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Warum diese Woche völlig in die Hose ging (German Edition)

Warum diese Woche völlig in die Hose ging (German Edition)

Titel: Warum diese Woche völlig in die Hose ging (German Edition)
Autoren: Tom Clempson
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vorbeischlenderte, während er über weiß der Teufel was sprach, und mir mit einer kurzen Bewegung den Zettel aus den Fingern nahm. Ems Gesicht wurde aschfahl, um im nächsten Moment feuerrot anzulaufen. Wir beobachteten beide Daves Bewegungen mit größter Anspannung. Ich wollte sehen, wo er den Zettel deponierte, damit ich ihn mir später stibitzen konnte, wohingegen Em vor allem zu fürchten schien, er könnte ihn auseinanderfalten. Dave ließ ihn in der Innentasche seines Sakkos verschwinden.
    » Sorry!«, formten meine Lippen, während ich verzweifelt hoffte, die wütende Glut, die in Ems Augen loderte, irgendwie besänftigen zu können. » Ich hol ihn zurück«, flüsterte ich mit wilder Entschlossenheit.
    Aber wie? Jetzt, wo der Zettel direkt vor Daves linker Brustwarze schaukelte, kam ich unmöglich an ihn heran.
    »Jack, im Ernst…« begann sie, wobei ihr fast die Stimme versagte. » Wenn er das liest…!«
    Ich brauchte nicht zu wissen, was auf dem Zettel stand, um zu verstehen, wie ungeheuer wichtig es für Em war, dass er ihn nicht las. Sie war wirklich außer sich.
    » Er wird ihn nicht lesen«, versicherte ich ihr. » Nicht Dave! Ich lass ihn mir später zurückgeben. Kein Problem.« Obwohl ich mich ziemlich überzeugend anhörte, konnte ich mir schwerlich vorstellen, dass eine Person die Selbstbeherrschung aufbrachte, den Zettel nicht zu lesen, wenn sie erst mal gemerkt hatte, wie verzweifelt ich ihn zurückhaben wollte.
    » Das ist nicht lustig, Jack«, stöhnte sie und schüttelte den Kopf.
    Sie sah so ängstlich aus, dass sie ganz krank wirkte, was mich so nervös machte, dass mir fast schlecht wurde.
    » Okay«, flüsterte ich, ein wenig zu laut.
    » Jack!«, rief Dave. Ich zuckte zusammen. Er schüttelte vorwurfsvoll den Kopf und runzelte die Stirn, offenbar enttäuscht darüber, dass sein treuster und zuverlässigster Schüler ihn zweimal in einer Minute unterbrochen hatte.
    » ’tschuldigung«, murmelte ich kleinlaut.
    Em sagte kein Wort mehr und rührte sich nicht vom Fleck. Ich spürte die Anspannung, die von ihr ausging, wie den dampfenden Atem eines wütenden Stieres. Es war wohl das Beste, wenn ich bis auf Weiteres den Kopf senkte. Dave beendete seine Ausführungen zum jambischen Pentameter oder so was, worauf die Klasse in ihr typisches Summen und Brummen verfiel.
    Dass Em verstummt war, verschaffte Eleanor die Gelegenheit, auch einmal ein Wort zu sagen.
    » Wie auch immer«, murmelte Eleanor, die den allgemeinen Lärm nutzte, um unser altes Gespräch wieder aufzunehmen, » ich glaube, es ist nicht Zack, um den du dir Sorgen machen musst.« Sie blickte unverwandt auf ihr Heft, wie ein Agent, der ein geheimes Gespräch führte.
    » Wie meinst du das?« murmelte ich und imitierte ihre konspirative Haltung.
    Sie antwortete, indem sie eine Hand in ihre Schultasche steckte und einen weiteren Zettel herauszog, den sie mir– nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass Dave nichts bemerkte– unter dem Tisch reichte.
    Ich hätte mit dieser verfluchten Zettelwirtschaft niemals anfangen sollen!
    Ich faltete das DIN -A4-Blatt auseinander und erblickte eine getippte Nachricht. Las Sätze wie Ich werd’s dir wie ein Hund besorgen und dich rammeln, bis der Arzt kommt. Mehr musste ich nicht lesen. Darunter stand » Zed«. Ich hatte den Brief erst vor ein paar Tagen geschrieben.
    » Den hab ich heute Morgen in meiner Tasche gefunden«, fügte sie hinzu.
    Kennt ihr die Redewendung » Mein Herz schlägt mir bis zum Hals«? Zum ersten Mal in meinem Leben verstand ich, warum es diese Redewendung überhaupt gibt– ich hatte sogar das Gefühl, mein Herz habe sich in meinem Hals häuslich eingerichtet. In meiner Kehle pulste es so sehr, dass mein Atem bei jedem Herzschlag ins Stocken geriet. Ich wusste, dass ich kein Wort mehr herausbekäme. Ich saß also da und tat so, als würde ich den Brief lesen, den ich selbst geschrieben hatte.
    » Gruselig!«, stieß ich endlich aus, indem ich mühsam das Zittern meiner Stimme beherrschte und voller Ekel den Kopf über das schüttelte, was ich vorgab zu lesen. » Wer schreibt denn so was?«
    Eigentlich wollte ich ihre Antwort nicht hören. Viel lieber hätte ich ihre Nachricht an mich gelesen.
    » Das ist doch wohl klar, oder?!«, sagte sie selbstgewiss.
    Oh Gott, das ist das Ende.
    » Findest du?«, fragte ich unschuldig.
    » Die Unterschrift!«, raunte sie.
    Was?!
    » Was?!«
    Bitte sag jetzt nicht, dass sie meine Handschrift erkennt! Ich hab mir solche Mühe
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