Warte, bis du schlaefst
ich vor fünf Jahren verkauft, hätte ich nicht den Preis bekommen, den ich jetzt kriege. Ich komme zu Ihnen, um das Ganze zu besprechen. Montagmorgen, zehn Uhr, wäre Ihnen das recht?«
»Montag um zehn Uhr, das geht in Ordnung«, sagte Elliott in zuvorkommendem Ton. Als er sicher war, dass Olsen eingehängt hatte, knallte er den Hörer auf das Gerät. »Jetzt müssen wir den ganzen Terminplan für Montag ändern«, raunzte er seiner Sekretärin zu, bevor er zurück zum Fahrstuhl hastete.
Sie blickte ihm mitfühlend nach. Die Besprechung war anberaumt worden, um einen Nachfolger für Aaron Klein in der Firma zu bestimmen. Nachdem er vier Tage zu Hause geblieben war, hatte Klein telefonisch mitgeteilt, dass er beabsichtige zu kündigen. Es sei ihm nicht möglich, länger Seite an Seite mit jemandem zu arbeiten, der den Mörder seiner Mutter zu schützen versuche.
42
Gregg Andrews hatte sich einen Plan zurechtgelegt, wie er vorgehen wollte, und daran hielt er sich. Nachdem er das Krankenhaus verlassen hatte, war er sofort nach Hause gegangen, hatte etwas gegessen und sich danach gleich zu Bett begeben. Sein Wecker war auf ein Uhr morgens eingestellt. Um zwei stand er an der Bar im Woodshed , nippte hin und wieder an seinem Bier und wartete auf die Sperrstunde. Dann setzte er sich in seinen Wagen, der in der Nähe geparkt stand, und beobachtete den Eingang, um zu überprüfen, nach welchem Muster die Bedienungen, Barkeeper und Bandmusiker aus der Tür kamen, ob sie wirklich alle innerhalb von wenigen Minuten auf die Straße traten und niemand alleine das Gebäude verließ, so, wie es nach den übereinstimmenden Aussagen aller auch in der Nacht, in der Leesey verschwand, gewesen sein sollte.
In den vergangenen drei Nächten war er dann die Strecke zwischen dem Club und Leeseys Wohnung abgelaufen, hatte jeden angesprochen, der ihm begegnete, und gefragt, ob er nicht zufällig an dem Tag und um die Zeit, in der Leesey verschwand, in der Nähe gewesen sei und sie vielleicht gesehen habe. Die Antwort war immer negativ ausgefallen. In der vierten und fünften Nacht fuhr er zwischen Club und Wohnung hin und her und benutzte andere Straßen für den Fall, dass sie nicht auf dem kürzesten Weg nach Hause gegangen war.
Nachdem er Samstagnacht um vier Uhr beobachtet hatte, wie die letzten Angestellten die Tür des Woodshed abgeschlossen hatten, schickte er sich gerade an, ein bisschen durch die Straßen der Umgebung zu fahren, als jemand an das Seitenfenster klopfte. Ein Mann mit Schmutzstreifen im Gesicht und ungepflegten Haaren starrte ihn an. Sicherlich wollte er ihn um Geld anbetteln. Gregg ließ die Scheibe nur um ein paar Zentimeter hinuntergleiten.
»Sie sind der Bruder«, sagte der Mann mit heiserer Stimme. Sein alkoholgesättigter Atem roch sauer. Unwillkürlich wich Gregg zurück. »Ja. Der bin ich.«
»Ich hab sie gesehen. Versprechen Sie mir, dass ich die Belohnung kriege?«
»Wenn Sie mir helfen können, meine Schwester zu finden, ja.«
»Schreiben Sie meinen Namen auf.«
Gregg langte in das Handschuhfach und holte einen Notizblock hervor.
»Ich heiße Zach Winters. Ich wohne im Obdachlosenheim in der Mott Street.«
»Sie glauben, Sie haben meine Schwester gesehen?«
»Ja. In der Nacht, in der sie verschwunden ist.«
»Warum haben Sie sich nicht gleich gemeldet?«
»Leuten wie mir glaubt ja doch niemand. Wenn ich denen sage, ich hätte sie gesehen, dann glauben die sofort, ich hätte ihr etwas angetan. So läuft das immer.« Winters legte eine schmutzige Hand auf die Karosserie, um sich abzustützen.
»Wenn das, was Sie mir sagen, dazu führt, dass wir meine Schwester finden, werde ich Ihnen persönlich die Belohnung überreichen. Was wissen Sie?«
»Sie war der letzte Gast, der den Club verlassen hat. Sie
ist da die Straße hinuntergegangen.« Erwies mit dem Daumen in die Richtung. »Dann kam ein großer Geländewagen, fuhr rechts ran und hielt.«
Gregg Andrews spürte, wie sich ihm der Magen zusammenkrampfte. »Wurde sie mit Gewalt in den Wagen gezwungen?«
»Nein, gar nicht. Ich hab gehört, wie der Fahrer gerufen hat: ›Hey, Leesey‹, und dann ist sie sofort in den Wagen gestiegen.«
»Können Sie sagen, was es für einer war?«
»Klar. Ein schwarzer Mercedes.«
43
Am Samstagmorgen überfiel ihn einer seiner regelmäßig wiederkehrenden Anfälle von Reue. Er fühlte sich elend wegen all der Dinge, die er getan hatte. Ich habe nicht geglaubt, dass ich jemals wieder jemanden töten
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