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Warum so scheu, MyLady

Warum so scheu, MyLady

Titel: Warum so scheu, MyLady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Elizabeth Cree
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vier Wänden. Nun haben wir einen Großteil des Erdgeschosses gesehen. Im Oberstock liegt ein Wohnraum direkt über diesem Salon. Außerdem gibt es mehrere Gästezimmer. Möchtest du noch etwas besichtigen?”
    Nein, aber vorerst wollte sie sich nicht von ihm trennen. “Vielleicht die Gemäldegalerie? Wenn ich dich nicht von deinen Pflichten abhalte.”
    “Keineswegs”, versicherte er höflich. “Und danach nehmen wir unseren Lunch ein.”
    Sie sah ihm an, wie müde er war, und wollte ihn bitten, sich zu setzen. Doch diesen Vorschlag sprach sie wohlweislich nicht aus. “Dann schauen wir uns nur ganz kurz in der Galerie um. Ich bin nämlich furchtbar hungrig.”
    “Kein Wunder. Gestern Abend hast du fast nichts gegessen und die Köchin bitter enttäuscht. Deshalb solltest du unserer nächsten Mahlzeit etwas mehr Ehre antun.”
    “Gut, ich will’s versuchen”, erwiderte sie lächelnd.
    Während sie durch die Galerie wanderten, erklärte er ihr zunächst, von welchen Malern die einzelnen Bilder stammten. Nach einer Weile verstummte er, und seine Erschöpfung wurde immer offenkundiger. Sarah wollte die Besichtigungstour unter irgendeinem Vorwand abkürzen, doch da entdeckte sie am Ende des lang gestreckten Raums mehrere kleine Landschaften, die ihr besonderes Interesse weckten. Ein ähnliches Bild hing in ihrem Schlafzimmer. “Wer hat diese schönen Werke gemalt?”
    “Meine Mutter.”
    “Tatsächlich?”, rief sie erstaunt. “Vermutlich auch das kleine Bild in meinem Zimmer …”
    Devon nickte. “Eine Landschaftsszene in ihrer irischen Heimat. Die kleinen Gemälde, die du hier siehst, sind auf ihrer Italienreise mit meinem Vater entstanden. Ich glaube, du zeichnest sehr gern. Malst du auch?”
    “Ja”, seufzte sie und schnitt eine Grimasse. “Aber mit einem so fabelhaften Talent kann ich nicht aufwarten.”
    “Meine Mutter wurde von einigen namhaften Künstlern unterrichtet. Um ihr Talent zu fördern, ließ mein Vater das Dachgeschoss zu einem Atelier für sie ausbauen. Ihr Glück lag ihm sehr am Herzen, denn er liebte sie über alles. Da oben wirst du einige ihrer Bilder finden.”
    “Auch meine Eltern liebten sich sehr, und ich dachte immer, eine solche Ehe wäre das Wunderbarste von …” Erschrocken unterbrach sie sich. Was redete sie da? Für einen Augenblick hatte sie vergessen, dass sie beide in einer unerwünschten Ehe gefangen waren.
    “Sprich doch weiter”, bat er kühl. “Das Wunderbarste – wovon?”
    “Von der Welt”, flüsterte sie.
    Devons Augen verdunkelten sich. “Was für ein gefährlicher Gedanke …”
    “Und wahrscheinlich ein sehr dummer.”
    “Nicht für …” Diesmal war es Devon, der den Satz nicht vollendete. “Mrs. Humphries hat einen kalten Lunch vorbereitet. Gehen wir essen.”
    In drückendem Schweigen hatten sie kalten Braten und Obst verspeist. Obwohl ihr der Appetit erneut vergangen war, hatte Sarah sich gezwungen, ein paar Bissen zu essen. Wenn alle Mahlzeiten so verliefen, würde sie in einem Monat vermutlich nur noch aus Haut und Knochen bestehen.
    Devon legte seine Gabel auf den Teller. Endlich begann er zu sprechen. “Wenn sich das Wetter bessert, wird dir Dalton, mein Verwalter, das Landgut zeigen. Ich nehme an, du kannst reiten?”
    “O ja.”
    “Solltest du in meinem Stall kein geeignetes Pferd finden, wird Dalton dir eins besorgen.”
    “Das ist sicher nicht nötig. Ich komme mit fast allen Pferden zurecht.”
    “Mit fast allen? Kaum zu glauben …”
    Warum schaute er sie so zynisch an? Sie war tatsächlich eine ausgezeichnete Reiterin. “Nur ein Zweijähriger meines Bruders, den er noch nicht zugeritten hatte, ging mit mir durch, warf mich ab, und ich brach mir einen Arm. Wahrscheinlich wäre das nicht passiert, wenn ich einen Sattel benutzt hätte.”
    “Wie alt warst du damals?”
    “Fast fünfzehn.” Und zu alt für so undamenhafte Eskapaden, hatte ihre Mutter missbilligend betont.
    “Dass du ein Wildfang warst, kann ich mir gar nicht vorstellen”, bemerkte Devon amüsiert.
    “So ungestüm bin ich nun auch wieder nicht gewesen. Eigentlich wollte ich das Pferd nur reiten, weil Nicholas behauptete, dazu wäre kein Mädchen fähig.”
    “Und du musstest ihm natürlich das Gegenteil beweisen.”
    “Nun ja …”, gab sie errötend zu.
    “Mylord, Mylady …” Ein Lakai erschien in der Tür. “Soeben ist eine Besucherin eingetroffen – Lady Coleridge.”
    “Vielen Dank, Sie müssen mich nicht hereinführen.” Eine hoch

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