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Warten auf den Monsun

Warten auf den Monsun

Titel: Warten auf den Monsun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Threes Anna
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der Uhr und dem Koffer zwischen sich.
     
     
    Der Sturm tobt über den Paß. Unendlich langsam kommen sie voran. Immer wieder bleibt das Tandem im Schnee stecken. Mit vereinten Kräften schieben sie es weiter. Sie bleiben stehen, weil William die Stricke des Koffers und der Uhr straffer ziehen muß. Elizabeth klopft sich solange warm.
    »Die Uhr ist die Zukunft«, flüstert sie ihm ins Ohr.
    Sie ist Brennholz, denkt William.
    Oben auf dem Paß, wo der eisige Wind den Schnee vom Weg gefegt hat, versuchen sie, sich aufs Rad zu setzen, denn jetzt geht es nur noch bergab, aber wegen der Uhr und des Koffers ist es unmöglich.

1901
Jampur
     
     
     
    Elizabeth Elphinstone liegt mit hohem Fieber in der kleinen Dachkammer im Haus des alten Kupferschmiedes, der kein Wort Englisch spricht. Nach drei Tagen in dem Hotel, dessen Besitzer immer neugieriger wurde, hatte William jemanden gefunden, der ihnen helfen will. Das Zimmer ist klein und hat keine Fenster, aber es ist trocken und warm.
    Elizabeth ißt schon seit Tagen nichts. Sie trinkt nur ein wenig Tee und die Bouillon, mit der William sie füttert. Die Uhr steht in der Zimmerecke. William haßt sie. Wenn die Uhr nicht gewesen wäre, hätten sie den Paß viel schneller überquert, und Elizabeth wäre nicht krank geworden. Die Uhr schlägt zwei Mal. William führt den Löffel mit lauwarmer Bouillon zum Mund der Kranken. Sie verzieht plötzlich das Gesicht.
    »Magst du die Bouillon nicht?«
    Sie schüttelt den Kopf und versucht etwas zu sagen.
    William hält sein Ohr an ihren Mund.
    »Es geht los.«
    »Was?«
    »Das Baby kommt.«
    William sieht sie ungläubig an. Elizabeth nickt matt. Er springt auf und ruft, daß er Hilfe holt, aber bevor er an der Tür ist, läuft er wieder zurück zum Bett. »Was brauchst du?«
    »Dich.«
    »Aber ich weiß überhaupt nicht, wie Babys geboren werden, ich frage den Mann, ob er eine Schwester hat oder eine Mutter, jemand, der was von Babys versteht.«
    »Laß mich nicht allein.«
    »Ich muß jemand holen. Ich weiß doch gar nicht, was ich machen muß.«
    Elisabeths Gesicht verzieht sich vor Schmerz. William rennt aus dem Zimmer, die Treppe hinunter, über den Innenhof, durch das Tor auf die Straße. Er sieht Männer in langen Mänteln. Nirgendwo eine Frau. Er rennt in eine andere Straße, schaut in Durchgänge und durch Tore. Überall sieht er nur Männer. Er rennt zurück. Im Innenhof klopft er an die Tür des Hausbesitzers. Der Mann mit dem langen roten Bart macht auf. Er zieht ihn am Arm die Treppe hinauf. Auf dem Bett liegt Elizabeth und wimmert leise. William zeigt verzweifelt auf ihren dicken Bauch.
     
    Die Frau trägt ein langes schwarzes Kleid und ein Kopftuch. Sie beugt sich über Elizabeth, nachdem sie William vor die Tür gesetzt hat. Der Hausbesitzer bringt Eimer mit warmem Wasser nach oben. William stellt sie ins Zimmer, wird aber von der Frau sofort wieder weggeschickt. Er setzt sich auf die oberste Treppenstufe und hört Elizabeths schwache Schreie.
     
    Die Uhr schlägt neun Mal. Die Frau kommt heraus, ihre Hände sind voller Blut. William stürmt hinein. Auf dem Bett liegt seine Elizabeth totenstill in einer Blutlache. Auf ihrem Bauch liegt, noch an der Nabelschnur, ein blutverschmiertes Baby. Seine Blicke gehen jedoch nicht zu dem Kind, sondern zu der Frau, mit der er alt werden, der Frau, die er den Rest seines Lebens auf Händen tragen wollte. Er weiß es sofort. Es ist vorbei. Sie hat ihn verlassen. Er geht aus dem Zimmer, hinter ihm beginnt das Baby zu weinen.

1936
An Bord der King of Scotland
     
     
     
    Charlotte Bridgwater sieht verwundert auf ihre Arme.
    »Tante Ilse, guck mal! Ich hab überall kleine Pickel.«
    »Das ist eine Gänsehaut«, sagt Tante Ilse, »das kommt von der Kälte.«
    Charlotte reibt mit dem Finger über die Hubbel. Sie hat noch nie gefroren. Nur einmal hat sie in der Küche, zusammen mit Sita, ihre Hände auf einen Eisblock gelegt, der sich dann langsam in Wasser verwandelte.
    »Geh in die Kabine, zieh zwei Hemden und zwei Unterhosen übereinander an«, sagt Tante Ilse, die einen Wollpullover und einen Schottenrock trägt.
    Charlotte versucht die Pickelchen der Gänsehaut flachzudrücken.
    »Hör auf, an dir rumzuspielen, und bind dir den Schal um. Den habe ich dir nicht umsonst geschenkt.«
    Das Mädchen wandert zusammen mit Khushi, der sie auch einen Schal umgeschlungen hat, über das Deck. An der Tür zum Speisesaal sieht sie Ganesh stehen.
    »Ich hab eine Gänsehaut.« Stolz zeigt sie

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