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Warum Menschen töten: Eine Polizeipsychologin ermittelt (German Edition)

Warum Menschen töten: Eine Polizeipsychologin ermittelt (German Edition)

Titel: Warum Menschen töten: Eine Polizeipsychologin ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Brockmann
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Fluchtauslöser.
    Doch wohin könnte er geflohen sein? Die Geschichte von der Berliner Exfreundin, die Ebert angeblich ermorden wolle, erscheint mir aus psychologischer Sicht unglaubwürdig. Ebert muss ständig betonen, dass seine Taten nicht seiner Kontrolle unterliegen, aber zugleich kündigt er einen Mord im Voraus an? Nein, Papadopoulou hat versucht, eine falsche Fährte zu legen. Zudem scheint Ebert kein Mörder aus Rache zu sein. Seine Bestrafungsphantasien richteten sich eher gegen fremde Frauen als gegen die Menschen, von denen er sich tatsächlich frustriert fühlte. Die Exfreundin ist wahrscheinlich nicht in Gefahr. Aber vielleicht ist Papadopoulou, seine Helferin, selbst gefährdet? Wohl kaum. Er ist auf sie angewiesen, er braucht sie. Wenn, dann verlässt er sein Versteck, um eine fremde Frau zu töten. Und wann wird es so weit sein?
    Der erste Schock kommt bald.
    Im Präsidium ereilt uns eine Nachricht, die uns das Blut in den Adern gefrieren lässt: »Frauenleiche gefunden, Hamburg-Bramfeld, mit mehreren Messerstichen getötet.«
    Ebert? Ist der Supergau eingetreten?
    Als die Kollegen mir davon berichten, werde ich skeptisch. Messerstiche? Ebert hat zum Töten nie Messer benutzt. Außerdem war die Leiche bekleidet. Ebert aber hat seine Opfer immer nackt oder halbnackt abgelegt. Es wäre außergewöhnlich, dass ein Mörder sein ihm eigenes, so ausgeprägtes Muster gänzlich verändert. Tatsächlich wird dieser Mord sehr schnell aufgeklärt. Es war der Ehemann des Opfers. Aber wir wissen: Mit jedem Tag steigt das Risiko.
    Unsere einzige »heiße« Spur heißt weiterhin Papadopoulou. Auch wenn die Indizien deutlich sind, haben wir noch nicht genug in der Hand, um sie festzunehmen, in der Hoffnung, dass sie unter dem Druck der Haft Eberts Versteck preisgibt. Sie wird observiert, ihr Telefon wird überwacht. Wir hören, wie sie Freunden erzählt, dass sie mit Ebert »eine geistige Liebe wie Meditation« verbinde, »er hat Sachen erzählt, die er sonst niemandem erzählt«. Ebert habe ihr gesagt: »Sie hat mir der Himmel geschickt! Sie sind meine einzige Hoffnung!« Und Papadopoulou sagt: »Er würde es im Knast nicht schaffen. Er würde sich umbringen! DAS ist das Problem.«
    Doch weder verrät sie am Telefon etwas über die Flucht, noch führt sie uns zu Ebert. Papadopoulou ahnt bestimmt, dass sie überwacht wird, schließlich wurde sie bereits als Beschuldigte vernommen. Dennoch dürfen wir eine Hypothese nicht außer Acht lassen: Vielleicht weiß sie tatsächlich nicht, wo Ebert sich aufhält.
    Womöglich hat sie ihm nur beim Ausbruch geholfen, und er schlägt sich nun auf eigene Faust durch? Wäre er imstande, eine solche Flucht alleine durchzustehen? Wir diskutieren das in unserer morgendlichen Runde. Ich kann es mir nicht vorstellen, sage ich. Ebert ist nicht fähig, eine Flucht organisatorisch fehlerfrei zu bewältigen. Seine Persönlichkeit steht ihm dabei im Wege. Bekannte beschrieben ihn schon als einen »Schwätzer und Träumer«, der in der Wirklichkeit nicht außerordentlich erfolgreich ist. Ein krankhafter Narzisst hätte bestimmt eine vollkommen unrealistische Fluchtvision gehabt – einzigartig, großartig, aber in der Wirklichkeit nicht umzusetzen. Und obwohl er von seiner eigenen Genialität überzeugt ist, hat er lediglich einen durchschnittlichen IQ . Nein, ohne Hilfe hätte dieser Mann mit Sicherheit bereits einen gravierenden Fehler begangen und wäre erkannt und gefasst worden.
    Die Bestätigung folgt bald.
    Sie kommt in Form eines anonymen Hinweisbriefes. Er stammt aus einer Justizvollzugsanstalt und ist auf einer Schreibmaschine getippt.
    »Vor seiner ersten Verurteilung war M. E. bereit zur Flucht«, schreibt der Absender. Aus jener Zeit wisse er: Ebert hat keine Kontakte zur Unterwelt und daher weder gefälschte Papiere noch finanzielle Unterstützung aus dieser Richtung. Aber Ebert habe seit Jahren einen Plan. »Sollte der Ausbruch gelingen, steht in nächster Nähe ein Auto bereit.« Am Steuer eine Frau, da die Polizei nur einen Mann sucht. Ebert versteckt sich im Auto, mit dem er direkt zu einer Fluchtwohnung gefahren wird. Der Schreiber ist überzeugt: »M. E. wird sich jetzt in dieser Fluchtwohnung / Haus aufhalten.« Er führt weiter aus: Ebert wartet und verändert sein Aussehen, nimmt stark ab, lässt seine Haare wachsen oder rasiert sie und verändert seinen Teint unter einem Solarium. Erst dann macht er sich mit einem falschen Pass auf die Reise. Das Ziel: wahrscheinlich

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