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Warum macht Sex Spaß?

Warum macht Sex Spaß?

Titel: Warum macht Sex Spaß? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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plötzlichen Kindstod. Durch die männliche Milchproduktion kämen Kinder auch dann in den Genuß dieser Vorteile, wenn die Mutter aus irgendeinem Grund nicht zur Verfügung stünde.
     
    Es muß allerdings angemerkt werden, daß der männlichen Milchproduktion nicht nur – offenbar überwindbare – physiologische Hindernisse im Wege stehen, sondern auch psychologische. Männer betrachten das Stillen seit jeher als Aufgabe der Frauen, und die ersten Väter, die ihre Kinder stillen, werden mit Sicherheit von anderen Männern ausgelacht werden. Aber die Menschen bedienen sich in ihrer Fortpflanzung heute auch zunehmend anderer Methoden, die man noch vor wenigen Jahren für lächerlich gehalten hätte: extrakorporale Befruchtung ohne Geschlechtsverkehr, Befruchtung von Frauen über fünfzig Jahre, Leihmutter-Schwangerschaften und das Überleben frühgeborener Feten von einem Kilogramm mittels Hightech-Brutkastenmethoden. Wir wissen heute, daß die entwicklungsgeschichtliche Festlegung auf die weibliche Milchproduktion physiologisch instabil ist; psychologisch könnte sie sich ebenfalls als instabil erweisen. Vielleicht die größte Besonderheit unserer Spezies ist unsere unter allen Tieren einzigartige Fähigkeit, uns gegen die Evolution zu entscheiden. Die meisten von uns entscheiden sich für die Ablehnung von Mord, Vergewaltigung und Völkermord, obwohl alle drei als Mittel zur Weitergabe unserer eigenen Gene ihre Vorteile haben und obwohl sie sowohl bei anderen Tierarten als auch in früheren menschlichen Kulturen verbreitet vorkommen. Wird auch die männliche Milchproduktion zu einer solchen gegen die Evolution gerichteten Entscheidung werden?
     
     

Die falsche Zeit für Liebe
Sexualität zum Vergnügen
     
    Erste Szene: Ein schwach erleuchtetes Schlafzimmer. Im Bett liegt ein gutaussehender Mann. Eine schöne junge Frau im Neglige eilt zu ihm. An ihrer linken Hand glitzert tugendhaft der Diamant des Eheringes, die rechte hält einen kleinen blauen Papierstreifen umklammert. Sie beugt sich hinunter und küßt den Mann aufs Ohr.
     
    Sie: »Liebling! Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt!«
     
    Nächste Szene: Dasselbe Schlafzimmer, dasselbe Paar, das offenbar miteinander schläft, aber die Einzelheiten bleiben bei der matten Beleuchtung diskret verborgen. Dann schwenkt die Kamera auf einen Kalender, von dem eine anmutige Hand mit demselben Ehering am Finger langsam die Blätter abreißt (was das Fortschreiten der Zeit andeuten soll).
     
    Nächste Szene: Dasselbe gutaussehende Paar, glücklich mit einem frischgewaschenen, lächelnden Baby im Arm.
    Er: »Liebling! Ich bin so froh, daß wir dank Ovu-Stick wußten, wann genau der richtige Zeitpunkt war!«
     
    Letzte Einstellung: Dieselbe zierliche Hand in Nahaufnahme, zwischen den Fingern den kleinen blauen Papierstreifen. Bildunterschrift: »Ovu-Stick. Weisen Sie selbst im Urin den Eisprung nach.«
     
    Wenn Paviane unsere Fernsehwerbung verstehen könnten, würde dieser Spot bei ihnen besondere Heiterkeit auslösen. Weder männliche noch weibliche Paviane brauchen einen Hormontest, um den Eisprung des Weibchens zu bemerken, jenen Zeitpunkt, wenn der Eierstock eine Eizelle ausstößt, die dann befruchtet werden kann. Statt dessen schwillt die Haut rund um die Scheide des Weibchens, und sie nimmt eine hellrote Färbung an, die schon aus großer Entfernung zu erkennen ist. Außerdem strömt sie einen charakteristischen Geruch aus. Und falls ein dummes Männchen immer noch nichts merkt, kauert sich das Weibchen vor ihn hin und präsentiert ihm seine Kehrseite. Ebenso genau nehmen auch sie meisten anderen weiblichen Tiere den Eisprung wahr, und sie teilen es den Männchen mit ebenso deutlichen optischen Signalen, Düften oder Verhaltensweisen mit.
    Uns erscheinen die Pavianweibchen mit ihrem hellroten Hinterteil seltsam. Aber in Wirklichkeit gehören wir Menschen mit unserem kaum wahrnehmbaren Eisprung in der Tierwelt zu einer kleinen Minderheit. Männer verfügen über kein zuverlässiges Mittel, mit dem sie feststellen könnten, wann die Befruchtung bei der Partnerin möglich ist, und den Frauen in traditionellen Kulturen erging es nicht anders. Allerdings leiden viele Frauen ungefähr in der Mitte des Menstruationszyklus an Kopfschmerzen oder anderen Beschwerden, aber daß es sich dabei um Anzeichen des Eisprungs handelt, erfuhren sie erst, als Wissenschaftler es ihnen sagten – und auch die Wissenschaftler fanden es erst um 1930 heraus. Man kann Frauen auch

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