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Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Titel: Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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bringen die Schafe aus der Scheune auf den Markt. Nur werden sie wahrscheinlich zuviel zu tun haben, um zu Ihnen aufs Revier zu kommen. Ist es wichtig?«
    »Ja und nein. Ich habe ein paar Routinefragen. Sie haben von dem Toten gehört, den man auf der Baustelle gefunden hat – da, wo früher die Lonely Farm war?« Jessica brachte ihm den Kaffee, doch als sie die Tasse abstellte, tat sie es so linkisch, daß Kaffee auf das Wachstuch schwappte.
    »Du hast wirklich zwei linke Hände«, sagte ihre Mutter und wischte den Kaffee auf.
    »Ihre Hose hat hoffentlich nichts abbekommen, oder, Alan?«
    »Nein – Glück gehabt. Danke für den Kaffee, Jessica. Das ist eine ausgezeichnete Marmelade, Mrs. Winthrop.« Schamlos hatte er sich eines zweiten Kuchens bemächtigt. Wahrscheinlich zog er sich dadurch eine Magenverstimmung zu, doch jetzt wollte er genießen und erst hinterher an die Folgen denken. Oh, du köstliche dunkelpurpurne Marmelade aus schwarzen Johannisbeeren, so fest, daß er sie mit dem Löffel als richtigen Brocken aus dem Glas holte und auf dem Kuchen zerdrücken mußte, ehe er sie streichen konnte.
    »Ich gebe Ihnen ein Glas mit, wir haben Unmengen davon. Schwarze Johannisbeeren hat es letztes Jahr im Überfluß gegeben. Dieser Mord war eine böse Sache. Es ist Ihr Job, ihn zu untersuchen, nicht wahr?«
    »Ja, ich leite die Untersuchung. Muß meine Sünden damit abbüßen. Sie erinnern sich nicht, am Freitagabend etwas Ungewöhnliches gesehen oder in der Nacht etwas gehört zu haben? Einen Wagen? Stimmen? So was eben.«
    »Zum Glück schlafe ich wie ein Stein«, sagte sie.
    »Und wie steht es mit Ihnen, Jessica?«
    »Ich schlafe nicht sehr gut«, sagte das Mädchen.
    »Aber gehört habe ich auch nichts. Whisky hat nicht gebellt. Er würde einen Fremden melden.« Sie unterbrach sich abrupt, als sei sie bei etwas Verbotenem ertappt worden oder habe sich schlecht benommen, und warf ihm einen gehetzten Blick zu.
    »Verflixter Köter«, sagte Mrs. Winthrop in ihrer schroffen Art.
    »Hätten Sie beide etwas dagegen, sich ein Foto anzusehen?« fragte Alan unsicher. Er schaute zuerst das Mädchen und dann die Mutter an.
    »Ich möchte niemanden aufregen – es ist kein besonders beängstigendes Bild, aber wir versuchen festzustellen, wer er war.«
    »Oh …« Mrs. Winthrop sah ihre Tochter an.
    »Werfen wir also einen Blick darauf.« Markby holte sein Foto heraus und reichte es ihr. Sie fischte in der Tasche ihres Overalls nach ihrer Brille, setzte sie sich auf die Nasenspitze und blickte an der Nase entlang durch die Gläser.
    »Nein, ich könnte nicht behaupten, daß ich den Burschen kenne.« Sie zögerte und streckte dann die Hand mit dem Bild aus.
    »Kannst es dir ruhig ansehen, Jess. Brauchst keine Angst zu haben.« Markby beobachtete das Mädchen, als es das Foto entgegennahm. Er schämte sich für seine Arbeit, wie so oft, wenn er es mit nervösen Zeugen zu tun hatte. Er mußte ihnen wie ein Ungeheuer vorkommen. Dieses Mädchen war ganz offensichtlich nicht ganz – nun, zu sagen, es sei nicht ganz richtig im Kopf, wäre ungerecht und übertrieben gewesen. Doch unverkennbar war mit ihr nicht alles so, wie es sein sollte. Er fragte sich, ob sie wegen ihres Zustands in ärztlicher Behandlung war. Sie nahm das Foto jedoch ziemlich gelassen entgegen und sagte nach einem kurzen Blick darauf:
    »Ich weiß nicht, wer das ist.«
    »In Ordnung. Danke, daß Sie es sich angesehen haben.« Markby steckte das Bild wieder ein und wandte sich seinem Kaffee zu. Er hatte nicht erwartet, daß sie den Verstorbenen erkannten, und hatte noch mehr das Gefühl, daß er sie völlig sinnlos beunruhigt und bei dem Mädchen wahrscheinlich eine Nervenkrise ausgelöst hatte. Schuldbewußtsein überwältigte ihn.
    »Wenn Sie Jess nicht mehr brauchen«, sagte Mrs. Winthrop ruhig, aber in dem ihr eigenen Feldwebelton,
    »würde sie, glaub ich, gern hinausgehen und ihr Pony striegeln.«
    »O ja, natürlich – tut mir leid, daß ich Sie von Ihrer Arbeit abgehalten habe, Jessica.«
    »Schon gut …« Das Mädchen stand in seiner linkischen Art auf und flüchtete mit einem Satz aus der Küche. Mrs. Winthrop rührte in ihrem Kaffee und betrachtete die konzentrischen Kreise, die sich an der Oberfläche bildeten.
    »Seit sie wieder zu Hause ist, geht es ihr viel besser, unserer Jess. Das ist jetzt ein Jahr her.«
    »Sie war an einer Pädagogischen Hochschule, nicht wahr?«
    »Ja, aber ihr Studium hat sie beendet. Hat Examen gemacht, ihr Praktikum

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