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Warum aendert sich alles

Titel: Warum aendert sich alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Brandt
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Wahrheit und ihrer politikfreien Methode, du Kritiker!
Propaganda, Vierte Gewalt
    Nach zögerlichen Vorgedanken bei Aristoteles und John Locke etablierte sich im 18. Jahrhundert die Lehre von den drei Staatsgewalten der Legislative, Exekutive und Judikative als festes System und als die einzig rechtliche Alternative zu Despotismus und Anarchie. Das rechtliche Postulat der öffentlichen Meinungsfreiheit, ebenfalls Produkt der Aufklärung, wandelte sich im 19. Jahrhundert zur Anerkennung einer Vierten Gewalt. Sie tritt den drei offiziellen Gewalten als Korrektiv entgegen und äußert sich in einer freien Presse, im Demonstrationsrecht, in der Versammlungsfreiheit. Lenin und Goebbels ließen in diktatorischer Schläue die vierte Gewalt im Propagandaministerium verschwinden, so gab es sie, und es gab sie nicht. In den liberalen Staaten entwickeln sich die Medien auf vielen Schleichwegen aus der Vierten Gewalt zur Erst- und Übergewalt im Staat; die drei ursprünglichen Instanzen werden tendenziell zu Organen dieser bunten undbewegten Gewalt der Gewalten. Und wonach richten sich die Medien? Nach vielerlei, nach der ausgesuchten Wahrheit; nach dem Kapital, das sie besitzt und finanziert und die Anzeigen einschwemmt, nach der Konkurrenz, nach den Lesern und nach der Mode. Die »democracy and liberty«-Posauner setzen darauf, daß sie die Bildung der Bürger weiter so absenken können, daß ihnen das eigene Sehen und Hören und mündige Urteilen vergeht. So läßt sich die vielköpfige Menge im Taumel lenken. Forza.
Macht, Gewalt
    Nebukadnezar, Xerxes, Alexander der Große, Attila, Dschingis Khan, Napoleon, Hitler und Stalin: Die staatliche Macht und Gewalt bricht aus den Einhegungen des normalen Ganges wie ein Stück nackter Natur hervor, löst die rationalen Erwägungen, die Verträge, das Recht der Völker und setzt den Instinkt der puren Macht und Machterhöhung an die Stelle der vernünftigen Einordnung in Diskurse, Erwägungen gemeinsamer Lösungen, Projektion eines paritätischen Friedens. Alles Sprechen und Schreiben ist so deplaziert wie das Einreden auf einen Wasserfall, das verbale Beschwichtigen von Wolken und Stürmen. Dämonen in sonst vielleicht mittelmäßigen Köpfen – was soll man ihnen sagen, wissend, daß das Handeln von Machteruptionen gelenkt wird und sich nichts sagen läßt? Zwei Kulturen, die Ausbrüche auftrumpfender Gewalt, und dann das Gerede, das die Gewalt im Feuilleton umraunt, words , words , words , vorweg und hinterher.
    Unsere eigene Gesellschafts- und Staatsphilosophie kannte sie seit langem nicht mehr und hielt die Geschichte der monströsen Machtausbrüche für beendet, sie wandte sich nach 1945 der Verteilung des Wohlstands in bürgerlichen Rechtsverhältnissen zu; nicht einmal der bürgerliche Verbrecher begegnet in den frisch gebügelten Zivildiskursen, kein Wort von Strafe und wie es möglich sein soll, daß der Verbrecher seine Freiheit verliert.
Der Böse, Satan, redivivus
    Lieber Herr Kelly,
    Ihr gedankenreiches Buch Satan : A Biography (Cambridge University Press 2006) hat für uns alle die größte Bedeutung. Endlich wagt es jemand, dem Teufel seine fast verlorene Existenz zurückzugeben und auch Personen zu benennen, von denen gut belegbar ist, daß der Teufel in ihnen steckte. Jetzt wird man den Ursprung der menschlichen Übel nicht mehr im mißlichen Charakter und der schlechten Naturanlage der Einzelnen suchen, man wird nicht mehr permanent die Familie, die Schule, die sozialen Verhältnisse oder gar das ganze Gesellschaftssystem als die Ursachen des kriminellen Handelns kritisieren und verändern wollen, sondern in allem Satans Treiben erkennen. Der Böse läßt sich nicht mit Vernunft begreifen, weil er seit Anbeginn als Numinosum zur menschlichen Existenz gehört. Kurz: Sie haben endlich das Diabolische gerettet, und wer gottesfürchtig ist, muß und wird Ihnen danken,
    Ihre B.
Osservatore Romano
    Die Zeitung des Vatikans wies in ihrer Nummer vom 13.8. 2009 in aller Entschiedenheit die Vorstellung zurück, daß in die nunmehr beschlossenen Ämter für Exorzismus in jeder Diözese auch Frauen berufen werden könnten. Zur Austreibung des Teufels, hieß es, bedürfe es der besonderen Weihen, die nun einmal dem männlichen Geschlecht vorbehalten seien. Die Probe exorzistischer Begabung und Berufung müsse vor einem

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