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Warum Liebe Weh Tut

Warum Liebe Weh Tut

Titel: Warum Liebe Weh Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Illouz
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danach, selbst auch wieder so zu werden.  [46]
    Die Kluft zwischen Vorwegnahme und Realität wird häufig als Fall übertriebener Erwartungen an die Eigenschaften 402 eines Partners verstanden und behandelt, eine Übertreibung, die sich, wie diese Geschichte illustriert, der institutionalisierten Hoffnung verdankt, die eigene Position zu verbessern. In einem Buch über die Schwierigkeit der Partnersuche appellierte die Atlantic Magazine -Autorin Lori Gottlieb an die Frauen, ihre Erwartungen zurückzuschrauben. Der Zusammenfassung einer Kritikerin zufolge besagte ihr Appell, »Frauen müßten lernen, auf die guten Eigenschaften von Männern zu achten, die vielleicht ihre anspruchsvollen Wunschlisten nicht erfüllen, von denen sie aber wissen, daß sie gut mit ihnen auskommen würden«.  [47] Das Problem besteht hier darin, daß Männer und Frauen auf Partnersuche zwar über sehr ausgefeilte und kognitiv klare, vorab festgelegte Bündel von Kriterien verfügen. Was der zitierten Empfehlung jedoch fehlt, ist ein Verständnis des Mechanismus, der dazu führt, daß solche Erwartungen nicht nur klar formuliert sind und kognitiv ins Auge springen, sondern tatsächlich ein Beziehungshindernis darstellen. Nicht weniger als in den Bilderwelten Hollywoods besteht einer der zentralen Mechanismen, der Enttäuschung über die Wirklichkeit auslöst, in einer psychologischen Ontologie des Selbst, wie wir dies nennen könnten. Gemeint ist damit, daß man sich anderen in der Annahme nähert, sie verfügten über stabile, benennbare, erkennbare psychologische Eigenschaften. In dieser Ontologie ist das Selbst mit festen Merkmalen versehen; das Selbst muß seine eigenen festen Merkmale kennen und mit den wahrgenommenen festen Merkmalen anderer ins Geschäft kommen. Folglich sucht man nach Menschen mit definitiven, erkennbaren, stabilen Eigenschaften. Insbesondere zwei Kategorien werden auf diese Weise ontologisiert: das Selbst und die Beziehung.
    403 Barbara, eine 42jährige geschiedene Frau, schätzt ihre Aussichten, einen »guten« Mann zu finden, wie folgt ein:
     
    BARBARA : Es ist so schwierig, gute Männer zu finden, wissen Sie, oder wenigstens Männer, die zu mir passen würden. Manchmal glaube ich, es müßte ein Wunder geschehen, damit das passiert.
    INTERVIEWERIN : Warum? Wie müßten diese Männer denn sein?
    BARBARA : Zum Beispiel müßten sie zu meiner komplexen Psyche passen. Ich habe alle möglichen Ängste und alle möglichen Bedürfnisse. Auf der einen Seite etwa bin ich sehr unabhängig, ich brauche Raum für mich, ich muß das Gefühl haben, mir mein Leben so einrichten zu können, wie ich das will. Auf der anderen Seite muß ich auch gehätschelt werden, das Gefühl haben, daß man mich stützt. Es ist nicht leicht, jemanden zu finden, der sich auf beides versteht. Ich brauche einen Mann, der sehr stark und sehr selbstsicher, aber auch sehr mitfühlend mit mir ist.
    Barbaras Suche ist offensichtlich durch eine psychologische Ontologie des Selbst motiviert. Obwohl sie ihre Bedürfnisse selbst als widersprüchlich beschreibt, ist ihre Selbstkenntnis ausgesprochen gefestigt; sie ist durch eine psychische Ontologie festgeschrieben, die ihr Selbstgefühl verfestigt und klare kognitive Hilfsmittel hervorbringt, mit denen potentielle Partner bewertet werden. Ich frage sie:
     
    INTERVIEWERIN : Wenn Sie also jemanden in einem Internetkontaktmarkt suchen, woher wissen Sie, ob eine bestimmte Person zu Ihren Bedürfnissen passen könnte, wie Sie gerade sagten?
    BARBARA : Das ist kompliziert; aber zum Beispiel pflege ich darauf zu achten, wie sie reagieren, wenn ich nicht gleich schreibe; wenn ein Mann das kommentiert, ist er aus dem Spiel. Da bin ich sehr ungehalten. Oder wie sie ihre Mails beenden, ob sie dies mit ein paar netten, lustigen Wendungen tun, aber es ist natürlich leichter, solche Dinge festzustellen, wenn man sich mit ihnen trifft.
    INTERVIEWERIN : Wenn Sie sich dann mit ihnen treffen, worauf achten Sie?
    BARBARA : Schwer zu sagen, aber es hat damit zu tun, ob er sich mit sich selbst wohlfühlt, ob er mir seine Aufmerksamkeit widmet, ob er nervös spricht oder nicht, ob er über andere herzieht, ob etwas an ihm 404 besitzergreifend ist, ob er Selbstachtung ausstrahlt oder einen Mangel an Selbstachtung, solche Dinge.
    Dieser ausgesprochene Feinabgleich mit dem Verhalten und der Identität anderer wird dadurch möglich, daß diese Frau von feststehenden kognitiven Kategorien und Grenzen Gebrauch

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