Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Warum französische Kinder keine Nervensägen sind: Erziehungsgeheimnisse aus Paris (German Edition)

Warum französische Kinder keine Nervensägen sind: Erziehungsgeheimnisse aus Paris (German Edition)

Titel: Warum französische Kinder keine Nervensägen sind: Erziehungsgeheimnisse aus Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Druckerman
Vom Netzwerk:
nicht auf den Schwächen oder Fehlern ihrer Männer herum. Folglich sind diese auch nicht demoralisiert. Sie sind großzügiger gegenüber ihren Frauen und loben sie für ihr tolles Familienmanagement und den funktionierenden Haushalt. Dieses Lob – statt der Anspannung und Bitterkeit, die in amerikanischen Haushalten herrscht – scheint die Ungleichheit erträglicher zu machen. »Mein Mann sagt, er würde nie schaffen, was ich schaffe«, verkündet Camille, eine andere Pariser Mutter, stolz. Nichts davon entspricht unseren feministischen Überzeugungen. Aber so läuft es einfach deutlich glatter.
    Dass Männer und Frauen gleich sind, ist einfach kein Maßstab für die Pariserinnen aus meinem Bekanntenkreis. Vielleicht wird sich das eines Tages ändern. Den französischen Müttern, die ich kenne, geht es nicht um Gleichheit, sondern um ein Gleichgewicht, das funktioniert. Laurence, eine Unternehmensberaterin mit drei Kindern, hat einen Mann, der unter der Woche bis spät in die Nacht arbeitet. (Sie selbst arbeitet Teilzeit.) Das Paar pflegte sich das ganze Wochenende zu streiten, wer was erledigen muss. Aber seit Kurzem überredet Laurence ihren Mann, samstagvormittags zum Aikido zu gehen, weil er anschließend deutlich entspannter ist. Sie kümmert sich lieber etwas mehr um die Kinder, hat aber im Gegenzug einen gut gelaunten, gelassenen Ehemann.
    Französische Mütter scheinen auch besser die Kontrolle abgeben und ihre Ansprüche herunterschrauben zu können, wenn ihnen das mehr Freizeit und weniger Stress einbringt. Es hat aber auch strukturelle Gründe, dass Französinnen gelassener wirken als Amerikanerinnen. Sie haben einundzwanzig Tage mehr Urlaub im Jahr. 52 In Frankreich wird außerdem nicht so viel über Feminismus geredet, aber es gibt mehr Institutionen, die es Frauen ermöglichen zu arbeiten. Da wären der bezahlte Mutterschaftsurlaub, die staatlich geförderten Kindermädchen und crêches , die Gratis-Vorschule ab drei Jahren, eine Unmenge von Steuererleichterungen und das Kindergeld. All das sorgt noch nicht dafür, dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind, aber dafür, dass Französinnen Beruf und Kinder vereinbaren können.
    Löst man sich von der Erwartung, Männer und Frauen wären gleich, kann man genießen, dass französische Ehemänner ziemlich viel Kinderbetreuung, Kochen und Abwasch übernehmen. Laut einer französischen Studie aus dem Jahr 2006 53 kümmerten sich nur 25 Prozent der Väter von Säuglingen genauso viel um die Kinder wie die Mütter, gerade mal elf Prozent übernahm die Hauptverantwortung. Aber 44 Prozent der Männer unterstützten ihre Frauen sehr aktiv. Man sieht diese bewundernswert lässigen Väter samstagvormittags Kinderwagen durch den Park schieben und anschließend Lebensmittel nach Hause schleppen.
    Die französischen Mütter aus meinem Bekanntenkreis sagen, ihre Männer kümmerten sich vor allem um bestimmte Bereiche wie Haushalt und Abwasch nach dem Abendessen. Vielleicht ist diese Arbeitsteilung das Geheimnis. Aber vielleicht sind französische Paare auch einfach nur realistischer, was die Institution Ehe angeht:
    »Eines der stärksten Gefühle in einer Beziehung oder Ehe ist Dankbarkeit. Man ist dankbar, dass der andere noch nicht gegangen ist«, so Laurence Ferrari, Moderatorin von Frankreichs wichtigsten Abendnachrichten. Ferrari, 43, ist eine hübsche Blondine, die von ihrem zweiten Mann im sechsten Monat schwanger ist. Sie unterhält sich mit dem flotten Philosophen und Profi-Provokateur Pascal Bruckner. Die beiden diskutieren für eine Zeitschrift über »Liebe und Ehe: Ist das eine gute Kombination?«.
    Ferrari und Bruckner gehören zur französischen Elite – zu einem ausgesuchten Kreis von Journalisten, Politikern, Akademikern und Geschäftsleuten, die miteinander befreundet sind und untereinander heiraten. Ihre Ansichten sind eine überspitzte, vielleicht auch wünschenswerte Version dessen, was die Franzosen denken.
    »Heute klingt das Wort Ehe längst nicht mehr so bürgerlich, im Gegenteil! Für mich zeugt das vor allem von Mut«, so Ferrari.
    »Die Ehe ist ein revolutionäres Abenteuer«, erwidert Bruckner. »Liebe ist ein unberechenbares Gefühl. Die Tragik der Liebe besteht darin, dass sie sich ändert und dass wir diesen Prozess nicht kontrollieren können.«
    Ferrari pflichtet ihm bei. »Und genau deshalb bestehe ich darauf, dass eine Liebesheirat ein wunderbares Abenteuer ist.«
    * * *
    Zum Zeichen unserer sozialen Einbindung werden Simon,

Weitere Kostenlose Bücher