Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Warum Machst Du Mich Nicht Gluecklich

Warum Machst Du Mich Nicht Gluecklich

Titel: Warum Machst Du Mich Nicht Gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berit Brockhausen
Vom Netzwerk:
schweigen und warten, dass der andere beginnt. Ich schaue hin und her. Dann sagt Helle leise: »Ich habe wirklich keine Lust mehr. So lasse ich mich nicht behandeln. Ich hatte mir zu meinem Geburtstag von ihm ge wünscht, dass wir einen entspannten Tag in der Therme verbringen, und sogar mehrfach nachgefragt, ob er das mit seiner Arbeit schaffen kann. Ganz langsam habe ich wirklich angefangen zu hoffen und mich darauf zu freuen. Und was passiert? Monsieur fällt ein, dass am Abend vorher eine Agenturparty ist. Und dass er da hin muss. Säuft sich zu und ruft mich am nächsten Tag erst nachmittags an, wann wir losfahren wollen. Beschwert sich, dass ich so kühl bin am Telefon. Kommt dann noch eine Stunde später mit Leidensmiene angekrochen und denkt, nur weil er mit ein teures Geburtstagsgeschenk macht, wäre schon alles wieder gut. Versteht überhaupt nicht, warum ich nach dieser Missachtung nicht lieb und freundlich zu ihm bin. Und kei nen Bock mehr habe, für nur vier Stunden in die Therme zu fahren.« Jakob unterbricht sie wütend: »Jetzt erzähl aber mal bitte, wie es wirklich war. Rumgeschrien hast du, den teuren MP3-Player auf den Boden geschmettert und mit Trennung gedroht. Das muss ich mir ja wohl nicht bieten lassen.« Helle bricht in Tränen aus: »Und ich? An meinem Geburtstag sitze ich erst den halben Tag dumm herum und warte auf meinen Freund wie bestellt und nicht abgeholt. Dann muss ich mir von ihm noch tausend Vorwürfe anhören, bis er abhaut und den Rest des Tages nicht mehr an sein Handy geht. Das hat doch alles keinen Sinn mehr.« Ich hole eine Kiste aus meinem Regal: »Würden Sie mal eine Figur aussuchen, die ausdrückt, wie Sie den anderen in dieser Situation wahrgenommen haben?« Ohne z u zögern wählt Jakob ein schwar zes Monster, das einer Spinne ähnelt, mit kalten gelben Augen und scharfen Fangzähnen. »Und Sie?« Helle wühlt in der Kiste. Dann entscheidet sie sich für einen Dinosaurier, mit einer Kopfplatte, drei langen scharfen Hörnern, dick gepanzert wie ein Rhinozeros. Ich stelle die beiden Figuren einander gegenüber und schaue die beiden an. »Bitte suchen Sie jetzt jeder eine Figur aus, die ausdrückt, wie Sie sich in diesem Moment selbst gefühlt haben«, bitte ich die beiden. Diesmal überlegt Jakob länger und entscheidet sich schließlich für den kleinsten Teletubby. Helle hat sofort nach einem kleinen Vogel mit weit geöffnetem Schnabel gegriffen. Gemeinsam betrachten wir das Bild, das entstanden ist. Der kleine hungrige Vogel hinter dem Spinnenmonster. Und ein süßer Teletubby hinter dem großen Triceratops. »Da gehen Selbstbild und Fremdbild ja ganz schön auseinander«, erkennt Jakob verblüfft . Jakob hat es gut zusammengefasst. Es geht um Bilder, genauer gesagt, Projektionen. Das, was ich im anderen sehe, hat mindestens so sehr mit mir zu tun wie mit ihm. Wenn Helle aufgrund ihrer Ängste und Vorerfahrungen Jakob als ge panzert und uninteressiert wahr nimmt, kann sie nicht mehr erkennen, dass er sich ganz anders fühlt, nämlich klein und auf sie angewiesen. Und wenn seine alte Angst aktiviert ist, von einer Frau völlig vereinnahmt zu werden, starrt er gebannt auf das übermächtige Spinnenmonster und kommt gar nicht auf die Idee, dass auch Helle sich in diesem Moment alles andere als groß und mächtig fühlt.
     
     
    Mit dem Rücken zur Wand zwei Opfer und kein Täter
    In den Beratungen stellt sich übrigens ganz regelmäßig heraus, dass sich tief innen beide klein und dem anderen ausgeliefert fühlen. Dass beide Partner verzweifelt und e rbittert um ihr seelisches Über leben kämpfen. Weil sie den anderen dabei als absolut übermächtig erleben, rechtfertigt es in ihren Augen den Einsatz immer stärkerer Geschütze im Krieg um die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse. Doch leider bekommt durch diesen Kampf keiner das Ersehnte nur die Projektionen bekommen neue Nahrung. Je verzweifelter sich jeder gegen den übermächtigen anderen zur Wehr setzt, desto mehr Angst entwickelt dieser. Denn das »Monster« auf der anderen Seite wird immer furchteinflößender!
     
    Sahra und Hannes der Kampf um Nähe:
    Hier stehe ich und kann nicht anders
    Wieder sind Sahra und Hannes in die ihnen gut bekannte Vorwurfsschleife geraten. Obwohl es inzwischen einige schöne und nahe Momente zwischen ihnen gab, in denen es für Han nes in Ordnung war, dass Sahra keinen Sex wollte, bezweifelt sie, ob das länger anhalten kann. Er zuckt resigniert mit den Schultern: »Ob ich jahrelang

Weitere Kostenlose Bücher