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Warum aendert sich alles

Titel: Warum aendert sich alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Brandt
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daß das eine Menschen-Ich ohne diese zweiIchs nicht zu haben ist. Jeder Mensch beherrscht mit dem Ich-Gedanken auch die innere Verdopplung ohne jedes Problem und ohne gesonderten Unterricht oder psychologisches Studium. So wären wir bei der Trinität angelangt: Das Ur-Ich mit dem alten Anspruch »Ich bin, der ich bin«, und dann die Ich- und Gegen-Ich-Beziehung, die mit dem Ich und gegen es zusammen auftritt. Und erst die Einheit dieser Dreiheit ist das eigentliche Ich, das sich so hartnäckig vor sich selbst versteckt und von seiner eigenen Vielheit und Vierheit nichts wissen will.«
    Â»Ich soll vier sein? Um Gottes willen! Wie soll ich das sein, wenn ich es nicht weiß? Sie machen mich mit dieser Sophistik ganz nervös. Gehen wir, spielen wir Skat.«
Selbsterkenntnis I
    In einem Institut in Kopenhagen wurde ein Schimpanse daraufhin geprüft, ob er sich selbst im Spiegel von seinem als Spiegelbild simulierten Großvater unterscheiden könne. Wenn der Großvater im Spiegel mit einer Binde im Kopfhaar erschien, griff der Schimpanse sich auf den Kopf, obwohl man ihn mit Lustimpulsen und kleinen Elektroschocks davon abzuhalten versuchte. Durch die frustrierenden Experimente und den Schlafentzug verlor der Affe alles Selbstvertrauen, er konnte den Wärter nicht mehr von den übrigen Affen unterscheiden, hielt die Sonne für den Mond und wurde in die Nervenklinik eingeliefert. Ein ähnlicher Fall ereignete sich, als die dänischen Forscher versuchten, einen Schimpansen zur Selbstlokalisierung auf einer großen, übersichtlichen Karte des Zoos zu bringen. Er kannte das Zoogelände genau, wurde in langem hartem Training mit der Karte vertraut gemacht, wollte aber partout nicht auf den Ort der Karte zeigen, an dem er sich im Zoo befand. Auch dieser Schimpanse verzweifelte an der intellektuellen Überforderung und mußte in die Irrenanstalt in Apenrade gebracht werden. Forscher einer amerikanischen Exzellenz-Universitätversuchten, die Veröffentlichung dieser Nachricht zu verhindern. In ihren Räumen verhungerte ein Affe, weil er vor dem Spiegel darauf wartete, daß endlich sein identisches Selbst mit einer Bewegung beginnen sollte, was aber nicht geschah.
Selbstlos
    Selbstlos nicht im Sinn des niederfallenden Steines und des Wasserstrahls, sondern emphatisch so, daß ein Wesen, das um sich selbst weiß und seine Selbsterhaltung dauernd im Sinn hat, daß dieses Wesen dazu in der Lage ist, uninteressiert zu handeln, selbstfrei und ohne die Nebenrücksicht auf das pochende Ego. Es ist umstritten, ob es eine derartige Selbstfreiheit geraden Blickes überhaupt unter den Menschen gibt, ob nicht bei genauer Analyse aller Motive doch das Ich auch im Schein der perfekten Selbstenthaltung am Ende insgeheim an sich selbst denkt. Nietzsche sagt: Nein, und möchte sich bei diesem Sprechakt gern ausnehmen. Vielleicht läßt sich nie eine endgültige Transparenz in diese opake Seelenlage bringen und klären, ob doch wenigstens einige wenige selbstlose Handlungen auf diesem Planeten vollzogen wurden oder nicht. Wenn jedoch partout kein Selbstinteresse sichtbar wird, wenn im Gegenteil der Handelnde die schwersten Widrigkeiten und Schmerzen erwarten muß, wenn er sich mit allen seinen Mitteln für eine sogar selbstzerstörerische Handlung einsetzt, dann wird man meinen, daß sich die Waage doch zugunsten der puren Selbstlosigkeit neigt und der alte Adam gegen Nietzsches Einspruch überwunden ist.
    Es ist gut bezeugt: Jugendliche tragen unter großem Kräfteaufwand und mit Gefahren Steine auf eine Autobahnbrücke, sie warten geduldig, bis ein Auto so fährt, daß sie es treffen können, sie heben die Steine mühsam und beladen über das Geländer und lassen sie mit Präzision niederfallen. Die Insassin des getroffenen Autos war sofort tot; die Jugendlichenkannten sie nicht, jeder Gedanke an Profit ist gänzlich abwegig, auch an Ruhm, denn die Täter suchen anonym zu bleiben, sie verschwanden sogleich im Dunkel. Der Test der Selbstlosigkeit ist hier offenbar bestanden. Noch eklatanter sind jedoch die Handlungen, welche mündige Personen nicht nur ohne alles Interesse begehen, sondern unmittelbar gegen ihr Selbstinteresse, selbstlose Handlungen, durch die sie sich selbst tatsächlich loswerden. Anzufangen wäre hier bei der täglichen Kleinkriminalität des Rauchens, zu enden bei der großen Selbstlosigkeit der harten

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