Warum Maenner mauern
auch nicht bekommt.
Paradox ist an Arthurs Verhalten, dass er nicht so eigennützig und narzisstisch ist, wie es den Anschein hat. In der Tatsache, dass er eine Frau nicht großzügig befriedigen will, spiegelt sich seine Unfähigkeit wider, selbstsicher die männliche Rolle zu übernehmen. Es ist etwas, auf das er innerlich noch nicht eingestellt ist. Wir haben es mit einem fünfunddreißigjährigen Mann mit einer tief sitzenden Hemmung zu tun.
Ein Mann zu sein, das heißt für Arthur, eigene Entscheidungen zu treffen, sich in Richtung der Unabhängigkeit zu bewegen, für sich selbst einzustehen und gegen Dinge zu kämpfen, ohne dass seine Eltern ihn beschützen. Er muss seine Auseinandersetzungen führen, Entschlüsse fassen und eigene Maßstäbe setzen. Erwachsen zu werden bedeutet auch, mit anderen Männern zu konkurrieren oder – mit Freudschen Begriffen gesprochen – die Mutter zu »gewinnen« und den ersten Konkurrenten, den Vater, zu besiegen. Diese Aussicht erschreckt Arthur auf zweierlei Weise: Er hat Angst vor Rache, und er fürchtet, nach einem Sieg verantwortlich zu sein und die Führung übernehmen zu müssen. Deshalb entscheidet er sich anders: Er zieht sich aus der unmittelbaren sexuellen Konkurrenz zurück. Und da er Frauen sexuell nicht befriedigt, hat er unbewusst das Gefühl, dass er für andere Männer eine geringere Bedrohung darstellt.
Der Schürzenjäger: eine Art, alles zu verlangen
Leidenschaftliche Liebe umfasst die Bestätigung, dass man liebenswert ist, und die Freude, sich dem anderen hinzugeben; der passiv-aggressive Mann, der allen Frauen nachjagt, ist dagegen nicht von Liebe besessen, sondern vom Reiz des Neuen. Jede Eroberung birgt für ihn erneut die Hoffnung, er könne sein Selbstwertgefühl aufbauen, die Bestätigung, dass er ein Mann ist, den die Frauen begehren. Deshalb ist er auf Eroberung aus.
Ein gleichgültiger »Liebhaber« wie Arthur ist sexuell neidisch, aber der promiskuitive passiv-aggressive Mann ist dabei auch noch unbekümmert. Beiden gemeinsam ist ein Verhalten, die Nähe zu den Frauen an ihrer Seite zu vermeiden. Der Schürzenjäger interessiert sich nur für die Erregung – seine Beziehungen sind vorwiegend körperlich und für die Partnerin erniedrigend. Eine Frau, die zustimmt, ist in seinen Augen entwertet; sie ist für den sexuellen Sport da und sonst für nichts. Verpflichtung ist ein Wort, das ihm nicht leicht in den Sinn kommt und bei ihm höchstens ein Lächeln hervorruft. Wenn er überhaupt in der Lage ist, sich jenseits der Sexualität um den Aufbau einer Beziehung zu bemühen, dann muss er darum kämpfen, sich weiterhin involviert zu fühlen. Er wirkt vielleicht sehr sexy, aber er ist ebenso unerreichbar und enttäuschend wie der unterwürfige Liebhaber. Bevor Sie sich umsehen, hält er schon wieder nach einer anderen Frau Ausschau, um sein Selbstwertgefühl zu erneuern.
Norman, ein neununddreißigjähriger Makler, entwickelte die Gewohnheit, sich immer wieder mit Frauen Anfang zwanzig sexuell einzulassen, von denen viele sexuell unerfahren waren. Die meisten von ihnen waren in Kulturkreisen aufgewachsen, in denen Frauen zu solchen Erfahrungen keinen Zugang haben.
Als sie in den USA angekommen waren, suchten sie nach amerikanischen Männern – zum Heiraten, nicht als sexuellen Zeitvertreib.
Ihre Naivität reizte Norman, und er war sehr stolz darauf, dass er sie von ihren »altmodischen« Einschränkungen »befreite«. Er hatte Spaß daran, sie geschickt ins Bett zu locken, zu deflorieren und schon bald sexuelle Macht über sie auszuüben. Er behauptete von sich, er sei ein großartiger, allseits begehrter Liebhaber. Der Haken war nur: Sobald die Frauen sexuell erfahren waren, verlor er das Interesse an ihnen.
Warum inszenierte Norman dieses eingebildete Drama, in dem er der Held war und unerfahrene Frauen die Opfer? Die Antwort liegt auf der Hand: Bei einem realen Kräftegleichgewicht würde er sich unsicher fühlen. Wie Arthur ist er in der Furcht vor Abhängigkeit befangen, aber anders als dieser bewältigt er sie, indem er Frauen unterwirft, die ihm in der Konkurrenz kein Gefühl der Schwäche vermitteln.
Probleme und Ansprüche
Alle Bettgeschichten aus dem Leben passiv-aggressiver Männer drehen sich letztlich um seinen Widerwillen, eine Frau zu befriedigen – wenn nicht seelisch, dann körperlich. Er kann beim Sex kühl und egoistisch sein, sich vorwiegend mit seiner eigenen Befriedigung beschäftigen und die Bedürfnisse der Frau
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