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Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Titel: Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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gesagt, die Winthrops hätten früher Vieh gezüchtet, Mastrinder. Vielleicht hatten sie Kälber gekauft, um sie zu mästen, und die Milch stammte noch von damals. Sie wünschte, sie wüßte mehr über das System. Doch es war jetzt schon einige Zeit her, seit das Experiment mit den Mastrindern schiefgegangen war. Laut Alan waren Schafe seit einigen Jahren die Haupterwerbsquelle der Winthrops. Würden sie unbrauchbares Milchpulver weiterhin lagern?
    Sie stand auf und begann fieberhaft, die anderen Säcke zu untersuchen. Es waren sechs, und alle enthielten Milchpulver. Alle waren sauber und nicht verstaubt und sahen nicht so aus, als ob sie sehr lange hier lägen. Sie kramte in ihrer Umhängetasche und entdeckte eine kleine Nagelfeile.
    Sie war nicht sehr scharf, genügte jedoch, um ein kleines Loch in den Sack zu reißen. Pulver rieselte heraus. Sie kostete es vorsichtig. Tatsächlich – Milchpulver. Doch sie war nicht zufrieden, und nach kurzem Zögern fand sie, sie sollte die Sache gründlich machen, und schlitzte den Sack seiner ganzen Länge nach auf.
    Das Pulver floß in einer weißen Wolke auf den Fußboden, und zuerst war sie über ihren Vandalismus selbst entsetzt. Aber dann sah sie es: In dem Sack steckte ein Paket, sorgfältig in Plastik verpackt.
    Meredith versuchte es herauszuholen. Auch ein weißes Pulver, im Milchpulversack versteckt. Diesmal zögerte sie nicht und riß einen zweiten Sack auf. Wieder eine weiße Milchpulverwolke. Und wieder im Sack ein kleines Paket, das ebenfalls ein weißes Pulver enthielt. Aber in diesem Paket war, darauf wollte sie wetten, kein Milchpulver, sondern Heroin.
    In diesem Augenblick schlug unten eine Tür, und Meredith hörte Männerstimmen. Sie erstarrte und schaute sich wild um. So in ihre Tätigkeit vertieft, das Getöse des Windes so laut in den Ohren, hatte sie keine Schritte gehört. Wo sie auch gewesen sein mochten, jetzt waren die Winthrops jedenfalls wieder da. Entsetzt blickte Meredith auf den Boden. Zu ihren Füßen lag ein dicker weißer Staubteppich – der Beweis für das, was sie getan hatte. Die Winthrops wußten natürlich, daß sie irgendwo auf der Farm war, denn sie mußten ihren Wagen gesehen haben. Jetzt hörte sie einen Hund jaulen. Sie hatten den verflixten Hund dabei, und das hieß, daß einer der Männer Alwyn war. Wieder hörte sie Stimmen, und dann wurde es still, als habe einer der Männer die Scheune verlassen. Jemand ging unten hin und her, und dann knarrten die Stufen der Holztreppe; jemand kam auf den Heuboden. Wieder sah Meredith sich verzweifelt nach einem Versteck um, dachte daran, sich hinter den Säcken zu verkriechen, doch es waren zu wenige, um ein ausreichendes Versteck zu bieten, wenn nach ihr gesucht wurde. Und das würde zweifellos systematisch geschehen. Wenn der Hund heraufkam, würde er sie bald finden, und sie hatte auch gar keine Zeit mehr. Zuerst tauchte Alwyns roter Schopf auf und dann der ganze Mann.
    »Hier sind Sie also«, sagte er.
    »Ich hab vorausgesehen, daß Sie wiederkommen würden. Das hätten Sie nicht tun sollen.« Er sprach ganz gelassen, beinahe freundlich. Sie beobachtete, wie sein Blick auf das verschüttete Milchpulver fiel und dann zu den aufgeschlitzten Säcken und den Plastikpaketen schweifte.
    »Hab mir schon gedacht, daß Sie intelligent sind«, fuhr er fort.
    »Aber zu verdammt intelligent für Ihr eigenes Wohl.« Zu sagen, sie hätte keine Angst gehabt, wäre eine Lüge gewesen. Doch als sie ihn jetzt sah, verwandelte sich, da sie sich Unabwendbarem gegenübersah, Meredith’ Panik in eiskalte Entschlossenheit. Irgendwie fühlte sie nur Zorn. Zorn, weil das Ganze so schmutzig war, weil sie nichts tun konnte und weil sie, nach allem was gesagt und getan worden war, Alwyn gern hatte oder vielmehr gern gehabt hatte. Sie sagte laut und fest:
    »Wie konnten Sie bei so etwas mitmachen, Alwyn? Es ist verabscheuungswürdig.« Sie zeigte auf eines der Plastikpakete, das aus dem Milchpulversack herausschaute. Alwyn kniff die Augen zusammen.
    »Kümmern Sie sich um Ihre eigenen Angelegenheiten.«
    »Es ist meine Angelegenheit! Sie geht jeden etwas an, der von einer solchen Sache erfährt. Drogenhandel, Alwyn! Er ist das dreckigste aller Geschäfte. Er zerstört Menschen, junge Menschen, und er zerstört ihre Familien, alle, die sie lieben – alles. Wie würden Sie sich fühlen, wenn so etwas Ihre Familie zerstörte? Was würden Sie empfinden, wenn Jessica so etwas passierte? Wenn dieses Zeug sie umbringen

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