Warum aendert sich alles
die gelöste Stimmung trug wesentlich dazu bei, daà der Konflikt sachlich diskutiert und friedlich wie unter Brüdern gelöst wurde. â Der ausführliche Brief von Frau Dr. Merkel, der als Antwort an Ahmadineschad gerichtet wurde, war geistvoll und stilistisch so ausgefeilt, daà er in die Prosaauswahlen der englischen und deutschen Sprache einging. Der iranische Präsident fühlte sich endlich anerkannt; in vertrautem Kreis sagte er, erst das tiefsinnige Schreibender deutschen Bundeskanzlerin hätte ihm gezeigt, was er eigentlich gemeint habe! Er erwies sich als Liebhaber der von ihm wenig beherrschten subtilen Unterscheidungen und wurde während des weiteren Briefwechsels ein friedliebender Bündnispartner aller Länder.
Brot und Weizen, auch:
Die alte Achse der Bösen
Marie Antoinette (französische Königin, 1789): »Wie das?! Die Armen protestieren, sie könnten kein Brot mehr kaufen! Dann sollen sie doch Kuchen essen.«
Nato-Sprecher (2007): »Wie das?! Die afghanischen Bauern protestieren, sie könnten keinen Mohn mehr anbauen! Dann sollen sie doch endlich Weizen ernten!«
Folgen
Der Sprecher wies die Kritik am Präsidenten scharf zurück; er selbst, der Präsident, habe sich dagegen verwahrt, für die Folgen des Angriffs und der Besetzung des Landes verantwortlich zu sein; die Durchsicht aller Akten und Gesprächsprotokolle zeige eindeutig, daà der Präsident den Bürgerkrieg in keiner Phase der Vorbereitungen geplant habe, denn das Wort selbst komme an keiner Stelle vor, die jetzigen verheerenden Anschläge könnten ihm also auch nicht zur Last gelegt werden, wie dies in feindlich gesinnten Medien geschehe. Auch die Existenz sog. Sunniten und Schititen sei dem Präsidenten und seinen Beratern vor der Invasion unbekannt gewesen, wie leicht beweisbar sei. Der Präsident sei sehr betroffen durch die Entwicklung und rufe dringend zur Besonnenheit auf, jetzt sei es eine Entscheidung des Landes, ob es »liberty and democracy« wolle oder nicht.
Die Presse, soweit sie den notwendigen Ãberfall von Anfangan unterstützt hatte, dankte ausdrücklich für diese klärenden Worte, die sie am folgenden Tag auch auf der ersten Seite mit Fotos im Wortlaut brachte.
Stalingrad â Bagdad
»Ich war lange Zeit im Irak; ich kenne die sommerliche brütende Hitze in der Millionenstadt Bagdad, in der Nacht und am Tage, für einen Europäer ganz unglaublich: Kann es so heià werden auf diesem Globus? Wie konnte hier die erste Kultur der Menschheit entstehen, der Anfang von allem, von Israel und Europa, zu schweigen von Amerika und Australien? Es ist eine bewundernswerte Intensität des menschlichen Geistes, die die Kultur am Euphrat und Tigris ermöglichte. Die erste Stadtverwaltung, die erste Schrift, die Ordnung von Erde und Himmel: das alles stammt aus diesem Land! Bedeutende freie nachdenkende Menschen, die sich aus dem Inkubus der Tierheit emanzipierten, mit Glück und Unglück, aber alles im Rahmen ihrer, wie es heiÃt, wechselvollen Geschichte mit Kriegs- und Friedensfolgen, mit dem Glück und Elend, die Iraker kannten ihre Geschichte und wuÃten um das Auf und Ab von guten und schlechten Herrschern. Dann jedoch kam die GroÃe Zerstörung, die Invasion, die die Identität des Landes am Euphrat und Tigris für immer zerstörte. Eine Ungeheuerlichkeit, über die die schuldigen Länder als ein Ereignis unter anderen hinweggehen wollen. Aber für die Beteiligten ist es ein tägliches Stalingrad, dort 40 Grad Minus, hier 50 Grad Plus, dort war der Tod schneller und freundlicher als hier in der sengenden Hitze am Tigris, die Kinder ohne Wasser und Elektrizität, die Nächte ohne Ruhe vor den Helikoptern der feindlichen Armee. Und dann die Gewalt von Haus zu Haus, von StraÃe zu StraÃe, in allen Vierteln, und Ihr seht zu, und es erscheinen die abwägenden Kommentare der feinen lächelnden Lords und Politiker. Warum kommen sie nicht, um eines, nur eines der fünfzigtausend von ihnen ermordeten Kinder zu begraben?Keiner von ihnen kommt in die Stadt Bagdad, so wenig wie Hitler nach Stalingrad kam.
Beste GrüÃe, S. O.«
Bilder, Bilder, Bilder
»Sie haben das Wort, Herr Stadtplaner!«
»Vielen Dank! Wir haben keine wirkliche Lösung für die Trabanten- und Vorstädte gefunden. Die Ãde der wachsenden Wohnsilos ist weder durch die Hochhäuser selbst noch durch die
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