Warum aendert sich alles
Dichter. Der Gott aber zieht die Seelen der Menschen, wohin er will.« (Platon, Ion ) Die vier Elemente: Erde, Wasser, Luft und davor der Mensch, der Feuerkopf.
Glauben oder Wissen
Der christliche Gott ist trinitarisch verfaÃt: Gottvater, der Sohn und der Heilige Geist. Wo aber bleibt der Vierte? In der Geschichte wurden verschiedene Lösungen angeboten: Die Einheit der drei als die von ihnen getrennte gemeinsame Substanz, oder auch Sophia, oder auch der Teufel. In Wirklichkeit, so entscheiden wir, ist es die Kirche. Wir wissen aus den geschichtlichen Quellen, daà die Kirche sich auf dem Konzil von Nikäa (325 n. Chr.) endgültig auf die Trinität einigte, während davon im Testament verständlicherweise nichts steht, also auch nicht davon, daà sich unter dem weiblichen Titel der Ekklesia nur Männer versammelten, um mehrheitlichfür ein göttliches Triumvirat zu stimmen. Und damit kommt es zur Kippfigur zwischen Glauben und Wissen. Der Gläubige sagt, die Dreifaltigkeit habe sich der Kirche offenbart, der Historiker sagt, sie sei das Ergebnis einer Abstimmung; top down oder down up , hier der sich selbst bezeugende Glaube, dort das quellenlesende Wissen. Gut, daà wir darüber wieder und noch zwanglos reflektieren können und zu einer eindeutigen Lösung gelangen.
Gedächtnis II
Was soll das Gedächtnis, bei dem so vieles auf dem Transport verlorengeht? Keine Bagatellen verschwinden, sondern häufig das Wichtigste, und die noch vorhandenen Stücke sind zum groÃen Teil Falsifikate, eingelagert durch zufällige Fotografien und die wiederholten Hinweise anderer, die die Einbildungskraft unkontrolliert in das Gedächtnis hineinholte. Keine Anstrengung hilft, es fiel hinab und ist endgültig verloren. Ich habe es nicht hinuntergeworfen. Wer bin ich jetzt noch? Ein zufälliges Restlager?
Alltag
Und erlöse uns von dem Ãbel des Alltäglichen. Die gesamte Kultur scheint eine gigantische Anstrengung zu sein, der Seelentortur der sich wiederholenden aussichtslosen Realität des Alltags zu entkommen: Musik, Bilder, der Lärm und die Dichtung und die Drogen, alles, um den Seelendurst und -hunger nach etwas Anderem zu befriedigen und dasselbe zu verscheuchen. Rhythmen gegen den phantasielosen Kreislauf, gegen den sich repetierenden Herzschlag, Spiegelspiele gegen das dumpfe Noch-einmal, Masken und Musik, endlich Flügel, zeitlos, poetisch, der geglückte Augenblick, jetzt abstürzen, was tutâs. Metropolen und Las Vegas gegen die Ãdedes Landes und der wechsellosen Zeit. Die Bewegung siegt endlich im gigantischen Kampf gegen die Ruhe.
Unbelehrbar
Jeder kennt ihn, den puer robustus . Kein Argument dringt in den fest vernagelten Kopf. Schon im 19. Jahrhundert wurde das Phänomen beobachtet, daà man mit einem Antisemiten nicht diskutieren kann, weil Argumente das Seelensediment nicht erreichen, aus dem sein Haà nach oben wuchert. In dieser Tiefenschicht der Ichbildung werden bestimmte Ãberzeugungen festgelegt, die das Ich nicht aufgibt, weil es in sie hinein deformiert ist, es, dieses Ich, ist selbst nichts anderes als die mentale Pathologie mit einem körperlichen Anhang. Entscheidend wäre also, die Festlegung: »Der bin ich«, so zu dirigieren, daà der festen Vernagelung vorgebeugt wird. Aber wie soll das realisiert werden?
Vielleicht sollte das psychische Phänomen der Unbelehrbarkeit zu einem Studienfach gemacht werden; die Theologen sind gleich mit Luzifer beteiligt (war er einfach böse? Aber was heiÃt das? War er unbelehrbar?), es folgen die Historiker, die Politologen, etc., es ist kein Ende in Sicht, ein Abschluà wäre erst nach dem Rentenalter möglich. Wie an einem Gummiband gezogen kommt die entstellte Weltanschauung zurück gegen alles »Hier siehst du die Opfer, hier, sieh hin! Hör endlich zu!« Einzubeziehen wäre vielleicht die lebenslängliche falsche Meinung, jeder Mensch müsse doch belehrbar sein.
Die Welt ist [...]; zu Fall gebracht
Wittgenstein: »Die Welt ist alles, was der Fall ist.« Der Satz ist von biblischem Glanz, er scheint unveränderbar und jenseits jeden Zweifels. Aber zu dem, was der Fall ist , gehören die Ruinen als Erinnerungsmale früherer Bauten und die Narbeam Bein des Odysseus â somit auch: »Die Welt ist alles, was der Fall ist und war«, und natürlich: »Die Welt ist alles, was der Fall ist und war und sein wird«. Oder muÃ
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