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Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Titel: Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Zähne. Wieder flackerte ein Blitz und beleuchtete die Szene wie ein Scheinwerfer eine unheimliche Zirkusnummer. In dem Ring, den der Hof bildete, raste das Pony, die offene Gattertür der Koppel ignorierend, ununterbrochen im Kreis herum. Alwyn folge ihm so linkisch wie ein Clown, brüllte und fluchte, pfiff schrill seinem Hund und stolperte, unbeholfen und sehr komisch anzusehen, durch den Schlamm. Der Hund gebärdete sich immer närrischer bei seinen Versuchen, das fliehende Pony in eine Ecke zu treiben. Die beiden würden für eine kurze Weile abgelenkt sein, und Meredith wußte, das war ihre einzige Chance. Sie rannte in den Hof. Der Wind zog sie an den Haaren, und der Regen schlug ihr ins Gesicht, als sie wild zuerst auf die eine, dann auf die andere Seite blickte und nach einem Ausweg suchte. Sie mußte sich vor dem Pony in acht nehmen, das auf der Suche nach einem Fluchtweg noch immer durch den Hof raste, während Alwyn sich bemühte, es in die Koppel zu treiben. Er stürmte an Meredith vorbei, ohne sie zu bemerken, rutschte mit seitlich ausgestreckten Armen im Morast aus. Meredith sah verzweifelt, daß er sich trotzdem zwischen ihr und ihrem Wagen befand. Der Wagen war ihre einzige Hoffnung, aus dem Hof zu entkommen, und jeden Augenblick würden die anderen Winthrops, die nicht weit weg sein konnten, den Tumult hören und erscheinen. Noch während sie das dachte, rief von weitem eine Stimme:
    »Was zum Teufel machst du denn, Alwyn?« Meredith geriet in noch größere Panik. Sie konnte weder zum Wagen noch zur Hofeinfahrt laufen. Jeder Versuch, sich in einem anderen Nebengebäude zu verstecken, war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Plötzlich stand sie in grelles Licht getaucht da. Nur für den Bruchteil einer Sekunde, dann war es wieder dunkel. Sie dachte zuerst, es habe wieder geblitzt, aber kein Donner folgte. Dann flammte das Licht wieder auf, fiel als Rechteck auf den morastigen Boden, tauchte sie in Helligkeit und verschwand sofort wieder. Meredith fuhr herum und blickte zur Fassade des Hauses, woher das Blinklicht gekommen sein mußte. Hoch oben im zweiten Stock stand jemand am Fenster und winkte ihr. Jemand, der noch einmal das Licht an- und ausknipste. Die Gestalt war nur eine dunkle Silhouette, ganz kurz vom elektrischen Licht angeleuchtet, und sie konnte nicht sagen, wer es war, doch sie wußte instinktiv, daß es ein Freund sein mußte. Ohne zu zögern, stürzte Meredith auf das Haus zu und betete darum, daß die Haustür nicht verschlossen war. Die- oder derjenige hatte ihr die Lichtsignale geschickt, weil sie oder er nicht in den Hof kommen konnte oder wollte. Meredith drückte die Klinke hinunter, die sofort nachgab. Sie taumelte in die Küche, schloß die Tür hinter sich und lehnte sich kurz an; ihr Herz hämmerte, und das Blut dröhnte ihr in den Ohren. Die Küche war warm und gemütlich – die Wärme kam von einem altmodischen Küchenherd, obwohl es auch einen modernen Gaskocher gab. Auf ihm wurde vermutlich gekocht, während der Herd nur noch dazu da war, die Küche zu heizen. Der Tisch war für eine Mahlzeit gedeckt, Teller und Bestecke auf einem fröhlichen rotkarierten Tischtuch, und auf einem Holzbrett wartete ein riesiger, selbstgebackener Brotlaib darauf, aufgeschnitten zu werden. An der Wand hing eine Reihe glänzender Kupfertöpfe und -tiegel. Es schien kaum möglich, daß sie hier in Gefahr war. Doch das war sie, auch wenn sie irgendwo im Haus einen Freund hatte. Sie mußte diesen Freund oder, wenn ihr das nicht gelang, ein Versteck finden. Im Geist sah Meredith Alwyn mit der Bibelkassette die schmale Treppe herunterkommen. Er war mehr als ein Stockwerk hinaufgestiegen, um sie zu holen. Dieses alte Haus mußte einen Speicher haben, und wenn sie sich dort verstekken konnte, konnte sie sich vielleicht spät nachts hinunter und aus dem Haus schleichen und zu Fuß nach Bamford zurückgehen. Meredith begann die enge Wendeltreppe hinaufzusteigen. Im ersten Stock hielt sie sich nicht auf, denn die Räume hier wurden benutzt und boten ihr kein Versteck. Außerdem war dies nicht das Stockwerk, aus dem ihr Retter ihr gewinkt hatte. Sie stieg noch eine Treppe höher und hielt dann inne, um Atem zu schöpfen. Ihr Herz schlug wie eine Trommel, und sie hatte starkes Seitenstechen. Auf beiden Seiten des Flurs waren Türen, und in der Tür auf der linken Seite steckte ein Schlüssel. Erstaunt hörte sie plötzlich, daß jemand leise von innen an diese Tür klopfte und eine

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