Warum diese Woche völlig in die Hose ging (German Edition)
habe ich mich endlich getraut, und seitdem wünschte ich, ich wäre mein ganzes Leben mit ihr gefahren«, erklärte er nüchtern. » Bist du jetzt zufrieden?«
» Du findest mich also erregend und willst auf mir reiten?«
» Komm, halt die Klappe«, sagte er lachend.
Wir haben sogar denselben trockenen Witz. Das ist fantastisch! Ich habe das Gefühl, unsere Freundschaft ist wie Nemesis (auch ich habe mich bis vor zwei Jahren nicht getraut, mit dieser Achtbahn zu fahren, und auch ich dachte später: Warum habe ich das nicht schon viel früher gemacht?).
» Vielleicht bis du ja ein total verknallter Homo.«
In erstaunlich kurzer Zeit war es uns beiden irgendwie gelungen, die wichtigste Stufe einer Jungenfreundschaft zu erklimmen– sich im Spaß gegenseitig als schwul zu bezeichnen.
3 . Stunde
Physik
Die Physikstunde am Nachmittag war nicht schlecht, wenn sie auch hätte viel besser sein können. Ich hatte darauf gehofft, über die Tische hinweg gelegentlich ein paar Worte mit Eleanor wechseln zu können, was jedoch nicht der Fall war. Doch sie lächelte mich an, als ich den Raum betrat und formte ihre Lippen zu einem stummen Hi, als ich an ihr vorbeiging (was in meinem Bauch einen Schwarm von Schmetterlingen in Bewegung setzte, die mir wiederum weiche Knie verursachten). Jane-fünf-Humpen-Maulfwurfsgesicht-Monroe machte all meine Hoffnungen zunichte, als sie bekannt gab, dass heute praktische Arbeit anstünde (macht eigentlich Spaß), und zwar in Zweiergruppen ( könnte okay sein), die sie selbst festlegen würde (Folter). Ich sollte mit Simon Cleat zusammenarbeiten (verfluchter, vermaledeiter Bockmist!)
Simon und ich haben uns noch nie gut verstanden. Er ist ein schleimiger, nach Schweiß stinkender Idiot, der jeden Tag sein beknacktes Everton-T-Shirt anhat, was gelinde gesagt echt abstoßend ist. Was aber nach schlimmer ist, was mich echt in den Wahnsinn treibt, ist die Tatsache, dass die Mädchen ihn unwiderstehlich finden. Und ich rede nicht nur von den Schlampen. Selbst die netten Mädchen sind von ihm hingerissen. Ich glaube, die Welt ist verrückt geworden! Er hat ungefähr so viel Persönlichkeit wie ein Rotzklumpen, den Humor eines Höhlenmenschen, und ich weiß mit absoluter Sicherheit, dass er sich letztes Jahr in die Hose geschissen hat. (Er hat es Cole im Vertrauen erzählt, Cole hat es mir erzählt, und ich habe es so vielen Leuten wie möglich erzählt, doch leider gelangte diese wahre Geschichte nie über den Status eines » bösartigen Gerüchts« hinaus.)
Die Geschichte geht nämlich so: Er ist nach der Schule unter Hochdruck nach Hause gerannt (er wohnt in der Nähe von Cole), weil er so dringend scheißen musste. (Dabei wohnt der nur schlappe zehn Minuten von der Schule entfernt, was stellt der sich überhaupt so an?) Irgendwie ist es ihm gelungen, sich zu beherrschen, bis er nach Hause kam. Er stürmte also sofort ins Badezimmer, und während er den Klodeckel hochriss, schoss eine Riesenwurst in seine Unterhose. Was für ein Depp. Ich meine, nicht allein wegen der Sache an sich, sondern weil er sie nicht für sich behalten hat. Man kann doch schließlich nicht erwarten, dass solch eine Geschichte geheim bleibt. Vor allem nicht, wenn man sie Cole anvertraut! Wie auch immer, das bösartige Gerücht ist nun mal in der Welt, und soviel ich weiß, hat Cleat keine Ahnung, dass ich sie in alle erdenklichen Richtungen verbreitet habe.
Das hält ihn allerdings nicht davon ab, mir bei jeder Gelegenheit ans Bein zu pinkeln. Er hat mich zwar nie wirklich gemobbt, doch an Versuchen hat es nicht gefehlt, vor allem am Anfang. Doch zum einen fehlt ihm einfach das Talent darin, zum anderen ist er ein bisschen feige, und zum Dritten verweigern ihm seine Freunde in dieser Hinsicht jegliche Unterstützung (entweder haben sie kein Problem mit mir oder sie fürchten mich oder sie sind eben keine Arschlöcher). Die meisten von Cleats Mobbingversuchen waren nicht mehr als ironische Kommentare à la » nette Haare« oder » cooles T-Shirt« oder » hübsche Schuhe« (einfallsloser ist noch nie jemand gemobbt worden), die ich ausnahmslos mit » Dankeschön« beantwortet habe. Es macht ihn natürlich stinkwütend, dass ich mir seine fiesen Sticheleien nicht zu Herzen nehme und in Tränen ausbreche, und noch wütender macht es ihn, dass seine Freunde ihm die Unterstützung versagen. Leider ist mir Letzteres ein wenig zu Kopf gestiegen, sodass ich mich gelegentlich mit kleinen, subtilen, geistreichen Nadelstichen an
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