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Warten auf den Monsun

Warten auf den Monsun

Titel: Warten auf den Monsun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Threes Anna
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denken, daß ich meine Seide zu einem dritten Darsi bringen müßte, mit dem Risiko, daß wieder ein halber Meter fehlt.«
    »Der Butler meint, daß er sehr schnell vorankommt.«
    »Er näht doch wohl nicht in der Küche? Hinterher riecht mein Kleid noch nach Masala und gegrilltem Huhn.«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Also Stoff nimmt leicht Geruch an. Der Darsi, der mein Brautkleid genäht hat, hat neben dem Zimmer gearbeitet, in dem mein Onkel einen Geheimvorrat Alkohol gelagert hatte, auf meiner Hochzeit habe ich die ganze Zeit wie eine Säuferin gestunken. Wir haben es noch eine Nacht nach draußen gehängt, um den Geruch wegzukriegen, aber ich hatte Angst, es könnte gestohlen werden, also hat meine Mutter es mit Eau de Cologne besprengt. Hat aber auch nicht geholfen …« Jeder wußte, daß ihr damaliger Schneider ein notorischer Alkoholiker war und daß ihr Onkel, als das Fest begann, zwölf Flaschen Whisky vermißte.
    »Er benutzt nur ein wenig Zucker, um Kragen zu stärken.«
    »Zucker!?«
    »Das hat er gesagt.«
    »Kannst du denn mit ihm reden?«
    »Nein, aber der Butler hatte gesehen, wie er mit dem Zucker hantiert, und gedacht, er würde seinen Zucker nehmen, ich mußte dann einschreiten.«
    »Ich hab schon gehört, daß er etwas seltsam ist.«
    »Seltsam – wieso?«
    »Mein Chauffeur hat ihn auf dem Markt gesehen, wie er Blumensamen gekauft hat, und da dachte ich, wofür braucht er denn Blumensamen? Essen kann man sie nicht, nach Hause schicken hat keinen Sinn, es ist ja nicht die richtige Jahreszeit, also dachte ich, du hast ihn doch nicht gebeten, daß er sich auch um deinen Garten kümmert? Du hast immer noch keinen neuen Gärtner, oder?«
    In ihrer Stimme klang Geringschätzung mit, aber Charlotte überhörte es geflissentlich.
    »Wahrscheinlich hat er etwas gesehen, was er unbedingt haben wollte.«
    »Ja, aber ich finde es doch seltsam. Halt besser die Augen offen. Nicht auszudenken, wenn er mir eine Kette aus Sonnenblumenkernen auf den Kragen stickt.«
    Als sie im Club ankamen, wollten alle Damen wissen, wie weit ihre Festkleider schon gediehen waren, und Charlotte mußte alle ihre Überredungskünste aufbieten, damit sie den Schneider, vor allem aber sie selbst, in der nächsten Zeit in Ruhe ließen. »Wenn er fertig ist«, sagte sie, »kommt er sofort zu jeder von euch. Darauf werde ich achten.«
     
    »Was gehört?« seufzte die Frau von Ajay Karapiet, die nicht zum Dienstagmorgentreffen gegangen war, weil sie mit hohem Fieber im Bett lag und noch immer viel zu krank war, um sich die Geschichten ihrer in Rosa gekleideten Freundin anzuhören.
    »Also da fehlen einem die Worte, das kann man wirklich keinem erzählen, stell dir vor, sie ist gelaufen, bei diesem Wetter, weit und breit war keiner auf der Straße, verstehst du, und im Auto verbreitete sich ein spezieller Geruch, also habe ich ihr eins von diesen modernen Eau-de-Cologne-Tüchern gegeben, das war ja das wenigste, was ich tun konnte«, plapperte die Frau von Nikhil Nair durchs Telefon.
    »Wer?« ächzte die Frau von Ajay Karapiet, die die Decke von sich wegschlug, die sie gerade noch über sich gezogen hatte.
    »Charlotte Bridgwater natürlich! Anscheinend ist noch kein Kleidungsstück fertig, und er bestreicht unsere Stoffe mit Zucker, der Butler, der eigentlich mehr ein Mädchen für alles ist, aber nun gut, sie nennt ihn noch immer den Butler, der war auch dagegen, sie haben sich gerauft, der Darsi und er, und sie mußte eingreifen, hat sie mir erzählt, stell dir vor, er wäre bei dir ins Dienstbotenzimmer gezogen, du hättest dich bestimmt nicht getraut, allerdings frage ich mich manchmal, ob es wirklich so eine gute Idee war, daß der Mann bei ihr im Haus ist …«
    Die Frau von Ajay Karapiet wußte, daß ihre Freundin nun ein »wieso« oder »warum« erwartete, aber in ihrem Kopf hämmerte es, und sie hatte Ohrensausen, sie wollte ein Glas kaltes Wasser und wieder schlafen, also stöhnte sie irgend etwas, was als Frage aufgefaßt wurde.
    »Ich hab so das Gefühl, aber sag es bloß zu niemand, ich hab so das Gefühl, daß sie ihn auch als Gärtner einsetzt!«
    Sogar mit einem völlig verschleimten Kopf und einer Temperatur von 39,4 spitzte die Frau von Ajay Karapiet die Ohren. »Der Schneider als Gärtner …«, schnaufte sie.
    »Mein Koch hat gesehen, wie er auf dem Markt eine Kiste voll Blumensamen gekauft hat. Blumensamen braucht man ja wohl nicht, wenn man Kleider näht, oder? Seit ihr Mali in den ewigen Kreislauf

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