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Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Titel: Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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gemacht und eine Anstellung bekommen. Doch sie war schon immer nervös, auch als kleines Mädchen. Sie wurde krank, mußte alles aufgeben und ist nach Hause zurückgekommen. Aber jetzt geht es ihr viel besser.«
    »Wie schade, daß sie ihren Beruf aufgeben mußte. Aber ich freue mich, daß sie allmählich drüber hinwegkommt. Alwyn kommt am Donnerstag auf den Viehmarkt, ja?« Er störte hier. Er war Polizeibeamter, der seine Arbeit tat, und das hätte ihm schon seit langer Zeit nicht mehr peinlich sein sollen. Doch hier drängte er sich in einen privaten Kummer, und das Bewußtsein, daß er das tat, kränkte sein Anstandsgefühl.
    »Sie können sich drauf verlassen.«
    »Wenn ich nicht vorher noch einmal herkomme und er keine Zeit hat, mich aufzusuchen, gehe ich zu ihm auf den Markt.« Die Vorstellung, noch einmal auf der Greyladies Farm zu erscheinen, bereitete ihm keine Freude mehr.
    »Ich sag’s ihm. Wollen Sie auch mit George sprechen? Den beiden das Foto zeigen?«
    »Ja.«
    »Ich sag’s ihnen.« Sie stand auf, stämmig, tüchtig, nüchtern.
    »Jetzt hole ich Ihnen nur noch die Marmelade.«
    Witchett Farm empfing ihn ganz anders. Mrs. Carmody kam über den Hof gelaufen, um ihn zu begrüßen, als er aus dem Wagen stieg. Sie trug eine Männercordhose, einen wunderschönen handgestrickten Pullover mit einem komplizierten Muster und ein rotes Halstuch. Scharlachroter Lippenstift, achtlos aufgetragen, das Haar aufgesteckt, mit ein paar losen Strähnen, die ihr Gesicht einrahmten.

    »Hallo, Alan!« rief sie ihm mit dröhnendem Bariton entgegen.
    »Sind Sie wegen des Toten hier?«
    »Ja, bin ich. Ich werde nicht allzuviel von Ihrer Zeit beanspruchen.«
    »Zeit? Davon hab ich genug. Kommen Sie rein.« Diesmal wurde er nicht in die Küche, sondern in ein unordentliches Wohnzimmer geführt, in dem sich schon ein Spaniel und zwei Katzen aufhielten und in dem viel zu viele Möbel standen. Im Kamin flackerte und knisterte fröhlich ein Feuer. Die Flammen spiegelten sich in dem auf Hochglanz polierten, altmodischen Kaminschutz und in dem Kaminbesteck aus Messing mit seinen Utensilien, Schürhaken, Pinsel, Zange und der kleinen Schaufel.
    »So etwas habe ich ja seit Jahren nicht mehr gesehen!« rief Markby.
    »Es ist älter als ich«, sagte Mrs. Carmody.
    »Es war schon da, als ich noch klein war. Hab immer damit gespielt.« Sie setzte eine Katze vom Sofa auf den Boden, klopfte energisch die Kissen, und eine mit Tierhaaren vermischte Staubwolke flog auf.
    »Setzen Sie sich«, forderte sie Markby auf.
    »Ich habe Sie erwartet«, fuhr sie fort, als er saß, kraulte den Spaniel, machte in Richtung der vertriebenen Katze eine um Entschuldigung bittende Handbewegung, die hochmütig ignoriert wurde.
    »Oh? Wieso denn das?« Markby blickte mit lebhaftem Interesse auf.
    »Es lag auf der Hand, daß Sie früher oder später kommen würden, um herumzufragen, oder? Aber eigentlich habe ich einen von Ihren Jungs erwartet, nicht Sie selbst. Ich freu mich, daß Sie mich für so wichtig halten.«
    »Da ich Sie mein Leben lang kenne«, sagte Markby lächelnd,
    »war es angenehm, einen Vorwand zu haben, herauszukommen und Sie zu besuchen, auch wenn es ein dienstlicher Besuch ist. Wie kommen Sie zurecht, Dolly?«
    »Recht gut. Im Winter hab ich’s ein bißchen auf der Brust. Werde eben alt, das ist es. Gehöre langsam zum alten Eisen.«
    »Sie? Niemals!« bestritt er, und sie brach in lautes Gelächter aus. Markby zeigte ihr das Foto.
    »Ist das der Tote? Kann Ihnen nicht sagen, wie er heißt, wenn es das ist, was Sie wollen. Tut mir leid.« Das klang bedauernd. Noch einmal betrachtete sie das Bild sehr sorgfältig, runzelte die Stirn.
    »Nein«, wiederholte sie kopfschüttelnd. Noch eine Haarsträhne löste sich aus ihrem Knoten.
    »Ich kenn ihn nicht.«
    »Nie jemanden in der Gegend gesehen, der eine flüchtige Ähnlichkeit mit ihm hatte? Als er noch lebte, hat er wahrscheinlich ein bißchen anders ausgesehen.« Mrs. Carmody hatte ihm das Foto zurückgegeben und sah ihn jetzt nachdenklich an.
    »Nein, doch letzte Woche hat jemand nachts hier rumgeschnüffelt.«
    »Ja?« Er beugte sich eifrig vor. Endlich!
    »Aber ich hab ihn nicht gesehen. Das heißt, ich hab ihn gesehen und auch wieder nicht. Es war, lassen Sie mich mal überlegen, letzten Donnerstag. Nachts. Ich war aufgeblieben, um fernzusehen, und ging ein bißchen später als üblich ins Bett. Kaum war ich eingeschlafen, wachte ich plötzlich wieder auf. Ich hörte die Pferde in ihren

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