Warum diese Woche völlig in die Hose ging (German Edition)
wusste nicht genau, worüber Tim lachte, aber ich fand die ganze Vorstellung so seltsam, dass sie irgendwie komisch war. Vielleicht lachte ich auch nur, weil Tim lachte. Er hat diese Wirkung auf andere. Er gehört zu den Leuten, die lustig sind, ohne es zu wollen. Außerdem strahlt er solch eine kindliche Unschuld aus, dass man sich selbst wie ein kleines Kind vorkommt. (Oder bin ich das tatsächlich? Ist man mit fünfzehn noch ein Kind? So oder so ist es ein komisches Alter. Die halbe Welt behandelt dich wie ein Baby, was einem tierisch auf die Nerven geht, es sei denn, man bekommt irgendwo eine Kinderermäßigung oder ein paar Süßigkeiten geschenkt. Die andere Hälfte behandelt dich wie einen Erwachsenen, was eigentlich schön ist, es sei denn, man muss irgendwo den vollen Preis bezahlen und seine Süßigkeiten selber kaufen.) Tim ist irgendwie halb Kind, halb Erwachsener und gehört zu den Leuten, die immer zu anderen aufzublicken scheinen. Was mir eigentlich gut gefällt (solange ich die Tatsache ignoriere, dass er auch zu jedem Vollidiot aufblickt).
Als Tim sein Eis aufgegessen hat, bekommt er solch einen Schluckauf, dass er nach jedem Hicks kichern muss. Glücklicherweise kenne ich ein hundertprozentig erfolgreiches Mittel gegen Schluckauf. Nicht eines dieser bescheuerten alten Hausrezepte wie Drei mal trocken runterschlucken oder Den Zeigefinger in Richtung Nasenspitze bewegen – das ist alles Schwachsinn. Ich dachte einen Moment darüber nach, ob ich mein Geheimrezept irgendjemandem anvertrauen sollte, aber dann dachte ich, hey, das ist Tim, und wenn sein Schluckauf echt heftig ist (wenn er noch zehnmal » hickst«, ehe ich mit meinem Eis fertig bin), dann würde ich ihm gegenüber kein großes Geheimnis lüften. Tim hickste gerade zum siebten Mal.
Die letzten Eisreste liefen an meinem Stiel herunter. Ich wollte ihn mir gerade in den Mund schieben, als mich etwas Hartes an der Schläfe traf.
» Autsch!«
Erste Pause
Der Anfang vom Ende
Der Eisstiel flog durch die Luft, Tims » The Killers«- T-S hirt bekam ein paar Eisflecken ab, während ich mir meine schmerzende Schläfe rieb. Während der Tennisball davonhoppelte, versuchte ich krampfhaft, mir meinen Schmerz nicht anmerken zu lassen. Die Mädchen sollten nicht denken, dass ich ein Waschlappen bin. Aber das wiehernde Gelächter, das von der anderen Seite des Tennisplatzes kam, war kein Mädchenlachen, und jetzt begriff ich auch, dass es kein Unfall gewesen war.
» Hey, Mann, sorry!«, stieß Cole unter hysterischem Lachen aus, als er zu uns kam, begleitet von seinem nervigen kleinen Freund » Tampon« (keine Ahnung, wie der wirklich heißt oder warum er sich so nennt), der noch heftiger lachte als er.
» Ich wollte dich nicht treffen, Ehrenwort«, fuhr Cole prustend fort.
» Blödmann«, grummelte ich in mich hinein.
Normalerweise wäre ich total ausgeflippt, hätte den Ball wütend zurückgepfeffert und Cole weitaus schlimmere Schimpfwörter als » Blödmann« an den Kopf geworfen, aber es waren zu viele andere Leute um uns herum, und ich wollte meine Coolness bewahren. Ich spürte, wie mir die Röte in die Wangen schoss.
» Hey, das war ein Unfall! Mein Gott, sorry!«, sagte er, als hätte ich kein Recht, ihn einen Blödmann zu nennen.
Dass er immer noch lachte, machte mich umso wütender, und Tampon, der sich alle Mühe gab, so laut wie möglich zu lachen, hätte ich am liebsten alle Piercings aus dem Gesicht gerissen. Cole ist ein guter Freund, nur leider ein Vollidiot, wenn er mit seinen Scaterfreunden zusammen ist. Eigentlich hab ich ja nichts gegen Scater, ich war selber mal einer, bis ich meine Karriere wegen ständiger Fleischwunden und einem akuten Fall von weichen Knien vorzeitig beendete. Aber die Jungs, mit denen Cole abhängt, sind nun mal Arschlöcher, ob Scater oder nicht. Es sind solche Momente, in denen ich zurückdenke und mich frage, warum ich mich je mit Cole angefreundet habe. Er verwandelt sich immer mehr von einem meiner besten Freunde in einen meiner schlimmsten Feinde. Wäre ich ihm heute zum ersten Mal begegnet, hätte ich ihn für einen ausgemachten Schwachkopf gehalten und angenommen, dass alle, die mit so einem Schwachkopf befreundet sind, ebenfalls Schwachköpfe sind. Vielleicht bin ich selbst ein Schwachkopf. Sieht jedenfalls ganz so aus, da ich mich weiterhin mit Leuten wie ihm abgebe.
» Jetzt mach dir nicht ins Hemd«, sagte Tampon mit bedrohlichem Grinsen. » War ja kein Stein, sondern nur ein
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