Warum französische Frauen nicht dick werden (German Edition)
zwar nicht nur für sein
coucher
– sein Zubettgehen –, sondern auch für sein
lever
– das Aufstehen. Sie brauchen jedoch kein Publikum, um Programme einzustudieren, die Ihrem Körper zeigen, dass es Schlafenszeit wird.
Versuchen Sie, entspannt zu Bett zu gehen. Wir Franzosen essen erst spät; gehen Sie nicht schlafen, bevor Sie nicht Ihr Abendessen verdaut haben. Das legt ein leichtes Abendessen nahe (wozu Kohlehydrate passen), mit einem Glas Wein (der, mäßig und zum Essen genossen, entspannt). Es ist besser, spät noch einen kleinen Joghurt zu essen, um dem gelegentlichen
coup de faim
zu begegnen, als zu spät zu essen, oder zwar früher, dafür aber zu viel und deshalb später dennoch mit vollem Magen einzuschlafen.
Kontrolliertes Atmen ist ein weiterer Weg, Ihren Körper richtig vorzubereiten. Die Gähn-Übung kann hier sehr nützlich sein. Denken Sie auch an die Zimmertemperatur, die sommers wie winters 20 °C keinesfalls überschreiten sollte. Öffnen Sie Ihr Fenster einen Spalt, und lassen Sie frische Luft herein, wenn draußen nicht gerade ein Schneesturm tobt.
Es ist wichtig, den Zug zu erwischen, solange er im Bahnhof steht. Wenn Sie Müdigkeitssignale ignorieren, müssen Sie womöglich zwei Stunden warten, bis Sie erneut schläfrig werden. Regelmäßig zur gleichen Zeit aufzustehen und schlafen zu gehen, ist eine gute Idee. Sonntags bisMittag zu schlafen, um Verpasstes nachzuholen, ist dagegen nicht das richtige Konzept und basiert auf einem Missverständnis. Essen lässt sich nach einem wöchentlichen Kalender organisieren, Schlaf nicht. Versuchen Sie es lieber mit einem kleinen Nickerchen von zehn bis zwanzig Minuten tagsüber. (Vermeiden Sie eine ausgedehnte »Siesta« von zwei Stunden, da sie Ihren Schlafrhythmus beeinflussen wird.) Und bleiben Sie beim Prinzip der Mäßigung. Auch wenn das individuelle Schlafbedürfnis variieren mag, können weniger als sechs Stunden und mehr als acht ungesund sein. Obgleich nur wenige von uns zu viel schlafen, ist es durchaus möglich, auch hier des Guten zu viel zu tun. Ihr Körper wird seinen Schlaf weniger gut nutzen, wenn er zu lange
au lit
ist.
Die Haltung
Hilfreich kann es auch sein, sich eine gute Haltung anzugewöhnen. Gewicht steht in Beziehung zur Größe, zumindest unserem Empfinden nach. Französische Frauen lernen es, das Kinn zu recken, und haben allgemein eine gute Haltung. (Tun Sie einfach so, als wäre eine Schnur oder ein Draht oben an Ihrem Kopf befestigt und zöge Sie hoch.) Aus bestimmten Gründen scheinen allein Mädchen das
tiens-toi droite
– halt dich gerade! – gesagt zu bekommen, während sie aufwachsen. Ich erinnere mich an ein Mädchen auf dem
lycée
, das so gerade stand, dass wir sie einmal fragten, wie sie das mache. Zu Hause hielt ihr die Mutter ein Lineal gegen die Schultern, um sie dazu zu bringen, sich die richtige Haltung einzuprägen. Als ich aufwuchs, lernten wir die richtige Haltung im Ballettunterricht. Keine von uns wurde zur Ballerina, aber die Stunden halfen.Und unsere Sportlehrerin sagte immer, wir Französinnen seien nun mal eher klein, und ein wenig zu schummeln, um
quelques centimètres plus grande
zu wirken, sei sicher kein Verbrechen. Wenn ich mich also dabei erwische, wie ich krumm vor dem Computer hocke oder auf der Straße einen runden Rücken mache, denke ich an unsere Sportlehrerin und strecke mich augenblicklich. Und fühle mich größer.
KAPITEL 11
Stadien des Verlangens
Ihre innere Haltung ist der beste Schutz einer Französin gegen das Dickwerden, und ihre Sinne sind die Kanäle, aus denen diese Haltung sich speist. Durch sie nehmen wir die Welt in uns auf – ihren Geschmack, ihre Beschaffenheit, Geräusche und Gerüche. Wir alle praktizieren eine Art Yoga mit unseren Sinnen. Wir konzentrieren uns auf sie, so wie wir uns auf unser Atmen konzentrieren. Auf diese Weise machen wir das meiste aus unserer Erfahrung, auch beim Essen. Ihre Zufriedenheit hängt von Ihnen selbst ab. Darin besteht
l’art de vivre,
die Kunst zu leben, durch die wir Franzosen
la joie de vivre
erreichen, die Freude am Leben. Auch wenn wir dieses Strebens willen oft als »zu bourgeois« hingestellt werden, ist es doch so, dass unsere
joie de vivre
nicht mit unserem sozialen Status zusammenhängt. Unser nächster Urlaub bedeutet uns weit mehr als ein neues Auto, und wir würden Ersteres nie Letzterem opfern, es sei denn, es ginge nicht anders. Wie es uns
geht
und wie wir uns
fühlen
, ist uns allemal wichtiger, als
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