Warum manche Menschen nie krank werden
wurden. Dabei wird klar, dass die wissenschaftlichen Forschungen mehr Fragen aufwerfen als beantworten. Warum wirken wirkstofffreie Placebos überhaupt und mitunter sogar besser als potente Medikamente? Weshalb können manche Menschen ihre Selbstheilungskräfte leichter und mit besserer Wirkung aktivieren als andere? Wie kommt es, dass die gedankliche Beeinflussung durch sich selbst oder durch andere eine so große Kraft entfalten kann, die sich aber jedem eindeutigen Nachweis entzieht?
Derartige Fragen waren Wissenschaftlern lange Zeit viel zu suspekt, um sich die Mühe zu machen, nach Antworten zu suchen. Das hat sich mittlerweile geändert, was unter anderem Norman Cousins zu verdanken ist, der in den 1970er-Jahren
sein autobiografisches Buch Der Arzt in uns selbst veröffentlichte, in dem er beschreibt, wie er die Krankheit Morbus Bechterew (oder Spondylitis ankylosans) besiegte, obwohl ihm die Ärzte sehr schlechte Überlebenschancen attestiert hatten. Cousins wurde vor allem dadurch wieder gesund, dass er negative Gemütszustände mied. Stattdessen las er lustige Bücher, schaute sich die Filme der Marx Brothers und Unterhaltungssendungen an, die ihn zum Lachen brachten.
Nach seiner Genesung lud ihn die UCLA ein, an der medizinischen Fakultät am Aufbau des interdisziplinären Forschungsgebiets der Psychoneuroimmunologie mitzuarbeiten, das sich mit der Wechselwirkung von psychologischen Prozessen und körperlichen Funktionen befasst. Damit war eine solide Grundlage geschaffen, auf der sich die Body-Mind-Medizin entwickeln konnte.
Neue Erkenntnisse über körpereigene Stoffe, die sich auf den Gemütszustand auswirken und das Schmerz- und Lustempfinden beeinflussen, trugen ebenfalls dazu bei, die Vorbehalte der Skeptiker zu überwinden. Diese damals erstmals nachgewiesenen chemischen Stoffe, die sogenannten Endorphine, lösen einen euphorischen Gemütszustand aus, der gelegentlich als »Läuferhoch« bezeichnet wird. Was den Akademikern daran besonders gut gefällt, ist, dass es sich hierbei um einen quantifizierbaren Prozess handelt, der sich mit Daten und harten Fakten untermauern lässt.
Neuere Forschungsergebnisse auf dem Gebiet des Biofeedback belegen, dass es möglich ist, Gehirnwellen, Herzschlag und Atmung durch die Kraft der Gedanken zu beeinflussen. Und auf dem Gebiet der Bewusstseinsforschung zeigte sich, dass es manchen Menschen durch bloße Willenskraft
gelingt, sich von Kopfschmerzen zu befreien und ihren Blutdruck zu senken.
In den vergangenen zehn Jahren mehrten sich die Beweise dafür, dass sich durch eine positive Grundeinstellung und die Kraft der Gedanken viele chronische Leiden lindern oder heilen und der allgemeine Gesundheitszustand verbessern lassen. Studien namhafter Forschungseinrichtungen wie Yale und Rutgers haben ergeben, dass die innere Einstellung, die ein Mensch seiner Gesundheit gegenüber einnimmt, sich mit hoher Wahrscheinlichkeit bewahrheitet. Im Jahr 2009 wurde in mehreren Artikeln über Erfolge mit Mind-Body-Therapien bei chronischen Schmerzen, Krebs und Alzheimer berichtet. Andere Studien konnten einen direkten Zusammenhang zwischen positivem Denken und der Linderung oder Heilung von Rücken- und anderen Schmerzen, Schlafstörungen, entzündlichen Darmerkrankungen, Zöliakie und anderen Beschwerden nachweisen.
Für die Experten der US-amerikanischen Nierenstiftung ist die positive Einstellung des Patienten ein entscheidender Faktor dafür, dass sein Körper ein Transplantat nicht abstößt. Den Experten des US-amerikanischen Instituts für Arthritis, Muskel-, Knochen- und Hauterkrankungen zufolge ist das Beste, was Osteoarthritis-Patienten tun können, positiv zu denken.
Allerdings hielten einige der Vorzeigestudien über die Wechselwirkung von Geist und Körper einer erneuten Prüfung nicht stand. Beispielsweise die Studie des Stanford-Psychiaters David Spiegel, der 1989 in der Fachzeitschrift Lancelot über Krebspatientinnen berichtete, denen der Zusammenschluss in einer Selbsthilfegruppe zusätzliche Lebensjahre schenkte. Zwölf Jahre später waren die Ergebnisse jedoch
nicht reproduzierbar, und die Aussagekraft von Spiegels ursprünglicher Studie wurde infrage gestellt. Ähnlich erging es anderen Studien, bei denen im Nachhinein Zweifel bezüglich der Datenqualität oder der Methodik angemeldet wurden.
Einige Mediziner und Pflegefachkräfte halten die Behauptung, Gesundheit sei Einstellungssache, nicht nur für fragwürdig, sondern auch für riskant, weil sie
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