Warum hab ich ihn gekuesst
gemeinsames Kind hatten, das sie ausgesetzt hatten. Dann hat er sich auf die Suche nach mir gemacht - nicht aus Gefühlsduselei, sondern weil es seiner Meinung nach nicht richtig von ihr gewesen war, mich über meineHerkunft im Ungewissen zu lassen. Ich mochte ihn. Er ist vor zwei Jahren gestorben - leider..."
„Und dein Vater?" fragte sie leise. Die Kehle war ihr wie zugeschnürt. Es war albern, wegen eines Mannes, den sie hasste, so viel Kummer zu empfinden, aber Kirsty konnte sich nicht dagegen wehren. Allerdings fühlte sie vielmehr mit dem Kind, das er gewesen war ...
„Wie ich bereits sagte, ging er nach Australien, als meine Mutter feststellte, dass sie schwanger war, und starb dort sechs Jahre später. Beide hatten keine Geschwister. Ich muss dich also enttäuschen, falls du gehofft hattest, nicht nur einen Verlobten, sondern auch eine Familie zu bekommen."
„War es sehr schrecklich?" erkundigte sie sich leise. „Ich ..."
„Spar dir dein Mitleid für die, die es verdienen", unterbrach Drew sie trocken. „Ich habe mich schon vor langer Zeit mit den Umständen meiner Geburt abgefunden. Ich wünschte nur, dass die halbwüchsigen Mädchen, die es darauf ankommen lassen und schwanger werden, ein bisschen mehr an das Kind denken, das sie zeugen, und weniger an sich."
Er steckt voller Widersprüche, ging es ihr durch den Kopf, als er sich wieder aufs Fahren konzentrierte, und er hat Narben nachbehalten, auch wenn er es zu überspielen versucht. Zweifellos war das der Grund dafür, dass Drew der Ehe so skeptisch gegenüberstand, doch nun hatte er Beverley gefunden und erwartete von ihr eine dauerhafte Bindung - die Art von Bindung, die seine Mutter ihm versagt hatte, als sie ihn im Stich gelassen hatte, um nicht von der Gesellschaft geächtet zu werden.
„Hasst du deine Mutter sehr?" fragte Kirsty zögernd.
Einen Augenblick lang dachte sie, Drew würde nicht antworten, denn er runzelte die Stirn.
„Ich glaube nicht, dass ich sie je gehasst habe", erwiderte er schließlich. „Sie war ein Opfer der Umstände und ihrer eigenen Gefühle, aber ich wünsche mir natürlich eine Welt, in der Kinder nicht aufwachsen müssen, ohne die Namen ihrer Eltern zu kennen. Wenn du das nächste Mal in das Schlafzimmer eines Mannes eindringst, solltest du daran denken."
Hatte er deshalb im entscheidenden Moment aufgehört? Weil er sich nicht desselben Verbrechens hatte schuldig machen wollen wie der Geliebte seiner Mutter?
„Mach nicht so ein verzweifeltes Gesicht", riet Drew ihr trocken. „Ich habe das längst verwunden. Solche Dinge passieren nun mal."
„Aber nicht dir, stimmt's?" Sie betrachtete ihn. Er trug heute einen weiten Pullover, darüber die graue Lederjacke, die seine breiten Schultern betonte, und eine Cordhose.
„Nicht wenn ich es verhindern kann", bestätigte er. „Und deswegen ..."
Er verstummte, weil er gerade eine scharfe Kurve nahm, doch sie wusste auch so, was er hatte sagen wollen - dass er sie aus dem Grund benutzte, um Beverley eifersüchtig zu machen. Er liebte Beverley Travers, aber er wollte mehr als nur eine Affäre mit ihr. Und trotzdem musste er sich der Gefühle einer Frau ganz sicher sein, bevor er eine Bindung einging, wie Kirsty nun klar wurde. Er würde nicht der erste Mann in Beverleys Leben sein. Vielleicht hatte Beverley ihm zu verstehen gegeben, dass sie lediglich eine Affäre wollte, und er wollte ihr mit der vermeintlichen Verlobung zeigen, dass es ihm nicht genügte.
Während der restlichen Fahrt schwiegen sie, und nachdem Drew den Wagen vor der Stadtmauer abgestellt hatte, umfasste er ihren Arm und führte Kirsty über die stark befahrene Straße. Auf der anderen Seite angekommen, ließ er sie jedoch nicht los. Wahrscheinlich rechnet er damit, jemanden aus dem Ensemble zu treffen, dachte sie bitter. Anders konnte sie sich nicht erklären, dass er sie so besitzergreifend unterhakte.
Offenbar kannte er sich in York gut aus, denn er verschwendete keine Zeit, sondern eilte mit ihr zum Parlament Square und dann in eine der schmalen Gassen, die davon abgingen. Sie hätte Stunden damit zubringen können, die Schaufenster der eleganten Boutiquen und Kunsthandwerkläden anzusehen, doch er beachtete diese überhaupt nicht, und sie hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten.
Schließlich blieb er vor einem kleinen, aber feinen Juwelier stehen, in dessen Fenster nur wenige teure Stücke lagen. Als sie hineingingen, erklärte er, dass der Laden einem Goldschmied
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