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Warum so scheu, MyLady

Warum so scheu, MyLady

Titel: Warum so scheu, MyLady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Elizabeth Cree
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hatte sie ihr Lieblingskleid aus pfirsichfarbener Seide angezogen, in der Hoffnung, es würde ihr Mut machen.
    Als sie die Tür öffnete, stieß sie beinahe mit Devon zusammen, der auf der anderen Seite des Flurs aus seinem Zimmer trat. In seinem dunklen Abendanzug sah er sehr elegant aus. Er blinzelte verwirrt, dann lächelte er. “Offensichtlich willst du auch zum Dinner gehen.”
    “Ja. Ein Glück, dass wir uns hier treffen! Ich weiß nicht, wohin ich mich wenden soll.”
    “Natürlich hätte ich dir einen Dienstboten geschickt”, erwiderte er und bot ihr seinen Arm. “Komm, meine Liebe. Heute Abend haben wir keine Gäste. Also können wir auf die Formalitäten im Salon verzichten.”
    Vorsichtig legte sie ihre Finger auf seinen Ärmel, ängstlich bemüht, einen engeren Kontakt zu vermeiden. Den schien auch Devon nicht zu wünschen. In steifer Haltung führte er sie durch die Galerie in eine kleine Halle. Wenig später erreichten sie den Speiseraum, der exquisit ausgestattet war, mit dunkelroten Wänden und Vorhängen in der gleichen Farbe.
    Sarah ließ Devons Arm los, ging zum Fenster und blickte in den Park hinter dem Haus. Sanft fiel ein grüner Rasen zu einem Wäldchen ab. In der Ferne sah sie einen kleinen See. “Dieser Park wurde von Capability Brown gestaltet”, erklärte Devon und trat an ihre Seite. “Aber meine Mutter bestand auf einem Blumengarten, der an der Seite unserer Schlafzimmer angelegt wurde. Vom Südfenster aus kannst du ihn sehen.”
    “Morgen werde ich ihn besichtigen.”
    Nun entstand ein angespanntes Schweigen, bis Devon bemerkte: “Vielleicht sollten wir essen.”
    Sein Platz befand sich am Kopfende des langen Mahagonitisches. Bevor er sich setzte, rückte er seiner Frau einen Stuhl zurecht. Ein Lakai servierte den ersten Gang, eine wohlschmeckende Suppe. Aber vor lauter Nervosität brachte Sarah nur ein paar Löffel hinunter.
    Während der ganzen Mahlzeit schwieg Devon beharrlich. Erst beim Käse begann er zu sprechen. “Du hast nicht sehr viel gegessen.”
    Sie wollte gerade nach ihrem Weinglas greifen. Erschrocken über den Klang seiner Stimme, der die Stille plötzlich durchschnitt, stieß sie gegen das Glas, und der Wein ergoss sich über das Tischtuch. “O Gott!” Sie sprang auf, und dabei fiel ihre Gabel zu Boden. “Tut mir so leid …”
    “Beruhige dich, das ist keine Katastrophe”, erwiderte er und stellte das Glas hin. “Setz dich.”
    Sie gehorchte und kam sich wie eine Närrin vor. Zerknirscht beobachtete sie, wie der Lakai den verschütteten Wein wegwischte und eine saubere Gabel neben ihren Teller legte.
    Nachdem der Dienstbote den Raum verlassen hatte, lächelte Devon. “Normalerweise jage ich meinen Dinnergästen keinen solchen Schrecken ein. Aber du bist natürlich kein Gast”, fügte er leise hinzu.
    “Verzeih mir, ich war in Gedanken …”
    “In Zukunft werde ich mich bei unseren Mahlzeiten etwas aufmerksamer verhalten, damit du dich nicht in deine eigene Welt zurückziehen musst.”
    “Sicher bist du nach der langen Reise müde, und ich habe auch gar keine geistreiche Konversation erwartet.”
    “Bist du immer so einfühlsam, Sarah?”
    “Keine Ahnung, was du meinst …”
    “Statt auf meine schlechten Manieren hinzuweisen, nimmst du mich in Schutz.”
    “Unsinn! Ich sehe dir an, dass du dich nicht besonders wohl fühlst. Zweifellos hat dich die Fahrt angestrengt und deine Genesung verzögert.”
    Devons Finger schlossen sich fester um den Stiel seines Weinglases. “Einmal hat Mary mir erzählt, du würdest dich stets bemühen, Not leidende Geschöpfe zu retten – Menschen und Tiere gleichermaßen.”
    “Das hat sie gesagt?”
    “Ja.” Sein Gesicht nahm einen abweisenden Ausdruck an. “Hoffentlich glaubst du nicht, du müsstest auch mich retten. Es wäre mir sehr unangenehm.”
    “Keine Bange, ich habe nichts dergleichen vor”, beteuerte sie, gekränkt über seinen kalten Tonfall.
    “Gut.” Abrupt stand er auf. “Aber in einem Punkt hast du recht – ich bin verdammt müde. Wenn du mich entschuldigen würdest, ich möchte schlafen gehen. Ich schicke Mrs. Humphries zu dir. Wenn du irgendetwas brauchst, gib ihr Bescheid. Gute Nacht, Sarah.”
    “Gute Nacht”, flüsterte sie. Bedrückt schaute sie ihm nach, als er das Zimmer verließ. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so einsam gefühlt.

9. KAPITEL
    A m nächsten Morgen stand Sarah vor einem der Fenster ihres Schlafzimmers und beobachtete die Regentropfen, die gegen die

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