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Warum ich kein Christ bin: Bericht und Argumentation (German Edition)

Warum ich kein Christ bin: Bericht und Argumentation (German Edition)

Titel: Warum ich kein Christ bin: Bericht und Argumentation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Flasch
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Eigenes denken. Und dann die weitere Begründung: Wer seine Gottesidee geltend macht gegenüber dem Bericht vom Sündenfall, also Text A, der mache sich zum «Herrn Gottes». Der ist der Teufelei, des satanischen Hochmuts verdächtig. Als mache der Theologe, der seine Interpretation vorträgt und der doch auch nicht selbst die Stimme Gottes sein kann, sich nicht ebenso zum Herren, der Deutungshoheit beansprucht. Nur ist er ein Herr, der nicht diskutieren will, sondern Unterwerfung verlangt, weil er seines Wissens sicher ist, Text A sei ‹das konkrete Gotteswort›.
    Die Bibelworte sind ehrwürdig, aber Theologen, die so selbstsicher auftreten, vertreiben mich aus ihrer Konfession. Sie sind so sehr mit Selbstverteidigung beschäftigt, daß selbst die ‹Gottesidee› ihnen als feindliche Waffe vorkommt.

    6) Welches Bild von der Frau haben unsere Texte? Adam begrüßt sie jubelnd: Endlich Fleisch von meinem Fleisch. Anders als bei den Tieren, die Gott ihm zuerst vorgeführt hat, findet er sich selbst in ihr wieder. Sich selbst als den, der eine Gehilfin sucht und für den es nicht gut ist, allein zu sein. Eva ist von gleicher Art, aber keineswegs von gleichem Recht. Adam ist der Mann; er nennt sie ‹Männin› und schreibt damit ihre dienende Funktion fest. Ich sehe schwarz für feministische Theologinnen mit philologischem Feinsinn.
    Antike und mittelalterliche Genesiserklärer, Meister Eckhart ausgenommen, fanden in Text A ihre Ansicht von der sekundären Rolle der Frau wieder. Das wird ihnen niemand verübeln. Wenn aber ein Meister der modernen evangelischen Theologie erklärt, warum die Schlange sich an Eva, nicht an Adam wendet, liegt der Fall anders. Das hört sich so an:
    «Damit soll wohl angedeutet werden, daß das Weib den dunklen Lockungen und Geheimnissen, die unser umschränktes Leben umlagern, unmittelbarer gegenübersteht als der Mann. In der Geschichte des Jahweglaubens haben gerade die Frauen immer wieder einen Hang zu dunklen Afterkulten gezeigt.» (Rad, S. 73)
    Das Weib erscheint im ‹konkreten Gotteswort› von Text A schwach, sinnlich, betörbar. Sie ist die Einfallpforte des Satans in die männliche Festung. Ich schweige über die geschwollene Sprache, in der die Frau herabgestuft wird und der Mann sich selbst lobt. Sie klang schon 1949 aufgedunsen. Ich gebe nur noch zwei Zitate wieder, in denen Gerhard von Rad die Rolle der Frau festschreibt:
    «In unfreier Triebhaftigkeit und doch am unmittelbarsten beteiligt am Schöpfungswunder, stöhnend unter Schmerzen, gekrümmt unter Wehen».    [34]   So mitfühlend kann man sagen, daß ein Mann die Frau als Hure und Mutter denkt.
    Von Rad holt sich weitere Hilfe, um die Rolle der Frau in Text A klarzustellen. Er beruft sich, anno 1949, zustimmend auf eine Publikation mit dem altehrwürdigen Titel: Deutsche Theologie, allerdings nicht auf die aus dem Frankfurt des Mittelalters, sondern auf die gleichnamige Zeitschrift von 1937, herausgegeben von Artur Weiser (S. 17). Weiser faßte zusammen, was ein deutscher Theologe zwischen 1937 und 1949 über die Frau in Genesis  2–3 zu sagen hatte:
    «Das Mutterglück, die höchste Erfüllung weiblichen Wesens, ist getrübt durch Kummer und Schmerz. Nur in gebrochener Haltung steht der Mensch seinem Leben gegenüber; das ist jene rätselvolle Tatsache, die der Jahwist im Auge hat und mit der Erzählung Gen. 2f. erklären will» (Rad, S. 82).
    Auch hier tritt ein Mann mit einer Idee an das ‹konkrete Gotteswort›. Nur ist es nicht mehr die Gottesidee des alten Idealismus, auch keine ‹Tatsache›, sondern die Mutterideologie der deutschen Theologie von 1937, die von Rad 1949 im Namen des göttlichen Vaters weiterempfahl.

Kapitel VI
    Erlösung
Denn auf diesem Artikel ruht die christliche Religion und der Glaube, wie auf einer Grundmauer, und wenn diese gelegt ist, so befindet sich alles übrige in gehörigem Bestande.
Der Römische Katechismus nach dem Beschlusse des Konzils von Trient, Band 1, Regensburg 4 1905, S. 41
    1.  Wovon erlöst?
    «Ohne den Glauben an die Erlösung kann nie jemand selig werden», sagt der Katechismus des Konzils von Trient. Das Christentum in seinen klassischen Fassungen präsentiert sich als Erlösungsreligion. Es glaubt an die Erlösung durch Christus. Aber wovon hat er die Menschen erlöst?
    Unter den ersten Jüngern erwarteten viele die Befreiung von der römischen Besatzung. Die Hinrichtung Jesu bewies, daß dieses Projekt gescheitert war.
    Die

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