine Party stattfindet? Ich wette, der Alte hat Ihnen gesagt, daß eine Konferenz zur Lösung der militärischen, politischen und ökonomischen Probleme der Erde geplant ist. Und das alles in einer halben Stunde. « Er grinste und entblößte seine großen, weißen Zähne.
»Ehrlich gesagt «, erwiderte Eric, »bin ich froh, daß wir statt dessen eine Party feiern. « Die Zusammenkunft mit M o linari war für ihn genauso schwierig gewesen wie für den Generalsekretär. Und dennoch – er war überzeugt, daß Vi r gil Ackerman mit dem Verlauf ihres Gesprächs nicht zufri e den sein würde. Virgil wollte dem Maulwurf helfen; ihm ging es darum, ihn von seiner Krankheit zu befreien, und das aus einem guten Grund.
Molinaris Tod würde gleichzeitig auch Virgils Ende b e deuten und ihm die Kontrolle über TF&D nehmen. Zweife l los war die Verwaltung der irdischen Industriekomplexe für Freneksy von größter Wichtigkeit, und wahrscheinlich sta n den seine Agenten schon bereit, die Firma zu übernehmen.
Virgil Ackerman war ein gewitzter Geschäftsmann.
»Wie «, fragte Molinari unvermittelt, »werden Sie eigen t lich von dem alten Knacker bezahlt? «
»Oh, s-sehr gut «, erklärte Eric überrascht.
Molinari musterte ihn. »Er hat mir von Ihnen erzählt. Vor unserer Zusammenkunft. Schwärmte davon, wie gut Sie sind. Daß er es Ihnen zu verdanken hat, noch am Leben zu sein, obwohl er an sich schon längst unter der Erde liegen müßte, und das ganze Zeug. « Sie lächelten beide. »Was möchten Sie trinken, Doktor? Was mich betrifft, ich mag alles. «
»Bourbon «, sagte Eric.
Die Tür öffnete sich. Ein Mann kam herein. Er besaß ein grimmiges Gesicht, und Eric vermutete, daß es sich bei ihm um einen der Sicherheitsbeamten des Maulwurfs handelte.
»Das ist Tom Johannson «, wandte sich der Maulwurf an Eric. »Er sorgt für mein Wohlergehen und ist in gewisser Hinsicht mein Dr. Eric Sweetscent. Nur daß er dazu seine Pistole benutzt. Zeigen Sie dem Doktor Ihre Waffe, Tom; zeigen Sie ihm, daß Sie jeden zu jeder Zeit und aus jeder Entfernung umlegen können. Knallen Sie Virgil ab, wenn er hereinkommt, feuern Sie ihm direkt in sein armseliges Herz. Dann kann der Doktor ihm ein neues Herz einpflanzen. Wie lange werden Sie dafür brauchen, Doktor? Zehn oder fün f zehn Minuten? « Der Maulwurf lachte laut. Und dann drehte er sich zu Johannson herum. »Schließen Sie die Tür. «
Sein Leibwächter gehorchte; der Maulwurf blickte Eric Sweetscent offen ins Gesicht.
»Hören Sie Doktor. Ich möchte Ihnen eine Frage stellen. Angenommen, Sie setzen mir ein Transplantat ein, entfe r nen meinen alten Magen und tauschen ihn gegen einen neuen aus, und irgend etwas geht dabei schief. Wird es weh tun? Darum geht es mir. Ich meine, wären Sie dazu in der Lage? « Er musterte Erics Mienenspiel. »Sie verstehen mich, nicht wahr? Ja, Sie verstehen mich. « Hinter ihm, n e ben der geschlossenen Tür, stand der Leibwächter reglos da und verhinderte, daß jemand hereinkam und ihr G e spräch hörte.
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