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Warum französische Frauen nicht dick werden (German Edition)

Warum französische Frauen nicht dick werden (German Edition)

Titel: Warum französische Frauen nicht dick werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mireille Guiliano
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chocolat
– was im Grunde bedeutet, dass ich eine Schokoholikerin bin. Das entsprechende Gen, davon bin ich überzeugt, habe ich von meiner Mutter geerbt. Sie hatte ein verblüffendes Repertoire, was Schokoladendesserts anging, und aß Schokolade darüber hinaus leidenschaftlich gern in ihrer reinen Form. Dadurch war es unglaublich einfach, ihr etwas zu schenken. Ihr Schokolade aus Belgien, der Schweiz oder von einem guten französischen
chocolatier
mitzubringen, war der direkte Weg zu ihrem Herzen. Als vor einigen Jahren ein berühmter, weit über 70-jähriger
chocolatier
aus Lyon starb, hieß es in seinem Nachruf in
Le Monde
, dass er die meiste Zeit seines Lebens täglich eine
tablette
– eine Tafel – gegessen habe. Darauf kursierte in unserer Familie der Witz, nun gebe es endlich den Beweis, dass zumindest ein Mensch in Frankreich mehr Schokolade gegessen habe als meine Mutter. Aber da sie selbst noch die 90 überschritt und zeit ihres Lebens ihre Schokolade genossen hat, glaube ich, sie hat ihn am Ende doch noch geschlagen.
    Wenn die Menge, die jener
chocolatier
zu sich nahm, Sie nicht beeindruckt, sollten Sie Ihr Verhältnis zu Schokolade überdenken. Nach französischen Standards war der Mann aus Lyon absolut außergewöhnlich – nur wenige von uns könnten so viel Schokolade essen und es dann auch noch richtig tun. Wenn meine Mutter ihre Dosis zu sich nahm, wirkte das Ganze wie eine Art Zen-Meditation: Niemand sprach. Der Blick auf ihren Gesichtsausdruck, ihre Lippen und ihre Augen ging wie ein Pssst! durchs Haus. Für uns war es ganz natürlich, unserer Mutter Achtung entgegenzubringen, indem wir ihr diesen Moment schenkten – den Moment, in dem sie einem ihrer elementarsten Vergnügen frönte. Diese Explosion von Köstlichkeit wirklich zu schätzen,diese wunderbar sanfte Weichheit, wenn die Schokolade im Mund zerschmilzt und sich ihren Weg die Kehle hinunter sucht – das ist für mich die Verkörperung von sinnlichem Essen in seiner Vollendung. Und es ist eine Erfahrung, die von nichts weiter entfernt sein könnte als vom Essen eines Schokoriegels, während man von A nach B eilt. Aber woher kommt diese Verrücktheit nach Schokolade? Die Geschichte lehrt uns, dass die Verlockung durch
Theobroma cacao
, den fachlichen Ausdruck für Schokolade, der auf Griechisch »Nahrung für die Götter« bedeutet, tiefe Wurzeln hat.
    Schokolade kam aus der Neuen Welt nach Europa, in einer Zeit, in der auch vieles andere entdeckt wurde. Die Olmeken (1500 bis 600 v. Chr.) scheinen zuerst darauf gekommen zu sein. Für sie war die extrem bittere und pfefferige Schokolade so etwas wie ein Energy-Drink, eine Art Urform des Power-Riegels, die Männern (Priestern, Prinzen und Kriegern) vorbehalten war; die magische Speisung, so glaubte man, half bei der Kriegsführung ebenso wie beim Liebesspiel und erhöhte sogar die Chancen, einen Schlangenbiss zu überleben. Unsere Art Schokolade mag jedoch auf noch frühere Zivilisationen zurückdatieren, etwa um 3000 v. Chr., als wilde Kakaobäume in der warmen, feuchten Erde von Mittelamerika wuchsen, dem heutigen Mexiko und Guatemala.
    Für Azteken und Tolteken war Schokolade nicht nur ein Elixier, sondern auch ein Symbol von Wert. Ihr Handelssystem basierte auf einem Kakao-Standard, und die Schokolade, die man produzierte, wurde von Stammesfürsten und Händlern (natürlich nur den Männern) bei großen Festessen genossen. Sie war immer noch sehr bitter und pfefferig, wurde aber mit Vanille versetzt, und auch Honig und Blumen wurden hinzugefügt. Man servierte siekalt und schaumig, gewöhnlich zu Ende eines Essens, wenn auch Tabak geraucht wurde. Neben ihren Energie spendenden Eigenschaften (die Mischungen waren zweifellos stark mit Koffein angereichert) wurde der Schokolade auch aphrodisische Wirkung zugeschrieben. Man weiß, dass der Azteken-Herrscher Montezuma große Mengen davon zu sich nahm, verschieden gefärbt und in goldenen Gefäßen, bevor er sich in seinen Harem begab.
    Europäer probierten die Schokolade zum ersten Mal nach Columbus’ vierter Reise im Jahr 1502, die Spanier jedoch schienen wenig davon beeindruckt, bis 1528 Cortez nicht nur die Kakaobohnen, sondern auch ein Rezept und die notwendigen Hilfsmittel mitbrachte, um Schokolade zu produzieren. Sie wurde zu einer Sensation in Spanien und trat ihren Siegeszug von Westen nach Osten an – sozusagen eine kulinarische Gegenbewegung zu den politischen Eroberungen, die von Osten nach Westen verliefen. Die Schokolade

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