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Warum französische Kinder keine Nervensägen sind: Erziehungsgeheimnisse aus Paris (German Edition)

Warum französische Kinder keine Nervensägen sind: Erziehungsgeheimnisse aus Paris (German Edition)

Titel: Warum französische Kinder keine Nervensägen sind: Erziehungsgeheimnisse aus Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Druckerman
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Außerdem können Schlafprobleme, die ihren Ursprung in der Kindheit haben, viele Jahre anhalten.
    Die Studien, die ich gelesen habe, beweisen, dass Kinder, die schlecht schlafen, einen negativen Einfluss auf den Rest der Familie haben, was zu postnatalen Depressionen und einer generell schlechter funktionierenden Familie führen kann. Schliefen die Babys dagegen besser, gaben ihre Eltern an, ihre Beziehung habe sich verbessert und sie seien gelassenere, weniger gestresste Eltern geworden.
    Natürlich gibt es auch französische Babys, die das vier Monate währende Zeitfenster fürs Schlafenlernen verpassen. Wenn das passiert, empfehlen französische Experten in der Regel eine Variante des Weinenlassens.
    Michel Cohen, der französische Arzt in Tribeca, empfiehlt Eltern, die das viermonatige Zeitfenster verpasst haben, eine gemütliche Stimmung zu schaffen, indem man das Kind kurz vor der üblichen Schlafenszeit badet und ihm etwas vorsingt. Dann sollte man es zu einer vernünftigen Uhrzeit ins Bett legen – möglichst, solange es noch wach ist, und erst gegen sieben Uhr morgens wieder nach ihm schauen.
    In Paris hat das Schreienlassen eine französische Note. Das merke ich, als ich Laurence, ein Kindermädchen aus der Normandie, kennen lerne, die für eine französische Familie in Montparnasse arbeitet. Laurence kümmert sich seit zwei Jahrzehnten um Babys. Bevor man ein Baby schreien lasse, müsse man ihm unbedingt klarmachen, was man vorhabe.
    Laurence erklärt mir sämtliche Phasen dieses Prozesses: »Abends spricht man mit dem Kind. Man sagt ihm, dass es seinen Schnuller bekommt, wenn es einmal aufwacht. Aber anschließend wird man nicht mehr aufstehen. Es ist Schlafenszeit, man ist nicht weit weg und wird einmal zu ihm ins Zimmer schauen und es beruhigen. Aber nicht die ganze Nacht lang.«
    Laurence fügt hinzu, dass es unerlässlich ist, davon überzeugt zu sein, dass das Kind es schafft, wenn man es zum Durchschlafen bewegen will, und zwar unabhängig von dessen Alter. »Glaubt man selbst nicht daran, wird es nicht funktionieren. Ich persönlich gehe immer davon aus, dass das Kind in der nächsten Nacht schon besser schlafen wird, selbst wenn es drei Stunden später wieder aufwacht. Man darf den Glauben nie verlieren.«
    Durchaus möglich, dass französische Babys sich den Erwartungen ihrer Eltern und Kindermädchen anpassen. Vielleicht bekommen wir alle die Schläfer, die wir uns wünschen, und die einfache Überzeugung, dass Kinder einen Schlafrhythmus haben, hilft uns, ihn zu finden.
    Glaubt man an die Pause oder daran, dass es gut ist, ein älteres Baby auch mal schreien zu lassen, muss man auch daran glauben, dass Babys lernfähig sind. Und dass sie in der Lage sind, mit Frustration umzugehen. Michel Cohen verbringt viel Zeit damit, Eltern zu dieser französischen Haltung zu bekehren. Zu der weit verbreiteten Sorge, ein vier Monate altes Kind könnte nachts Hunger bekommen, schreibt er: »Es ist hungrig. Aber es muss nichts zu essen bekommen. Auch Sie sind mitten in der Nacht hungrig. Aber Sie haben gelernt, nichts zu essen, weil es Ihrem Magen guttut, sich auszuruhen. Und dem Magen Ihres Kindes tut das auch gut.«
    Franzosen sind nicht der Auffassung, dass Babys Versuchungen biblischen Ausmaßes widerstehen müssten. Aber sie glauben auch nicht, dass ein bisschen Frust einem Kind schadet. Im Gegenteil: Sie glauben, dass er die Kinder selbstbewusster macht. Laut L’enfant et son sommeil ist es gefährlich für die Persönlichkeitsentwicklung, wenn man stets auf die Bedürfnisse des Kindes eingeht und ihm keine Grenzen setzt. Denn dann hat das Kind keine Begrenzungen, an denen es sich reiben kann, und weiß auch nicht, was von ihm erwartet wird.
    Für Franzosen ist es keine egoistische Strategie fauler Eltern, einem Kleinkind das Schlafen beizubringen. Sondern eine unverzichtbare erste Lektion für Kinder in Sachen Selbstvertrauen und darin, sich auch allein wohlzufühlen. Eine in Maman! zitierte Psychologin sagt, Babys, die sich tagsüber allein beschäftigen können – und das schon in den ersten Lebensmonaten –, hätten weniger Ängste, wenn sie nachts allein in ihr Bett gelegt würden.
    De Leersnyder schreibt, dass auch Babys ihre Privatsphäre brauchen. Das kleine Baby lernt in der Wiege, dass es von Zeit zu Zeit allein sein kann, ohne Hunger oder Durst zu bekommen und ohne schlafen zu müssen, und dass es einfach ruhig wach liegen kann. »Schon in einem sehr frühen Alter braucht es Zeit für

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