Warum diese Woche völlig in die Hose ging (German Edition)
mich auch über das erneute Jack-Sandwich freute, so sehr wunderte es mich, dass Em und Eleanor, die heute Morgen noch unzertrennlich gewesen waren, sich jetzt komplett ignorierten. Ich spielte mit dem Gedanken, Em nach dem Grund dafür zu fragen, doch unterließ ich es klugerweise, in das undurchdringliche Dickicht weiblicher Beziehungen vorzudringen. Außerdem sah ich Ems Gesicht an, dass sie in einer dieser Stimmungen war, die sie manchmal aus dem nichtigsten Anlass an die Decke gehen ließ.
Die Klassentür schwang auf, und herein spazierte Dave in T-Shirt, Jeans und Sakko. Er war heute nur sieben Minuten zu spät, doch es hatte sich doppelt so lang angefühlt, weil ich die ganze Zeit fürchtete, Connie könnte erneut die Stunde übernehmen. Em stieß ein unwilliges Stöhnen aus und kramte die Bücher aus ihrer Tasche.
» Was ist?«, fragte ich sie, zuckte aber sofort zurück, für den Fall, dass ich sie doch noch zu einem Wutausbruch verleitet hatte.
» Na, er.« Sie machte eine Kopfbewegung in Daves Richtung, als wäre damit alles gesagt.
» Was ist mit ihm?«, fragte ich, weil ich nicht glaubte, dass sie jetzt noch ausflippen würde.
» Was glaubst du denn?«
Ich musste erneut mein Gehirn durchforsten, weil sie das schon wieder in einem Ton sagte, als läge die Antwort auf der Hand.
» Weiß nicht.« Ich zuckte die Schultern und kam mir wie der größte Ignorant aller Zeiten vor.
» Also erst mal kommt der schon wieder zu spät…«, zischte sie ungehalten.
» Na und? Er kommt doch immer zu spät. Dafür unterrichtet er uns auch doppelt so gut wie alle Lehrer, die immer pünktlich kommen«, verteidigte ich Dave.
» Ich nehme an, dass du noch nicht davon gehört hast«, entgegnete sie hochmütig.
» Wovon?«
In diesem Moment klatschte Dave in die Hände und die Klasse verstummte gehorsam. Die Lehrer haben es echt raus, meine Gespräche immer dann zu unterbrechen, wenn sie gerade interessant werden.
» Darf ich um eure Aufmerksamkeit bitten«, sagte er unnötigerweise, da alle ganz Ohr waren.
» Erzähl ich dir später«, flüsterte Em.
In den nächsten zwanzig Minuten quengelte ich bei jeder Gelegenheit, sie solle mir endlich erzählen, was Sache war. Schließlich gab sie nach und schrieb die Antwort auf ein Stück Papier. Wie sie das mit vertraulichen Botschaften immer macht, faltete sie das Blatt zu einem kleinen origamiartigen pyramidenförmigen dreieckigen Päckchen, das sie mir entgegenhielt. Doch als ich es mir gerade schnappen wollte, zog sie es weg und hielt ihren Zeigefinger in die Luft.
» Geduld!«
Sie nahm meinen Rucksack, ließ das Päckchen darin verschwinden und stellte den Rucksack unerreichbar für mich neben ihren Stuhl.
» Später!«, raunte sie vorwurfsvoll, während ich kopfschüttelnd aufstöhnte.
Ich habe ein bisschen schlechtes Gewissen. Eigentlich bin ich in Daves Stunden immer sehr aufmerksam. Doch heute falle ich Em auf den Wecker, glotze Eleanor an oder setze meine persönlichen Notizen fort. Was Letzteres angeht, sollte ich jedoch beruhigt sein– schließlich gehören die Notizen zur Englischhausaufgabe, die ich für Dave mache. Em scheint ebenso wenig aufgepasst zu haben wie ich, denn sie fischt in diesem Moment ihr Handy aus der Tasche und fotografiert die Tafel, um nicht alles abschreiben zu müssen.
Endlich! Eleanor hat sich von ihrem verabscheuungswürdigen Tête-à-Tête mit der Bratwurst neben sich losgerissen. » Bratwurst« steht ihm irgendwie gut. Wie auch immer, ich will mein Zeitfenster nicht versäumen, indem ich in einer Tour schreibe. Ein herzhaftes Gähnen, Strecken und Seufzen sollte eigentlich ausreichen, um ihre…
» Irgendwelche Probleme, Chipmunk?«, fragte sie.
Bingo! Eine subtile Manipulation ihrer Aufmerksamkeit genügte. Übrigens gehört Chipmunk derzeit zu meinen Lieblingswörtern, genau wie…
1.Ffestiniog (Es gibt eine Kleinstadt in Wales, die Blaenau Ffestiniog heißt)
2.Schmock (ein » Blödmann« auf Jiddisch– erzeugt ein wunderbares Mundgefühl, wenn man zum Beispiel sagt: » Da ist Zack, der alte Schmock.«)
3.Tuba uterina (ist kein Musikinstrument, sondern der lateinische Name für Eileiter)
» Nur leichte Kopfschmerzen«, log ich.
Ihr müsst wissen, dass mir so ein Verhalten eigentlich zuwider ist. Zwar bin ich sicher, dass es nur wie eine kleine, allzu verständliche Notlüge aussieht, aber das Schlimme daran ist quasi das Betteln um Mitleid und Anteilnahme. Es gibt einen Jungen in meiner Klasse, Leigh, der macht das
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