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Warum aendert sich alles

Titel: Warum aendert sich alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Brandt
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anders.«
    B: »Ist die Sache anders oder ist die Sache nicht anders, sondern Ihr Sehen?«
    A: »Es ist eigentlich beides anders.«
    B:»Ach so.«
Selbstsein
    A: »Seien Sie endlich Sie selbst. Verwirklichen Sie sich und führen Sie das Leben, das zutiefst Ihrer eigenen Natur entspricht. Nicht auf die anderen hören. Gehen Sie dieses Wagnis ein, endlich authentisch aus dem inneren Selbst zu existieren. Das Ich zu verwirklichen ist das höchste Gut im menschlichen Leben! Tun Sie das, woran Sie glauben, so einfach ist das.«
    B: »Ich bin Dynamit: Ich, rücksichtslos gegen die Herde der anderen mit ihrem Moral- und Wahrheitsgeläut, abfackeln ist meine authentische Parole.«
    A: »Nein! Das war ja nicht gemeint!«
    B: »Doch. Selbstsein. Der bin ich.«
Ich selbst
    Â»â€ºIs there anybody there?‹ said the Traveller,
    Knocking on the moonlit door.«
    Walter de la Mare
    Â 
    David Hume: »Wir haben gar keine Vorstellung eines Ich . Oder aus was für einem Eindruck könnte diese Vorstellung stammen? Es ist unmöglich, diese Frage zu beantworten, ohne daß man in offenbare Widersprüche und Ungereimtheiten gerät; und doch muß diese Frage notwendigerweise beantwortet werden können, wenn die Vorstellung unseres Ich für klar und vollziehbar gelten soll. Jede wirkliche Vorstellung muß durch einen Eindruck veranlaßt sein. Unser Ich oder die Persönlichkeit aber ist kein Eindruck. Es soll ja vielmehr das sein, worauf unsere verschiedenen Eindrücke und Vorstellungen sich beziehen. Wenn ein Eindruck die Vorstellung des Ich veranlaßte, so müßte dieser Eindruck unser ganzes Leben lang unverändert derselbe bleiben; denn das Ich soll ja in solcher Weise existieren. Es gibt aber keinen konstanten und unveränderlichen Eindruck. Lust und Unlust, Freude und Kümmernis, Affekte und Sinneswahrnehmungen folgen einander; sie existieren nicht alle zu gleicher Zeit. Also ist es unmöglich, daß die Vorstellung unseres Ich aus irgend einem dieser Eindrücke stamme; folglich gibt es keine derartige Vorstellung.« Aber wie – sollte es mich nicht geben?
Geistesabwesend
    Richter: »Sie sind bei Rot über die Ampel gefahren und haben dadurch ...«.
    Angeklagter: »Halt, Einspruch! Ich bin nicht bei Rot über die Ampel gefahren, ich bin auch nicht bei Rot auf der Straße weitergefahren, wie Sie vermutlich meinen. Ich nicht! Jedes Kind weiß, daß es tödlich sein kann, also müßte ich wahnsinnigsein, wenn ich es getan hätte, und könnte folglich schon deswegen nicht verurteilt werden! Es war ganz anders: Ich war geistesabwesend, mich verfolgte ein Gedanke, von dem ich mich nicht lösen konnte, gerade dieser Gedanke: Was kann es heißen, jemand sei geistesabwesend? Wer ist er, wenn er abwesend ist, im Geiste, also ganz zentral, er selbst, zerstreut? Zerstreut wohin? Begreifen Sie, was das sein soll? In diesem Zustand, in dem ich den einen Gedanken konzentriert verfolgte oder, wenn Sie wollen, er mich verfolgte, habe ich es, nein: es in mir es unterlassen zu bremsen. Ich habe, nein: es hat etwas unterlassen, wie wir tausend und abertausend Sachen in jedem Augenblick unseres Lebens unterlassen, nicht tun, auch jetzt, Herr Richter, auch Sie müssen hier und jetzt unendlich vieles nicht tun. Sie unterlassen es, einem Desorientierten über die Straße zu helfen – aber ist das Ihre Unterlassung, gar Ihre Handlung ? Ich habe nichts getan , wie Sie gerne möchten! Sie wollen einen Schuldigen finden, wie ihn die Verkehrsordnung braucht und gesetzlich festlegt. Dann sprechen Sie meinen Körper schuldig, der am Ende ja das Bremsen und Weiterfahren besorgt; aber er ist durch den Unfall ramponiert und nicht mehr derselbe. Feine Justiz! Sie machen mich zum Täter, nicht ich! Also lassen Sie mich jetzt gehen. Auf Wiedersehen!«
    Richter: »Auf Wiedersehen!«
    Richter (beiseite zu einem Gerichtsdiener): »Nehmen Sie den Mann unauffällig in Gewahrsam.«
»It’s just me, myself and I«
    Â»Es gehört zur alltäglichen Selbsterfahrung, sich in ein Verhältnis zu sich selbst zu setzen: Ich mache mir Vorwürfe, ich strenge mich an, ich nehme mir etwas vor; geh in dich, sei selbstkritisch – sobald der Mensch von sich selbst ›ich‹ sagt, hat er es mit sich selbst in wenigstens zwei Rollen zu tun, die sich gegenseitig bedingen und von denen wir problemlos sagen können,

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