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Warum französische Frauen nicht dick werden (German Edition)

Warum französische Frauen nicht dick werden (German Edition)

Titel: Warum französische Frauen nicht dick werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mireille Guiliano
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was wir
haben
.
    Jeder, der seine fünf Sinne beisammen hat, kann davon profitieren, dass er sie schärft. Spazieren Sie den Strand entlang, kraulen Sie Ihre Katze, essen Sie eine Orange oder heben Sie ein Stück Holz auf und schnuppern daran – all das sind sinnliche Erfahrungen, die uns mit ein wenig Übung bewusster und damit eindringlicher werden. Konzentrieren Sie sich auf jede einzelne; entwickeln Sie Ihre eigenen Wege und Worte, sie zu beschreiben, und baldschon wird Ihr Leben erfüllter sein. Denken Sie daran, dass kleine Erfahrungen durch Assoziationen und Erinnerungen eine ganze Palette von Gefühlen auslösen können. Diese sind verbunden mit Ihren Lebenserfahrungen, unserer Kultur und Umwelt. Prousts Erinnerung an den Geschmack der
madeleines
seiner Kinderzeit kann unzählige Formen annehmen. Je bewusster Ihnen diese Zusammenhänge sind, desto mehr können Sie daraus machen. Und umso leichter können Sie mit den Auswirkungen zerstörerischer Gefühle umgehen.
    Französische Frauen sorgen dafür, dass sie täglich viele genussvolle
petits riens
haben, kleine Winzigkeiten, die ihnen einiges bedeuten. Wir haben so viele Begriffe für das Verwöhnen –
gâter, dorloter, bichonner, se chouchouter
–, die wir alle nicht mit Dekadenz oder gar Verfall gleichsetzen. Sie lassen uns das Leben genießen, jeden einzelnen Moment, und verhindern so, dass wir zu viel Trost von einem einzelnen Genuss wie dem Essen erwarten. Wenn wir uns etwas verweigern, dient das nicht dazu, unserem gierigen Ich eine Lektion zu erteilen. (Selbstbestrafung ist niemals der Weg zu wirklichem Wohlbefinden.) Wenn wir uns etwas verkneifen, dient das dazu, alles andere gebührend genießen zu können und das Gleichgewicht nicht zu stören, das uns dies möglich macht.
    Natürlich genießen wir nichts so oft und auf elementare Weise wie unser Essen. Der Gedanke, dass man damit auch Schuld und Sünde gleichsetzen könnte, ist uns fremd. Eine Französin mag ihren Kuchen nachmittags auf der Café-Terrasse ihre
petit péché mignon
nennen, aber wie könnte diese »kleine, allerliebste Sünde« anders gemeint sein als ironisch? Der charmante englische Autor Peter Mayle, der Frankreich liebt, schreibt ganz richtig über seine Landsleute: »Kaum eine Woche vergeht, ohne dass irgendwo unheilvollverkündet wird, wir müssten zahlen für die kurzen Momente des Genusses.« Wobei das Problem, wie auch er es versteht, nicht darin liegt, etwas Butter zu mögen, Wein oder Fleisch, sondern viel zu viel davon zu verdrücken. Nicht nur Amerika leidet da mittlerweile unter einer Art Psychose, die dem sowieso schon vorhandenen Stress noch weiteren hinzufügt. So werden die einfachen Werte des Genusses zerstört. Allein über unsere Einstellung lässt sich die fast schon epidemisch um sich greifende Übergewichtigkeit beherrschen.
     
Die Liebe zum Essen
     
    Was Frankreich angeht, hat die Colette es am besten getroffen, als sie die Tischrunde als
un rendez-vous d’amour et d’amitié
beschrieb – eine Verabredung mit Liebe und Freundschaft. Und das ist nicht rein bildlich gesprochen, denn wir wissen, dass unsere Freuden miteinander verbunden sind. Wir können uns nichts Langweiligeres vorstellen, als mit jemandem zu leben, den Essen und gemeinsame Mahlzeiten nicht interessieren. Eine Leidenschaft gehört zur anderen, und zwischen ihnen besteht keine Einbahnstraße. Der Schauspieler Omar Sharif hat eine ganze Generation französischer Frauen nicht nur mit seinen wunderbaren dunklen Augen in
Doktor Schiwago
gewonnen, sondern auch mit der Erklärung, er könne keine Frau begehren, die nicht gerne äße. Ganz sicher würden französische Frauen, so dumm das dem eher intellektuellen Typ auch vorkommen mag, sich nie für einen Mann interessieren können, dem Sinnlichkeit nichts bedeutet.
    Sinnlichkeit ist unerlässlich für unsere Vorstellung von Verführung, und das Verführerische nimmt einen prominentenPlatz im Selbstbild einer Französin ein. Uns war immer schon bewusst, dass man keine ausgesprochene Schönheit sein muss, um verführen zu können, aber man muss sinnlich sein. Ein Model kann einen Mann auf sich aufmerksam machen, aber wenn sie nicht auch sinnlich ist, wird sie ihn nicht lange fesseln können. Stil, Geschmack, Eleganz, all das hat großen Einfluss, aber eine hübsche Begleiterin am Arm zu haben, die sich am Ende nicht »mit zu Tisch setzt«, das ist doch ziemlich unbefriedigend. Nicht dass wir Französinnen nicht auch wie alle anderen in

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