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Warum Menschen töten: Eine Polizeipsychologin ermittelt (German Edition)

Warum Menschen töten: Eine Polizeipsychologin ermittelt (German Edition)

Titel: Warum Menschen töten: Eine Polizeipsychologin ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Brockmann
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seiner Verhaftung, als ich die Beamten zur Vernehmung begleite. Er bittet darum, nicht ins Untersuchungsgefängnis gebracht zu werden, weil er glaubt, dass er dort umgebracht werden würde. Er möchte nur mit dem leitenden Oberstaatsanwalt sprechen und auf keinen Fall mit anderen in einem gewöhnlichen Gefangenentransport fahren müssen. Er klagt darüber, dass er unter Depressionen leide, er habe die ganze Zeit über Johanniskraut genommen. Sein Vortrag ist sehr eindringlich, fast hilfeschreiend, aber in der persönlichen Begegnung erschließt sich mir sein einnehmendes Wesen, das ihm nachgesagt wurde, nicht. Sein Verhalten, seine Anspruchshaltung passen zu ihm, nicht aber zur Situation.
    Ebert wird nach einigen Tagen in der Untersuchungshaft wieder in die Psychiatrie gebracht, wo er noch heute untergebracht ist. Die Sicherheitsbestimmungen dort werden verschärft. Sophia Papadopoulou gesteht später. Sie wird wegen Gefangenenbefreiung zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt und verliert ihre Anstellung in der Klinik. Sie heiratet Markus Ebert. Ihren Antrag, sich mit ihrem Mann in der Klinik allein in einem Raum treffen zu können, weist ein Gericht jedoch ab. Es bestehe »Gefahr für Leib und Leben«.
    Gegen Trinkmann und seinen Freund Wohlert haben wir nichts Beweiskräftiges in der Hand. Die Abhörprotokolle sind nicht »gerichtsfähig«. Wir wissen alles, aber für ein Strafverfahren darf es nicht verwendet werden.
    Im folgenden Sommer machen die Personenfahnder des LKA einen Betriebsausflug ins »Alte Land« südlich von Hamburg. Sie sitzen in einem Café an einem Fährhaus, als eine Fähre anlegt. Ein auffälliges Auto rollt von Deck. Sie rufen schnell bei den Kollegen an. Ja, der Wagen stimmt, das Kennzeichen auch, das Auto ist als gestohlen gemeldet. Sie stehen auf und gehen zu dem Wagen. Einer der Polizisten klopft ans Fenster. Die Scheibe geht runter. Der Beamte blickt hinein. Er war auch an der Fahndung nach Ebert beteiligt. Er grüßt den Insassen freundlich: »Ach, Herr Wohlert, guten Tag, können Sie uns bitte mal die Fahrzeugpapiere zeigen.«

Taximord
    An einem Freitagmorgen im Januar klingelt auf einer Hamburger Polizeistation das Telefon. »Hier steht ’n Taxi mit laufendem Motor«, sagt ein Mann. »Der Fahrer ist auf’n Beifahrersitz gekippt.« Er rege sich nicht mehr. Der Anrufer unterbricht, spricht mit jemandem im Hintergrund. »Da ist eine Ärztin vorbeigekommen«, sagt er nun ins Telefon. Sie fühle gerade den Puls des Fahrers. Der Anrufer ruft der Ärztin etwas zu. Sie antwortet. Dann spricht er wieder in sein Handy. Er sagt: »Totenstarre.«
    Die alarmierten Polizisten finden den Wagen kurz darauf in einer ruhigen Seitenstraße in einer wohlhabenden Gegend vor, der Innenraum ist blutverschmiert. Der tote Fahrer ist in sonderbar verdrehter Haltung quer über beide Sitze gekippt, seine Füße klemmen unter den Pedalen, der Oberkörper liegt auf dem Beifahrersitz. Sein Kopf bietet einen furchtbaren Anblick, das Gesicht ist oberhalb der Nase zerschmettert. In der Windschutzscheibe ist ein kleines Loch zu sehen. Daneben befindet sich ein Sprung im Glas. Es ist gesplittert, ein rötlicher Film haftet auf den feinen Rissen in der Scheibe. Es sieht aus, als habe sich eine rosafarbene Spinnwebe um das Loch in der Glasscheibe gelegt.
    Hinter dieser Scheibe starb Karl Burger, Taxifahrer, 50 Jahre, ledig.
    Es ist schnell klar, dass der Mann höchstwahrscheinlich erschossen wurde. Eine Kugel muss das Loch in die Scheibe geschlagen haben. Etwas mehr Zeit braucht allerdings die Identifizierung des Toten, da er keine Papiere bei sich hat. Sein Name lässt sich erst über die Zulassungsstelle ermitteln. Wie sich bald herausstellt, ist das Portemonnaie, das er immer bei sich trug, verschwunden.
    Manchmal scheinen Dinge auf den ersten Blick klar. Ein erschossener Taxifahrer, ein fehlendes Portemonnaie: ein Raubmord?
    Schon bald ist die ganze Stadt in Aufruhr. Hat jemand diesen Mann für ein paar Euro ermordet? Wird er bald den nächsten Taxifahrer überfallen? Oder einen Kiosk? Oder einen Passanten in einer dunklen Straße?
    Manchmal sind Dinge anders, als sie auf den ersten Blick scheinen.
    Am Ende der Ermittlungen wird ein Mann verhaftet werden, der allen Erwartungen widerspricht. Wir werden als Fallanalyseteam diese Tat rekonstruieren und zu einem Ergebnis kommen, das sehr überrascht. Es wird für uns alle einer der außergewöhnlichsten Morde sein, mit denen wir je zu tun hatten.
    Noch am Tag des

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