Warum diese Woche völlig in die Hose ging (German Edition)
Spiel. Himmel Herrgott, was für eine Tragweite! Wenn man anfängt, darüber nachzudenken, dann gibt es überhaupt keine isolierten Handlungen mehr– die Zukunft eines jeden hängt von jeder kleinen Entscheidung ab, die wir im Laufe unseres Lebens treffen! Wenn ich zu Burger King statt zu McDonalds gehe, könnte es sein, dass ich zufällig in einen bewaffneten Überfall hineingerate und in den Kopf geschossen werde. Wenn ich mich zu Mittag für Fish&Chips statt Bohnen auf Toast entscheide, könnte das zu einem überstürzten Besuch auf dem Klo führen, wodurch ich vielleicht den Bus verpasse, in dem ich andernfalls die Frau meines Lebens kennengelernt hätte, mit der ich ansonsten eine wunderbare Familie gegründet und ein langes glückliches Leben als Filmkomponist mit einem großen Haus auf dem Land geführt hätte. Was ist, wenn ich zwei Sekunden, bevor Eleanor um die Ecke kommt, einen fahren lasse und sie mir eigentlich erzählen wollte, dass sie unsterblich in mich verliebt ist, es sich aufgrund des bestialischen Gestanks jedoch anders überlegt? Ein einziger Furz– und zwei Sekunden später geht dein ganzes Leben den Bach runter!
Okay, von jetzt an werde ich lange und gründlich über jede einzelne meiner Entscheidungen nachdenken– diese Geschichte soll nämlich unbedingt ein Happyend haben und darf auf keinen Fall als Tragödie enden. Abgesehen von allem anderen eignet sie sich dann auch nicht mehr für eine Verfilmung.
Was die Schule betrifft, ist Mittwoch wahrscheinlich der beste Tag der Woche. Außer Physik am Nachmittag geht alles seinen ruhigen Gang, und selbst Physik kann man zur Not aushalten.
Der Schultag beginnt mit einer Stunde Informatik. Da es kein Prüfungsfach ist, braucht man sich auch keine besondere Mühe zu geben, und Hausaufgaben gibt es sowieso nicht. Eigentlich muss man in diesem Fach gar nichts tun, weil die meiste Zeit nicht mal ein Lehrer da ist. Eigentlich ist ausgerechnet Dave Kross für uns zuständig, aber der muss jetzt am Mittwoch auch noch den Englischkurs eines Kollegen übernehmen. Eigentlich sollten wir ja einen Ersatzlehrer bekommen, aber in der Regel läuft es auf irgendeine Stellvertretung oder einen Sportlehrer hinaus, dessen Fußballspiel gerade dem Regen zum Opfer gefallen ist– beide haben jedenfalls erst mal keine Ahnung, was sie mit uns anfangen sollen. Dave erscheint manchmal zu Beginn der Stunde und versorgt uns mit irgendwelchen Aufträgen, deren Erledigung er dann bei seiner nächsten Stippvisite am Ende der Stunde kontrolliert. Vielleicht macht er das ständig so und kommt deshalb immer zu spät zum Englisch- oder Literaturunterricht.
Der heutige Schultag findet ohne Lehrer statt. Dave kam kurz herein, um die Anwesenheit zu kontrollieren und ein paar Arbeitsblätter auszuteilen, dann war er wieder verschwunden. Ich kann mich nie richtig entscheiden, ob ich mich darüber freuen soll, weil ich nicht arbeiten muss, oder mich ärgern soll, weil ich nichts lerne (was bei der Wahl des Kurses eigentlich der ausschlaggebende Punkt war). Der Rest der Klasse scheint sich einmütig zu freuen und verschwindet in Richtung Sportplatz, um die Sonne zu genießen. Eigentlich wollte ich mich ihnen anschließen, da ich jedoch merkte, dass ich nach dieser Stunde eine Hausaufgabenstunde hatte (eigentlich eine Lücke in meinem Stundenplan, in der ich in der Bibliothek meine Hausaufgaben machen soll), entschied ich mich, das Sonnenbad zu verschieben. Natürlich könnte ich auch den ganzen Vormittag draußen verbringen, aber das würde nur das Risiko erhöhen, erwischt zu werden und nachsitzen zu müssen oder noch schlimmer: Ich würde zu lange in der Sonne bleiben und Durchfall bekommen (ist das eigentlich normal oder nur bei mir so?).
Wir sind insgesamt nur noch fünf Leute im Computerraum– ich, ein Comicfreak namens James, mit dem ich noch nie ein Wort geredet habe, sowie ein paar Computernerds, die bestimmt die ganze Zeit hierbleiben werden. Aus unerfindlichen Gründen haben wir Daves Arbeitsauftrag schon erledigt. Okay, es mag sich irgendwie traurig anhören, aber es hat echt Spaß gemacht. Wir sollten Werbekampagnen für erfundene Produkte gestalten– ich habe mir einen schrägen Spot für Limonade ausgedacht, während es James mit einer Plakatwerbung für psychische Krankheiten versucht hat. Es ist eine Schande, dass wir dafür keine Noten kriegen, denn die Ergebnisse können sich sehen lassen. Ich habe ein neues Getränk namens » Mango Pop« auf den Markt
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