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Warum so scheu, MyLady

Warum so scheu, MyLady

Titel: Warum so scheu, MyLady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Elizabeth Cree
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Scheibe prasselten. Unten im Garten ließen die Blumen die Köpfchen hängen.
    Seufzend wandte sie sich ab. Was sollte sie tun? Ein Dienstmädchen hatte ihr heiße Schokolade und Toast gebracht. Und Liza hatte ihr in ein langärmeliges Kleid aus zartgelbem Musselin geholfen.
    Sie konnte sich natürlich nicht den ganzen Tag in ihrem Zimmer verkriechen. Vielleicht sollte sie nach Devon sehen. Aber er hatte am vergangenen Abend unmissverständlich erklärt, er würde keinen Wert auf ihre Fürsorge legen. Und was immer sie Jessica auch versprochen hatte, sie durfte sich ihrem Mann nicht aufdrängen. Sonst würde er seine erzwungene Ehe noch unangenehmer finden.
    Weil sie sich irgendwie beschäftigen musste, beschloss sie, das Haus zu besichtigen. Als sie die Tür öffnete und in den Flur trat, sah sie die Dienerin, die ihr das Frühstückstablett gebracht hatte, bestürzt zusammenzucken. “O Mylady, Sie haben mich erschreckt! Ich dachte nicht … Verzeihen Sie.”
    “Schon gut”, erwiderte Sarah lächelnd. “Sally, nicht wahr?”
    “Ja, Mylady. Seine Lordschaft wünscht Sie im Arbeitszimmer zu sehen.”
    “Danke.” Sarahs Herz begann schneller zu pochen. Warum wollte er sie sprechen, obwohl sie erwartet hatte, er würde ihr aus dem Weg gehen? “Könnten Sie mir den Weg zeigen?”
    “Gewiss, Mylady, das Arbeitszimmer liegt direkt neben der Bibliothek.”
    Da Sarah auch nicht wusste, wo sich die Bibliothek befand, war sie froh, dass Sally sie nach unten führte, bis zur Tür des Arbeitszimmers. Sie trat ein und sah Devon hinter einem großen Schreibtisch sitzen, über einige Papiere gebeugt. “Guten Morgen, Sarah”, begann er und stand auf. In seinen wildledernen Breeches, dem braunen Jackett und den hohen Stiefeln wirkte er wie ein typischer Landedelmann. Höflich wies er auf einen Sessel neben dem Tisch, und sie nahm Platz. “Ich hoffe, du hast gut geschlafen.”
    “Sehr gut, danke.”
    “Bist du mit deinem Zimmer zufrieden?”
    “O ja.” Ihre Stimme klang schärfer als beabsichtigt. Mit einem Pferd könnte ich ein persönlicheres Gespräch führen, dachte sie.
    “Zweifellos willst du das Haus sehen. Mrs. Humphries wird dir alles zeigen.” Bei diesen Worten warf er einen Blick auf seine Papiere. Offenbar drängte es ihn, sich wieder mit seiner Arbeit zu befassen.
    Doch sie wollte sich nicht wie eine unwillkommene arme Verwandte behandeln lassen. “Es wäre mir lieber,
du
würdest mich durch das Haus führen.”
    “Tut mir leid, ich bin beschäftigt.”
    Gekränkt senkte sie den Blick. Nun, sie würde nicht um seine Gesellschaft betteln. “Natürlich, Devon”, erwiderte sie, sprang auf und ging zur Tür. “Dann will ich dich nicht länger stören.”
    “Sarah!”
    “Ja?”, fragte sie und drehte sich um.
    “Verdammt! In einer Stunde hätte ich Zeit für dich. Würdest du dich so lange gedulden? Vorher muss ich mit meinem Verwalter reden.”
    “Bemüh dich nicht um mich. Schon gar nicht, wenn du in meiner Gegenwart fluchst … Sicher wird Mrs. Humphries ihre Aufgabe großartig bewältigen.”
    “Erwarte mich in der Bibliothek. In einer Stunde.”
    Also saß er wieder einmal auf dem hohen Ross. “Sehr wohl, Mylord.”
    “Solltest du mich noch einmal so nennen, sperre ich dich ein, verstanden?”
    “Gewiss … Mylord”, erwiderte sie und floh aus dem Zimmer.
    Mühsam konzentrierte er sich auf Thomas Daltons Erklärungen. Der Verwalter – ein untersetzter Mann mit klugen grauen Augen in einem wettergegerbten Gesicht – arbeitete seit fast zwanzig Jahren auf Ravensheed. Mit siebzehn Jahren hatte Devon seine Eltern verloren, die an einer Grippe gestorben waren. Dalton hatte ihm nicht nur als Angestellter gedient, er war auch sein Mentor gewesen.
    “Was sagten Sie soeben? Entschuldigen Sie, ich habe nicht zugehört.”
    “Kein Wunder, wenn nebenan Ihre junge Frau wartet”, bemerkte der Verwalter grinsend. “Es geht um das Nordfeld. Aber darüber können wir auch ein andermal reden.”
    “Ja, vielleicht wäre das vernünftiger.” Devon stand auf und verfluchte sich selbst. Eine knappe Stunde lang hatte er versucht, seine Aufmerksamkeit auf geschäftliche Dinge zu lenken, und stattdessen unentwegt an Sarah gedacht – wie ein liebeskranker Ehemann.
    “Wir alle wünschen Ihnen Glück und Segen. Und Nancy freut sich schon darauf, Lady Huntington kennenzulernen.”
    “Ja, sobald sich das Wetter bessert, reiten wir zu Ihrem Cottage”, versprach Devon und unterdrückte ein Stöhnen. Er hatte

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