Warte auf das letzte Jahr
Nacht über, wenn es nötig sein sollte.«
»Den Teufel werde Sie tun«, stieß sie entsetzt hervor. »Ich …«
»Ich weiß, daß mit Ihnen etwas nicht stimmt«, fuhr Jonas gelassen fort. »Und ich halte es für besser, wenn Sie nicht allein bleiben. Ich werde die Verantwortung dafür übernehmen, daß Ihnen nichts zustößt.« Mit leiser Stimme fügte er hinzu: »Sie sind für uns zu wertvoll, als daß wir zulassen können, daß Ihnen irgend etwas geschieht.« Erneut – und diesmal fester, entschlossener – ergriff er ihren Arm. »Kommen Sie; gehen wir hinunter in ihr Büro – die Arbeit wird Sie ablenken, und ich werde ganz still dabeisitzen und Sie nicht stören. Nach Feierabend fliegen wir zusammen zum Springler’s in Los Angeles und essen dort zu Abend; ich weiß, daß Sie Fisch mögen.« Er führte sie zur Tür.
Ich werde ausreißen, dachte sie. So geschickt bist du auch wieder nicht, Jonas, daß du das verhindern kannst; noch vor Morgengrauen werde ich dir entwischen und mich auf den Weg nach Cheyenne machen. Oder vielmehr, dachte sie voll Ekel und Angst, ich werde dir entkommen, mich aus dem Staube machen in dem Labyrinth, das das nächtliche Tijuana darstellt, wo so schreckliche und wundervolle und häßlich-schöne Dinge geschehen. Tijuana wird zuviel für dich sein. Selbst für mich ist diese Stadt fast zuviel. Und ich weiß sehr gut Bescheid, denn ich habe mein halbes Leben im nächtlichen Tijuana verbracht.
Und was ist daraus geworden, fragte sie sich voll Bitterkeit. Ich wollte dem Leben einen reinen, mystischen Sinn geben, und statt dessen befinde ich mich nun in den Händen von Leuten, die uns hassen und mein Volk beherrschen. Unsere Alliierten, dachte sie. Wir sollten gegen sie kämpfen; ich weiß jetzt, daß uns keine andere Wahl bleibt. Wenn es mir gelingen sollte, Cheyenne zu erreichen und mit Molinari zusammenzutreffen – und vielleicht schaffe ich es wirklich –, dann werde ich es ihm sagen, dann werde ich ihm sagen, daß wir den falschen Verbündeten und den falschen Feind haben.
»Mr. Ackerman«, sagte sie eindringlich, »ich muß nach Cheyenne, um dem Generalsekretär etwas mitzuteilen. Etwas, das uns alle betrifft, uns und den Krieg.«
Trocken erwiderte Virgil Ackerman: »Verraten Sie es mir, und ich werde es ihm sagen. Das ist vernünftiger; Sie werden nie zu ihm vordringen können … Sie sind keines von seinen Kindern.«
»Doch«, widersprach sie. »Ich bin sein Kind.« In ihren Augen war dies vollkommen richtig; alle Bewohner der Erde waren Kinder des UNO-Generalsekretärs. Und sie hatten von ihrem Vater erwartet, daß er sie in Sicherheit bringen würde. Doch aus irgendeinem Grunde hatte er versagt.
Sie verließ zusammen mit Jonas Ackerman das Büro. »Ich weiß, was Sie vorhaben«, erklärte sie. »Sie wollen jetzt, wo Eric fort ist und ich mich in einer schrecklichen Verfassung befinde, die Gelegenheit ausnutzen und mit mir ins Bett gehen.«
Jonas lachte. »Nun, wir werden sehen.« Sein Lachen klang nicht schuldbewußt, sondern eher zuversichtlich.
»Ja«, stimmte sie zu und dachte an den Sternpolizisten Corning. »Wir werden sehen, ob es Ihnen gelingt. Ich an Ihrer Stelle würde nicht darauf wetten.« Sie wagte nicht, seine breite, kräftige Hand von ihrer Schulter zu schieben; zweifellos würde er es nicht zulassen.
»Sehen Sie«, brummte Jonas, »wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich aufgrund Ihres Benehmens vermuten, daß Sie unter dem Einfluß einer Substanz stehen, die wir JJ-180 nennen. Aber«, fügte er hinzu, »es ist unmöglich für Sie, an das Zeug heranzukommen.«
Kathy starrte ihn an. »Was …« begann sie, doch ihre Stimme brach ab.
»Es ist eine Droge«, erklärte Jonas, »die von einer unserer Tochtergesellschaften entwickelt wurde.«
»Sie stammt also nicht von den Riegs?«
»Frohedadrin – oder JJ-180 – wurde voriges Jahr in Detroit von einer Firma entwickelt, die von TF&D kontrolliert wird. Sie heißt Hazeltine Corporation. Sobald Ende des Jahres die Massenproduktion angelaufen ist, wird sie zu einer unserer wichtigsten Waffen in diesem Krieg werden.«
»Weil sie so suchterzeugend ist?« fragte sie benommen.
»Teufel, nein. Viele Drogen sind suchterzeugend, angefangen mit den Opium-Derivaten. Nein, die Benutzer dieser Substanz werden von der Art der erzeugten Halluzinationen angezogen.« Er schwieg einen Moment und fügte dann hinzu: »JJ-180 ist ein Halluzinogen, etwa wie LSD.«
»Erzählen Sie mir von den Halluzinationen«, bat
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