Warum manche Menschen nie krank werden
produzierten Stoffe, die andere, schädliche Mikroorganismen abtöten oder ihre Vermehrung verhindern.
Die Wirkungsweise von Antibiotika war schon rund 70 Jahre früher von Louis Pasteur beschrieben worden, der entdeckt hatte, dass bestimmte Fäulnisbakterien das Wachstum des gefährlichen Milzbranderregers Bacillus anthracis hemmen konnte. Damit legte er den Grundstein für die Entwicklung der wirkungsvollsten und am häufigsten verschriebenen Arzneimittelgruppe des letzten Jahrhunderts, den Antibiotika, zu denen Penizillin und Tetracyclin gehören.
Als man herausgefunden hatte, wie sich mit diesen Substanzen gefährliche Bakterien abtöten ließen, brach grenzenlose Begeisterung aus, da Mediziner und Wissenschaftler
glaubten, ein Allheilmittel für alle Infektionskrankheiten gefunden zu haben.
Das war leider nicht der Fall. Dennoch haben sich Anti biotika in zahlreichen medizinischen Anwendungsbereichen als überaus nützlich und lebensrettend erwiesen, und so steht man Bakterien, die als Pro biotika bezeichnet werden, bisweilen erst einmal skeptisch gegenüber. Bakterien gelten gemeinhin als etwas Schlechtes und Schädliches, das es auszumerzen gilt. Ohne die vielen nützlichen Mikroorganismen wäre der menschliche Körper jedoch in den allergrößten Schwierigkeiten (siehe Hygienehypothese).
Im Magen-Darm-Trakt eines gesunden Menschen tummeln sich Milliarden hilfreicher Bakterien, die entscheidend zu Gesundheit und Wohlbefinden beitragen. Wie an anderer Stelle schon einmal erwähnt, übersteigt die Anzahl der Bakterien die unserer Körperzellen um das Zehn- bis Zwanzig fache. Diese nützlichen Bakterien machen uns nicht krank, sondern schützen uns vor Krankheiten, indem sie beispielsweise Viren bekämpfen.
Der Begriff Probiotika wurde 2001 von der Ernährungs-und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen eingeführt, die sie als lebende Mikroorganismen definiert, die gesundheitsfördernde Effekte für den Wirtsorganismus haben, wenn sie in ausreichender Menge aufgenommen werden. Der Nutzen von Probiotika beruht auf einem denkbar einfachen Konzept: Sie unterstützen die bereits vorhandenen guten Bakterien bei der Erledigung ihrer Aufgaben.
Der erste Wissenschaftler, der den Versuch unternahm, die gesundheitsfördernde Wirkung von oral aufgenommenen Mikroorganismen genau zu bestimmen und zu erklären, war Ilja Metschnikow, dem 1908 der Nobelpreis für Medizin
verliehen wurde. In der Annahme, dass der Alterungsprozess – die schrittweise nachlassende Fähigkeit des Körpers, abgestorbene Zellen durch neu gebildete Zellen zu ersetzen – auf die von Darmbakterien gebildeten Giftstoffe zurückzuführen ist, suchte Metschnikow nach Möglichkeiten, deren Anzahl zu minimieren. Als er Milchsäurebakterien, die in saurer Milch vorhanden sind, als Wachstumshemmer pathogener (krankheitserregender) Bakterien identifiziert hatte, setzte er seine Theorie in die Praxis um und trank täglich ein Glas saure Milch. Wie sich herausstellte, hat saure Milch tatsächlich gesundheitsfördernde Eigenschaften. Sie enthält Bakterien der Art Lactobacillus acidophilus, die Vitamin K, Laktase ( für die Verdauung von Laktose, Milchzucker, notwendig) und verschiedene antimikrobische Stoffe produzieren.
In den letzten zehn Jahren wurden die positiven Effekte der Probiotika in zahlreichen Studien nachgewiesen. Wissenschaftler des Jean Mayer U.S. Department of Agriculture Human Nutrition Research Center on Aging an der Tufts-Universität berichteten, dass Joghurt Magen-Darm-Beschwerden wie Verstopfung, Durchfall, Darmkrebs und entzündliche Darmerkrankungen lindern hilft und die körpereigenen Abwehrkräfte stärkt.
Andere Studien zeigten, dass Probiotika das Immunsystem stärken, gesund für das Urogenitalsystem sind, den Blutdruck und den Cholesterinspiegel senken, die Beschwerden bei entzündlichen Darmerkrankungen lindern und der verbesserten Mineralstoffaufnahme dienen.
Im November 2005 wurden im Rahmen einer Konferenz, die der US-Verband der Komplementär- und Alternativmedizin gemeinsam mit der US-Gesellschaft für Mikrobiologie
organisiert hatte, Nachweise dafür erbracht, dass Probiotika sich für die Behandlung von Harnwegsinfektionen eignen, die Rückfallquote bei erfolgreich behandeltem Blasenkrebs senken und bei Kindern die Bildung von Ekzemen hemmen.
Die diesbezügliche Beweisführung ist jedoch nicht hieb-und stichfest und muss durch unabhängige Experten erst noch bestätigt werden, bevor der von
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