Warum fällt das Schaf vom Baum? - Gedächtnistraining mit der Jugendweltmeisterin
riesiges Spektrum an Fähigkeiten zur Verfügung stellt.
Seit der Antike versuchen die Menschen hinter dieses Wunder zu kommen. Doch erst Ende des 18. Jahrhunderts ordnete der deutsche Arzt Franz Joseph Gall (1758–1828) jeder menschlichen Fähigkeit eine eigene Gehirnregion zu und versuchte, dies in einer Karte darzustellen. Im Vergleich zu diesen Überlegungen hat die Wissenschaft in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte gemacht. Vor allem haben die verschiedenen |47| technischen Verfahren, durch die sich Gehirnaktivitäten bildlich erfassen lassen, sehr zum Verständnis der Gehirnfunktionen beigetragen. Dennoch sind viele Fragen zu den physiologischen Vorgängen in unserem Gehirn, zur Funktionsweise der neuronalen Netze noch offen.
Unser Großhirn setzt sich aus weit über 100 Milliarden Gehirnzellen zusammen. Die Zahl der damit möglichen biochemischen Prozesse ist unvorstellbar groß. Eine Idee von der Leistung unseres Gehirns vermittelt der Hinweis, dass zur Bewältigung der ganz normalen Basistätigkeit – also der Aufrechterhaltung der vitalen Funktionen – 100 000 bis 1 000 000 biochemische Reaktionen pro Minute stattfinden!
Bei der immens großen Anzahl von Gehirnzellen braucht Sie die Annahme, dass täglich mehr als 1000 Gehirnzellen absterben, nicht zu beunruhigen, da diese geringe Anzahl im Vergleich zum gesamten Volumen des Gehirns kaum eine Bedeutung hat. Viel wichtiger ist die Information, dass das Gehirn in der Lage ist, immer wieder neue Zellen durch Aktivierung, also durch Training seiner neuronalen Netze, aufzubauen. So können bestimmte Areale des Gehirns auch Funktionen anderer Regionen übernehmen, wie beispielsweise bei der Erblindung eines Menschen. In diesem Fall unterstützen die nicht mehr zum Sehen genutzten Hirnareale die Funktionen des Tastsinns.
Ziel des Gedächtnistrainings ist nicht allein die Steigerung der Gedächtnisfunktion, sondern auch die damit verbundene Aktivierung zahlreicher anderer Hirnregionen, wodurch Sie die Leistungsfähigkeit Ihres Gehirns unterstützen und Ihre Fähigkeiten erweitern, größere Mengen an Informationen aufzunehmen und in Wissen zu transformieren. Die geistige Entwicklung eines Menschen ist zwar einerseits genetisch bedingt, doch wird sie anderseits auch durch die Stimulierung der sinnlichen Wahrnehmung beeinflusst. So können wir zu allen Zeiten unseres Lebens – solange keine Krankheiten auftreten – durch Gedächtnistraining und die damit verbundene Einbeziehung aller Sinne unsere Erinnerungsfähigkeit weiterentwickeln, so wie wir auch die Muskeln unseres Körpers trainieren können. Es ist nie zu spät, mit dem Gedächtnistraining anzufangen.
Menschen, die geistig beweglich und produktiv sind, können ihre |48| intellektuellen Fähigkeiten bis ins hohe Alter aufrechterhalten und fördern. Nachdem die Lebenserwartung weiter zunehmen wird, ist dies doch eine beruhigende und verlockende Vision. Denken Sie nur an das Zitat des 100-jährigen Joopi Heesters, der immer noch Theater spielt – sich also noch auf sein Gedächtnis verlassen kann: »Wenn ich aufhöre zu arbeiten, werde ich alt.«
Ein nicht zu unterschätzender Wert des Gedächtnistrainings ist auch, dass Sie Ihre Leistungssteigerung objektiv ›messen‹ können, was im Allgemeinen bei geistigen Leistungen schwieriger ist. Auch Sie werden erstaunt sein, die Erfahrung zu machen, dass Sie Ihre Gedächtnisleistung mit relativ wenig Aufwand in manchen Bereichen leicht um 100 Prozent oder mehr verbessern können.
Als ich anfing, Spielkarten zu trainieren, konnte ich mir zunächst nur acht oder neun Karten in der richtigen Reihenfolge merken. Heute liegt meine persönliche Bestleistung in dieser Disziplin unter Wettbewerbsbedingungen bei 52 Spielkarten, einem kompletten Kartenspiel, in 70 Sekunden.
Damit das Gehirn optimal funktioniert, muss es auch ausreichend versorgt werden. Denken Sie also daran, sich genügend Bewegung zu verschaffen, um Ihr Gehirn mit Sauerstoff zu versorgen und Ihren Kreislauf in Schwung zu bringen. Achten Sie auch auf Ihre Ernährung und nehmen Sie vor allem genügend Flüssigkeit auf.
Zum Aufbau des Gehirns
Das menschliche Gehirn spiegelt die Entwicklung im Laufe der Evolution wider. Es besteht quasi aus drei übereinander liegenden Schichten, die alle hoch entwickelt sind, verschiedene Funktionen wahrnehmen und doch untrennbar zusammengehören und zusammenarbeiten.
Das Kernhirn stammt aus der Phase der Reptilien. Diese älteste Gehirnregion
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