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Warum macht Sex Spaß?

Warum macht Sex Spaß?

Titel: Warum macht Sex Spaß? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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Meerschweinchen und Dyak-Flughunden, aber bei allen bilden die Männchen sehr viel weniger Milch als die Weibchen.
     
    Allerdings werfen die verblüffenden neuen Entdeckungen über den Dyak-Flughund die Frage auf, ob es nicht vielleicht auch heute eine unentdeckte Säugetierart gibt, deren Männchen und Weibchen die Bürde des Säugens gemeinsam tragen – oder die eine solche Aufgabenteilung in Zukunft entwickeln könnte. Die Lebensgeschichte der Dyak-Flughunde ist noch immer weitgehend unbekannt, so daß wir nicht sagen können, welche Bedingungen hier anfangs die männliche Milchproduktion begünstigten; ebensowenig wissen wir, ob die männlichen Flughunde ihren Jungen tatsächlich Milch geben und, wenn ja, wieviel. Aus theoretischen Gründen können wir aber ohne weiteres voraussagen, welche Bedingungen die Evolution einer normalen männlichen Milchproduktion vorantreiben würden: Würfe mit so vielen Jungen, daß ihre Ernährung eine große Last ist; monogame Paare aus Männchen und Weibchen; große Sicherheit der Männchen in bezug auf die eigene Vaterschaft; schon während der Schwangerschaft des Weibchens eine hormonale Vorbereitung des Vaters auf die Bildung von Milch.
     
    Eine Säugetierart, die eine ganze Reihe dieser Bedingungen schon heute erfüllt, ist – die menschliche Spezies. Und andere Voraussetzungen werden durch die Medizintechnik immer leichter möglich. Mit den modernen fruchtbarkeitssteigernden Medikamenten und den Hightech-Befruchtungsmethoden werden Zwillings- und Drillingsgeburten häufiger. Das Stillen von Zwillingen ist derart energieaufwendig, daß eine Mutter von Zwillingen einen ähnlichen Energiebedarf hat wie ein Soldat im Ausbildungslager. Trotz aller Witze über Untreue zeigen genetische Untersuchungen, daß europäische und nordamerikanische Babys in ihrer großen Mehrzahl tatsächlich vom Ehemann der Mutter gezeugt wurden. Genetische Tests an Ungeborenen werden immer gebräuchlicher und vermitteln einem Mann schon frühzeitig eine fast hundertprozentige Sicherheit, daß er tatsächlich der Vater des Fetus seiner schwangeren Frau ist.
     
    Bei Tieren begünstigt die extrakorporale Befruchtung die Evolution väterlicher Investitionen, während die intrakorporale Befruchtung sie behindert. Diese Tatsache hat die Männchen anderer Tierarten davon abgehalten, viel in ihre Vaterrolle zu investieren, aber bei Menschen ist sie heute eine einzigartige Begünstigung, denn für uns sind Methoden zur äußeren In-vitro-Befruchtung in den letzten beiden Jahrzehnten Wirklichkeit geworden. Natürlich wird die große Mehrzahl aller Kinder auf der Erde weiterhin auf natürlichem Wege gezeugt. Aber die zunehmende Zahl älterer Männer und Frauen, die gern ein Kind hätten und dieses Ziel kaum erreichen können, sowie der angebliche allgemeine Rückgang der menschlichen Fruchtbarkeit tragen dazu bei, daß immer mehr Babys, wie die meisten Fische und Frösche, das Produkt einer extrakorporalen Befruchtung sein werden.
     
    Alle diese Faktoren machen den Menschen zu einem der aussichtsreichsten Kandidaten für die männliche Milchproduktion. Bis die natürliche Selektion diese Aussicht umsetzt, können noch Jahrmillionen vergehen, aber es liegt heute in unserer Macht, den Evolutionsprozeß durch Technik abzukürzen. Durch eine Kombination aus mechanischer Reizung und Hormonspritzen könnte sich das schlummernde Potential des werdenden Vaters – dessen Gewißheit der eigenen Vaterschaft durch genetische Tests gestärkt ist – schon bald entfalten, ohne daß er auf genetische Abwandlungen warten müßte. Die Milchproduktion der Männer hätte zahlreiche Vorteile. Sie würde zwischen Vater und Kind eine emotionale Bindung schaffen, wie sie heute den Frauen vorbehalten ist. Viele Männer sind tatsächlich eifersüchtig wegen der besonderen Bindung, die durch das Stillen entsteht, denn da dies herkömmlicherweise den Frauen vorbehalten ist, fühlen die Männer sich ausgeschlossen. Viele Frauen in den Industrieländern stehen auch heute zum Stillen nicht mehr zur Verfügung, sei es aus beruflichen Gründen, wegen Krankheiten oder weil die Milchproduktion ausbleibt. Und nicht nur die Eltern, sondern auch die Babys könnten aus dem Stillen vielerlei Nutzen ziehen. Kinder, die Muttermilch bekommen, entwickeln eine stärkere Immunabwehr und sind für viele Krankheiten weniger anfällig, so zum Beispiel für Durchfall, Ohrinfektionen, Jugendlichen-Diabetes, Grippe, Enterocolitis necroti-cans und

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