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Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Titel: Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Fall Lindsay Hurst bei der gerichtlichen Untersuchung auf gewaltsamen Tod ohne Nennung der Ursache erkannt worden. Markby hatte nichts anderes erwartet. Sie hatten es versucht, aber bisher die Mitbewohner des toten Mädchens nicht gefunden. Und da sie nicht einmal einen einzigen Namen hatten, stand so gut wie fest, daß sie sie nie finden würden. Viel wichtiger war, festzustellen, woher Lindsay die tödliche Drogendosis bekommen hatte. Heroin hatte ihr kurzes Leben beendet, und bis vor kurzem hatten sie in dieser Gegend kaum mit Drogen zu tun gehabt. Wieder hatte Pearce recht behalten. Auf Cannabis stießen sie recht häufig, doch in letzter Zeit waren immer öfter härtere Drogen im Spiel und bereiteten der örtlichen Polizei erhebliche Kopfschmerzen. Stur hatte er das ganze Wochenende an dem Fall gearbeitet, war jedem Hinweis nachgegangen und hatte sein Bestes getan, um Wellen zu schlagen, denn Wellen spülten oft unerwartete Funde an. Diesmal jedoch nicht. Bei den Befragungen in den Pubs, in denen das Mädchen verkehrt hatte, war er auf eine Mauer der Ablehnung gestoßen, niemand hatte helfen wollen. Und selbst wenn sie diesen oder jenen Dealer aus dem Verkehr gezogen hätten, hätte das wenig bewirkt. Sie mußten der Big Boys habhaft werden, die hinter dem schmutzigen Geschäft steckten. Was sie tatsächlich brauchten, war
    »der« große Zufall. Doch da mußte schon ein Wunder geschehen, was höchst unwahrscheinlich war. Am Sonntagabend mußte er zugeben, daß sie für den Augenblick alles getan hatten, was sie konnten, und abwarten mußten, ob die Köder, die sie ausgelegt hatten, etwas Nützliches erbringen würden. Er hatte einsehen müssen, daß er müde und griesgrämig war, und hatte sich gezwungen, zuzugeben, daß er, wenn er nach diesem verlorenen Wochenende keine Pause machte, in der nächsten Woche alle anderen zum Wahnsinn treiben würde. Daher hatte er sich am Montag freigenommen und war zu einem Spaziergang über Land aufgebrochen, um sich ein paar neue Ideen in sein müdes Gehirn blasen zu lassen, hatte aber nur festgestellt, daß, von ihm unbemerkt, die Landschaft, die er kannte und liebte, völlig verändert worden war. Hier hatte eine Farm gestanden, die witzigerweise Lonely Farm geheißen hatte. Den Namen hatte man bis in die Tudorzeit zurückverfolgen können. Das Farmhaus war auf uralten Grundmauern erbaut gewesen, und die hohen, schmalen Kamine hatten aus phantasievoll verziertem Backsteinmauerwerk bestanden. Er erinnerte sich gut daran, ebenso wie er sich daran erinnerte, Cowboy gespielt und erstaunte Kühe zusammengetrieben zu haben, die gemütlich das süße Gras abgefressen hatten; auch Räuber und Gendarm hatten sie zwischen den Hecken gespielt. Alles war von Bulldozern niedergewalzt worden. Felder – von Generationen liebevoll bebaut, die Szenerie seiner Knabenabenteuer – verschwunden. Rechter Hand konnte er gerade noch die Dächer von Greyladies, der nächstliegenden Farm, ausmachen, die den Bauunternehmern noch nicht zum Opfer gefallen war, und linker Hand sah man am Horizont einen winzigen verschwommenen Fleck, Witchett Farm, die auch den Kampf gegen die vordringenden Fluten von Asphalt und Ziegeln aufgenommen hatte. Die Landschaft, an die er sich erinnerte, schien nur noch ein Traum. Vor ihm dehnte sich, soweit das Auge reichte, narbige Erde in alle Richtungen. Die großen Bäume lagen, von Maschinen entwurzelt und die Wurzeln in die Luft streckend, wie gefallene, mitleiderregende Riesen da, verstümmelt und ihrer Arme beraubt. Jene, die zwar gestürzt waren, sich aber noch mit ein paar Wurzeln an die verwüstete Erde klammerten, versuchten frisches Frühlingsgrün sprießen zu lassen, traurige kleine Ranken mit jungen Blättern an Stämmen, die große, klaffende Wunden hatten. Was man nicht zerstört hatte, war schrecklich entstellt. Der Fluß, in dem er gefischt hatte, war begradigt, verbreitert, umgeleitet und in ein Betonkorsett gezwängt worden, damit er ja nicht in sein natürliches Bett zurückfand. Die Weiden, die ihn überschattet hatten, waren verschwunden. Eine neue Straße führte ungefähr eine halbe Meile geradeaus und stieß dann jäh gegen einen Erdhügel. Wo er und seine Freunde sich in altehrwürdigen Eichen Baumhäuser und Höhlen unter Brombeersträuchern gebaut hatten, standen halbfertige Häuser, verloren unter dem Himmel jagender Wolken. Das Dröhnen schwerer Maschinen beleidigte seine Ohren. Ein Saatkrähenschwarm lärmte, vielleicht auf der Suche nach

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