Warum aendert sich alles
Schwarze sehen, ist ebendiese Geschichtemit elementaren Daten und Orten, die sie von der Geschichte Chinas unterscheidet, unbezweifelt vorausgesetzt. Es ist die Geschichte Amerikas und nicht die des Mondes. Wie weit gehen die Gemeinsamkeiten, um die Verschiedenheiten möglich zu machen? Welche Statuen und welche Griechen genau? Wenn Gottes Vernunft ganz anders ist als die menschliche, dann ist sie entweder keine Vernunft oder Identität und Differenz zur menschlichen Vernunft lassen sich bestimmt angeben.
Der Mythos der reflexiven Moderne
Die »reflexive Moderne« ist zur geflügelten Selbstverständlichkeit geworden; wer sich zur Lage der Kultur äuÃern will, sollte nicht versäumen, von ihrer Reflexivität zu sprechen, durch die sie sich von allen früheren Zeiten unterscheidet. Seit wann es sie gibt? In einem ersten Reflex wird man die Moderne hier nicht mit dem »homo modernus« um 15000 v. Chr. ansetzen, sondern mit dem Beginn der Neuzeit nach Antike und Mittelalter, zwischen Luther und Descartes etwa: IchbewuÃtsein, Selbstreflexion, das Reflektierte gegen das Naive. Wer zu reflektieren beginnt, entdeckt hierin eine wahrhaft naive Vorstellung über die vorreflexiven Zeiten! Sie entspringt der Reaktion auf die Kantische kritische Philosophie, die als Innovation die Ãberlegung über die subjektiven Erkenntnisvermögen gegen die Skeptiker und Dogmatiker praktiziert. »Reflektiert« und »naiv« werden naiv zu Epochenetiketten umgemünzt und die eigene Reflexivität zurückdatiert bis ungefähr zur Renaissance. Mit dem vor- reflexiven Mythos läÃt sich erfolgreich operieren, obwohl die geringste Reflexion und Kenntnis der Antike und des Mittelalters die Haltlosigkeit des Naiven-Mythos zeigen; aber es ist die Eigenschaft von Mythen, daà sie reflexionsimmun sind, bis sie absterben.
Radikal
Zur Durchsetzung gehört das Radikale, Kierkegaard ist radikaler Christ, Nietzsche ist radikaler Aufklärer, aber auch radikaler Gegenaufklärer, Marx ist ein radikaler Denker. In der Umgebung des Wortes sollte auch das mildere »kritisch« einflieÃen, wer wollte schon unkritisch sein, vielleicht so: »einer kompromiÃlos radikalen Kritik unterwerfen«. Auch radikal widersprüchlich; Nietzsches tragisch-radikale Grunderfahrung muà in aller Deutlichkeit mit ihren Widersprüchen zur Sprache kommen. Die unüberbietbare Radikalität der Seins- frage, wie sie Heidegger nach Orpheus und Hölderlin erneuert. Auch: Daà alles ohne jedes Tabu in Frage gestellt wird. Ferner so tiefgründige Vorhaben wie: Das Werden denken, das Böse denken, das Veritable und die Wirklichkeit und das Nichtsein radikal zu Ende denken, das Offene (radikaler noch als Agamben), das Politische (radikaler noch als Carl Schmitt). Vielleicht zum Auffrischen: »In radikaler Behutsamkeit«, etwa von einem Denker des unvordenklichen BewuÃtseins. Unentbehrlich ist natürlich auch die profunde Widersprüchlichkeit der heutigen Welt, und immer noch die radikale Bewegung.
Die Zukunft
»Wir haben die Zukunft hinter uns«, sagt ein Mann aus Tiksi, dem Tor zum Eismeer, früher ein bedeutender Umschlagplatz, heute eine frühere Stadt aus Schrott.
La condition humaine
Der Mensch ist offenbar ein Dämon, der erst bei sich ist, wenn er auÃer sich ist. Der Mensch muà zwanghaft die Welt durchmustern und jedes Ding an sich zu einem Gegenstand für sich, den Menschen, umbestimmen. Die Grundmaximeist: Nichts an und für sich sein lassen, weder den Urwald noch den Indio-Stamm oder die Korallenriffe, den Mond, den Mars, die Menschen selbst. Was an sich so ist, wie es immer schon war, wird einverleibt und, wenn es domestiziert überlebt, in ein »für uns« umkonzipiert, Urwald und Erdöl, alte Bräuche, selbst Ruinen: Use it , nur durch den Gebrauch, deinen Gebrauch, wird es real. Das Subjekt hält sich für nichts, wenn es sich nicht in Objekten realisiert und die äuÃere Substanz in eine ichdependente Funktion verwandelt, jedes Ding perspektivisch vor sich bringt und für sich zurechtbiegt und verbraucht.
Auto-Fernsehen
Der Menschheits-Imperativ, die Dinge an sich progressiv in Erscheinungen für sich zu verwandeln, ist in gegenläufiger Tendenz im Automobil und im Fernsehen wunderbar verwirklicht. Beim Fernsehen wird an dem im Sessel dösenden Bürger eine bewegte Welt als Fenstererscheinung vorbeigetragen, während
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