Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Warte, bis du schlaefst

Warte, bis du schlaefst

Titel: Warte, bis du schlaefst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
sehr gut«, antwortete er. »Der Punkt ist nur, dass Mack, Nick und ich uns nur eine Wohnung geteilt haben. Mack und Nick waren eng befreundet. Sie hockten viel zusammen, sie gingen zusammen aus. Nick war recht häufig zum Abendessen bei Ihren Eltern zu Hause. Sie müssten eher mit ihm sprechen, wenn Sie etwas über Mack
erfahren wollen. Für das, was ich Ihnen sagen könnte, könnten Sie genauso gut jeden anderen aus unserem Jahrgang an der Columbia fragen.«
    »Was ist mit Barbara?«, fragte ich. »Sie ist einmal zum Essen zu uns gekommen. Ich dachte, sie sei Nicks Freundin gewesen, doch er sagte mir, sie sei damals in Mack verliebt gewesen. Nach Macks Verschwinden hat sie ja dann Sie geheiratet. Haben Sie je mit ihr über Mack gesprochen? Weiß sie vielleicht irgendetwas über das, was in Macks Kopf vorging, bevor er verschwand?«
    »Barbara und ich haben natürlich über Mack gesprochen, nach all dem Wirbel, der jetzt um ihn gemacht wird. Die Vorstellung, dass er in irgendein Verbrechen verwickelt sein könnte, macht sie genau so fassungslos wie mich. Sie meinte, wenn da etwas dran sei, dann wäre er nicht mehr der Mensch, den sie gekannt hätte.«
    Seine Stimme blieb ruhig, doch ich bemerkte, dass ihm eine tiefe Röte vom Hals zu den Wangen hinaufkroch. Er hasst Mack wirklich, dachte ich. Ist es Eifersucht? Und wie weit könnte ihn diese Eifersucht getrieben haben? Er war so zugeknöpft, so abwehrend, ein gewöhnlich aussehender Mann, der, betrachtete man seinen Erfolg, ein außergewöhnlich begabter Immobilienmagnat war. Im Geist sah ich dagegen Mack vor mir, mit seinem umwerfend guten Aussehen, seinem wunderbaren Sinn für Humor, seinem allgegenwärtigen Charme.
    Ich erinnerte mich gehört zu haben, Mack habe Galbraith um Haaresbreite ausgestochen, um unter die zehn Jahrgangsbesten der Abschlussklasse zu gelangen. Das muss ein harter Schlag für Galbraiths Selbstbewusstsein gewesen sein, dachte ich. Und nachdem Mack verschwunden war, hat Barbara, das Mädchen, von dem Nick sagt, es sei
verrückt nach Mack gewesen, Galbraith geheiratet, vielleicht um ihr Medizinstudium zu finanzieren …
    »Ich habe Barbara vor Jahren in unserem Haus kennengelernt«, sagte ich. »Ich würde mich sehr gern mit ihr unterhalten.«
    »Ich fürchte, das wird nicht möglich sein«, stellte Galbraith sachlich fest. »Ihr Vater ist sehr krank. Er lebt auf Martha’s Vineyard. Sie ist mit den Kindern hingeflogen, um in seinen letzten Wochen bei ihm zu sein.« Er erhob sich und gab mir damit zu verstehen, dass unser Treffen beendet war. Er begleitete mich zum Empfangsraum, und ich streckte ihm die Hand zum Abschied entgegen. Mir entging nicht, wie er sich die Hand am Hosenbein abwischte, bevor er widerstrebend die meinige ergriff. Seine war immer noch feucht von Schweiß. Ein Mann von nicht sehr ansprechendem Äußeren in einem teuren Anzug, der Blick verschlossen und abweisend.
    Ich erinnerte mich wieder daran, dass Nick ihn den »einsamen Fremden« genannt hatte.

40
    Wenn es einen Menschen gab, den Lil Kramer noch weniger mochte als Howard Altman, dann war das Steve Hockney, Derek Olsens Neffe. Aus diesem Grund regte sie sich furchtbar auf, als er am Freitagvormittag unangemeldet erschien. Howies Rat an sie und Gus – dass es unklug wäre, sich in aller Eile nach Pennsylvania abzusetzen, als ob sie etwas zu verbergen hätten – hatten sie zunächst dankbar aufgenommen. Doch sie war sich vollkommen im Klaren über Olsens wechselnde Allianzen mit seinem Neffen Steve und seinem Assistenten Howie, und dass Steve allein bei ihnen auftauchte, jagte ihr gehörige Angst ein.
    Howie ist bei Olsen unten durch, dachte sie, und Steve wird jetzt das Ruder übernehmen. Sie war froh, dass Gus nach oben gegangen war, um die Filter bei einigen Klimaanlagen auszutauschen. Er war schlechter Laune, nachdem er im Treppenhaus zwischen dem ersten und dem zweiten Stock hatte aufwischen müssen. Einer der Burschen vom College hatte in der Nacht dort Bier verschüttet.
    »Die müssen da ein Fass raufgeschleppt haben«, hatte er kurz vor Hockneys Erscheinen noch gemurrt. »Im ganzen Treppenhaus haben sie Bier verschüttet. Aber dass sie das selbst aufwischen, ist wohl zu viel verlangt.«
    Nur gut, dass Gus es bemerkt hat, bevor Hockney gekommen ist, dachte sie. Er wird bestimmt eine Show abziehen und die Flure und das Treppenhaus inspizieren und
versuchen, irgendwas zu finden, was nicht in Ordnung ist. Ein plötzliches Gefühl der Müdigkeit überkam sie.

Weitere Kostenlose Bücher