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Warum Menschen töten: Eine Polizeipsychologin ermittelt (German Edition)

Warum Menschen töten: Eine Polizeipsychologin ermittelt (German Edition)

Titel: Warum Menschen töten: Eine Polizeipsychologin ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Brockmann
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Und liefert noch eine Information: Ebert habe schwarze Jeans und ein graues Hemd getragen. Seine Haare habe er übrigens auffällig mit Gel nach hinten gekämmt.
    Berlin? Ein Mordplan? Eine andere Frisur? Hat er sein Aussehen absichtlich verändert? Haben wir hier eine erste Spur?
    Die Beamten verlassen den Raum. Bei ihrer Rückkehr haben sie Papadopoulou etwas mitzuteilen: »Sie werden ab sofort als Beschuldigte vernommen. Ihnen wird Gefangenenbefreiung vorgeworfen.« Papadopoulou hat gelogen. Die anderen Kollegen haben parallel Befragungen durchgeführt. Die Zeugen, die Papadopoulou nannte, haben Ebert überhaupt nicht zurückkehren sehen. Niemand hat ihn mehr gesehen, nachdem Papadopoulou ihn abholte. Er sah an diesem Tag auch aus wie immer, hatte kein Gel im Haar und trug auch keine schwarze Jeans und kein graues Hemd. Will diese Frau die Polizei auf eine falsche Fährte führen? Fast alle Befragten in der Klinik verdächtigen Papadopoulou, Ebert geholfen zu haben. Die Nähe zwischen Ebert und ihr sei auffällig gewesen. Sie habe mehrere Abmahnungen erhalten, weil sie trotz fehlender Erlaubnis Einzelsitzungen mit Ebert abhielt. Papadopoulou sei überzeugt gewesen, dass er in Ochsenzoll falsch behandelt werde. Er leide an einer »multiplen Persönlichkeitsstörung« und niemand außer ihr habe das begriffen. Sogar eine Kündigung sei mündlich ausgesprochen worden, heißt es, Papadopoulou habe diese allerdings erfolgreich anfechten können.
    Die Vernehmenden haken nach. Wie konnte Ebert durch die Türen gelangen? »Bei der letzten Weihnachtsfeier ist ein Schlüsselbund verschwunden und erst nach ein paar Wochen wieder aufgetaucht«, sagt Papadopoulou. »Vielleicht hat er die Schlüssel von jemandem nachmachen lassen.« Niemand aus der Klinik kann sich daran erinnern, dass auf einer Weihnachtsfeier Schlüssel verschwunden wären. Wie könnte Ebert seine Flucht finanzieren? »Vor einigen Monaten wurde die Kaffeekasse gestohlen«, behauptet sie. Auch von einer gestohlenen Kaffeekasse weiß niemand. Papadopoulou beharrt: »Ich habe ihm nicht geholfen.« Aber wir haben einen ersten Ansatzpunkt. Eine Verdächtige.
    Wenn die Polizei nach einem Menschen sucht, sei es ein Tatverdächtiger oder ein entflohener Straftäter, gibt es zwei Arten der Fahndung. Hier wenden wir beide an. Die öffentliche Fahndung, bei der wir hoffen, dass irgendjemand ihn sieht und uns einen Hinweis geben kann, der zu ihm führt. Und die Zielfahndung, bei der wir in seinem Umfeld nach Spuren forschen, die uns zu ihm führen können.
    Der aus der Psychiatrie entflohene Mörder ist auf freiem Fuß. Das Fernsehen und alle Zeitungen berichten jeden Tag darüber. Bundesweit hängen Fahndungsplakate aus. Für Hinweise, die zu seiner Ergreifung führen, werden 20 000 Mark als Belohnung ausgeschrieben. Innerhalb von zwei Wochen gehen 412 Hinweise bei uns ein. Sie führen in viele Richtungen – aber nicht zum Gesuchten.
    Und wo können wir im Umfeld ermitteln? In der Klinik bei Angestellten und Patienten. Bei seiner Familie. Bei Bekannten, zu denen er Kontakt gehalten hat. Bald steht eine Liste von 270 Personen, die dafür in Frage kämen, ihm geholfen zu haben. Oder zumindest in seine Pläne eingeweiht sein könnten. Die Vernehmungen laufen auf Hochtouren. Eberts Angehörige sagen, es gebe keinen Kontakt zu ihm, sie seien selbst überrascht von der Flucht. In der Klinik und unter seinen Bekannten will keiner etwas von der Flucht geahnt haben, geschweige denn, beteiligt gewesen sein. Und Papadopoulou behauptet weiterhin, nichts mit Eberts Verschwinden zu tun zu haben. Es finden Hausdurchsuchungen bei Papadopoulou, Eberts Angehörigen und anderen potentiellen Helfern statt. Vorerst keine Spur.
    Die Sorge in der Bevölkerung wird jeden Tag größer: Ein Serienmörder läuft frei herum! Wir stellen den Angehörigen der Opfer und den Exfreundinnen, die gegen Ebert ausgesagt haben, Beamte zur Seite. Auch der Frau, die Ebert angeblich ermorden will. Der Druck der Medien wächst. Was tut die Polizei? Wann mordet er wieder? Es ist schwer für uns, Worte zu finden, die weder verharmlosen noch Panik schüren.
    Gleich in den ersten Tagen werde ich in die Fahndung eingebunden. Ich arbeite erst seit ein paar Jahren bei der Polizei. In Deutschland spielt die Psychologie in der polizeilichen Ermittlungsarbeit in dieser Zeit noch keine bedeutende Rolle. Aber die Polizei hat es nun mit einem psychisch gestörten Serienmörder zu tun. Die Kollegen brauchen mich als

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