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Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Titel: Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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als ich. Können Sie sich vorstellen – vier Kinder und ihren ganzen Kram um diese gottverlassene Zeit ins Auto zu stopfen und dann wie verrückt zur Küste zu rasen, um die Zehn-Uhr-Fähre zu erreichen?«
    »Dann komme ich am Samstag ein bißchen später, so gegen elf.«
    »Ich bin wahrscheinlich im Büro. Wir haben im Moment sehr viel zu tun. Das bedeutet, daß ich leider nur wenig freie Zeit haben werde.« Das war, dachte er, obwohl eigentlich die Wahrheit, ziemlich gerissen. Er wußte recht gut, daß sie lieber kam, wenn sie dachte, er sei anderweitig zu beschäftigt und dann zu müde, um ihr lästig zu fallen.
    »Wenn Sie auf dem Revier vorbeikommen, gebe ich Ihnen die Schlüssel zum Haus.«
    »Fein. Dann sehen wir uns am Samstagvormittag.« Ohne so recht an sein Glück glauben zu können, legte er auf. KAPITEL 6
    »Passen Sie auf! Der Mistwagen kommt hier durch!« Gerade noch rechtzeitig aufmerksam gemacht, sprang Markby flink zur Seite, als der Gülletankwagen in der schmalen Zufahrt zum Viehmarkt in Bamford an ihm vorbeischaukelte. Donnerstag morgens ging es in der Stadt immer lebhaft zu. Vom frühen Morgen an waren die Viehtransporter eingetroffen, einige hohe Doppeldecker, andere bescheidene
    »Grüne Minnas« für Tiere. Der ganze Markt war durch Metallzäune in Quadrate unterteilt, jedes für eine bestimmte Tierart. In der Mitte, der überdachte Platz, war der Ring, in dem die Versteigerungen stattfanden. Es sah genauso aus wie die Spielzeugfarm, die er als Junge gehabt hatte, außer daß hier eine Kakophonie aus Blöken, Muhen, Quieken und dem metallischen Rattern der Gatter seine Ohren peinigte. Mit einem ohrenbetäubenden Hufgeklapper entließ ein weiterer Transporter seine übelriechende Fracht, die Tiere rannten in einer Ministampede über die heruntergelassene Heckklappe, während die Transportbegleiter schrille Pfiffe ausstießen und brüllten. An anderer Stelle wurden Tiere, die den Auktionsring schon passiert hatten, in andere Transporter eingeladen. Vielleicht von ihrem Instinkt geleitet, machten einige vergebliche Fluchtversuche, wurden aber schnell und fachmännisch wieder eingefangen und ihrem weiteren Schicksal zugeführt – was immer das sein mochte. Den Lärm übertönend, meldete sich eine klagende Lautsprecherstimme und bat denjenigen, der seinen Landrover in der Zufahrt abgestellt hatte, den Wagen sofort zu entfernen. Als ein großer junger Mann in einem schmutzigen weißen Overall und riesigen Gummistiefeln einen widerspenstigen, dreckverschmierten Ochsen vorüberführte, preßte Markby sich an eine Reklametafel, auf der alle möglichen landwirtschaftlichen Erzeugnisse angepriesen wurden. Er suchte Schafe. Wo Schafe waren, waren auch die Winthrops, Vater und Sohn. Genau in diesem Moment wurde langsam ein Karren vorbeigezogen, auf dem angekettet zwei schwarzgesichtige Mutterschafe standen und ein drittes im Stroh lag. Markby machte sich in die Richtung auf den Weg, aus der sie gekommen waren. Er drängte sich durch eine Menge bukolischer Gesichter. Große, kräftige Männer in grünlichen Klapprandhüten und dicken Aranpullovern unter bequemen Harristweedjacken; Männer mit schmalen Gesichtern und Lederhaut in gewachsten Mänteln und grünen Gummistiefeln; blühend aussehende Frauen mit rosigen Gesichtern, sie trugen vernünftige Schuhe und hatten ländliche Frisuren; Männer, die wie pensionierte Offiziere eines Garderegiments aussahen und es vermutlich auch waren; und Männer, die aussahen, als seien sie über den Boden hinausgewachsen, den ihre Familien seit Generationen bestellt hatten. Viele grüßten Markby, sie kannten ihn nicht nur, weil er der heimischen Polizei angehörte, sondern weil er aus einer hier ansässigen Familie kam, die einmal in der Gegend Land besessen hatte. Seit einer Generation zwar nicht mehr, aber auf dem Land hat man ein gutes Gedächtnis. Schuldbewußt überlegte er, ob seine Familie nicht unter den ersten gewesen war, die die Todsünde begangen und an Bauunternehmer und Landerschließer verkauft hatte. Als ihm einfiel, wie überheblich er mit Steve gesprochen hatte, hatten die Worte plötzlich einen falschen Klang. Die Schafe waren in der entlegensten Ecke untergebracht, doch noch ehe er sie erreichte, hatte er bereits Alwyn Winthrop entdeckt, kein Mann, den man mit seiner Größe von weit über einsachtzig und dem flammend roten Haar unter einer flachen Mütze in einer Menge übersehen konnte. An seiner Seite die beleibte Gestalt seines Vaters,

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