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Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Titel: Was allein das Herz erkennt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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deshalb brach sie Krumen ab und streute sie auf den Boden. Im Nu stürzte eine Horde Spatzen aus den Bäumen herbei und verschlang sie gierig.
    Sie hatte das blaue Tagebuch mit nach draußen genommen, um die Eintragungen in diesem Sommer noch einmal nachzulesen und einen Brief an Dr. Whitpen zu schreiben. Besorgt um Martin, schrieb sie zwei Seiten, fand ein Ventil in den Berichten über die Ereignisse der letzten Wochen.
    »Was ist das?« Martin blickte zur ihr hinüber.
    »Ein Brief an Dr. Whitpen.«
    »Scheint, als hättest du ihm eine Menge zu sagen.«
    »Auch wenn ich es manchmal lieber gelassen hätte, war es wichtig, in Kontakt mit ihm zu bleiben. Ich denke, es ist das Beste, wenn ein Psychologe sich mit Kylies Fall befasst, und wenn auch nur aus der Ferne.«
    Martin sah sie lange an, als hätte er soeben etwas verstanden. Er streckte den Arm aus und nahm ihre Hand.
    »Es muss schwer für dich gewesen sein, das alles alleine zu bewältigen.«
    »Nun, ich hatte Tobe und Tante Enid.«
    »Ich hasse ihren Vater, weil er sie im Stich gelassen hat. Spricht sie manchmal über ihn?«
    May schüttelte den Kopf. »Nein, früher träumte sie ab und zu, dass er sie zum Reiten mitnahm oder zum Eis einlud, solche Dinge. Aber nach dem Schock in dem Naturschutzpark änderten sich ihre Träume grundlegend.«
    »Und wie?«
    »Sie träumte nur noch von Toten.«
    »Und deshalb bist du mit ihr zu Dr. Whitpen?«
    May nickte. »Ich fand es seltsamer, dass sie von Geistern träumte anstatt von Gordon, der sie zum Eisessen abholte. Obwohl ich nicht weiß, warum. Der Gedanke, dass Gordon jemals auf die Idee kommen könnte, Zeit mit ihr zu verbringen, ist völlig abwegig.«
    »Glaubst du, dass sie ihn kennen lernen möchte?«
    »Ja. Vermutlich. Wenn sie älter ist.«
    Martin schüttelte heftig den Kopf. »Wir werden es ihr ausreden. Notfalls ins Ausland ziehen, wenn es nicht anders geht.«
    »Das sehe ich anders, Martin«, erwiderte sie ruhig. »Eines Tages wird Kylie den Kontakt zu ihrem leiblichen Vater herstellen wollen. Und ich werde sie dabei voll und ganz unterstützen. Ungeachtet dessen, was ich für ihn empfinde, möchte ich, dass Kylie ihren Vater kennen lernt.«
    »Ich möchte sie großziehen. Hilf mir, dass ich ihr ein guter Vater werde.«
    »Dann sieh zu, dass du auf dich selbst Acht gibst.«
    »Wie meinst du das?«
    »Du solltest ihr mit gutem Beispiel vorangehen.« May blickte auf das blaue Notizbuch. »Ich bringe sie zu Dr. Whitpen, weil ich glaube, dass er ihr helfen kann. Und ich möchte, dass du einen Arzt aufsuchst, weil ich mir Sorgen um deine Augen mache.«
    Martin nickte, aber er zog seine Hand weg. Er blickte wieder auf den See hinaus, durch den goldenen Schleier aus Pollen und Morgenlicht, auf den Reiher und den Elch, die er nicht sehen konnte, wie sie gemerkt hatte.

    *

    In dieser Nacht, als ihre Eltern zu Bett gegangen waren, konnte Kylie nicht schlafen. Der Mond, beinahe voll, wob ein silbernes Netz, das sich im Geäst der Kiefern, auf dem Bergpfad und über dem See ausbreitete. Kylie verspürte ein Gefühl der Aufregung wie am Weihnachtsmorgen, vermischt mit der Unruhe, die sich ihrer bemächtigte, wenn ein Sturm nahte. Sie schlich auf Zehenspitzen die Treppe hinunter, Thunder im Schlepptau.
    Lautlos betrat sie das Esszimmer. Neben dem offenen Kamin befand sich ein riesiger Wandschrank, tief und dunkel, groß wie eine Rumpelkammer. Kylie hatte ihn letzten Sommer entdeckt, als sie zum ersten Mal nach Lac Vert gekommen waren. Er hatte eine Geheimtür, die nahtlos in die Wandtäfelung überging. Wenn man nicht wusste, wo sie sich befand, übersah man sie leicht.
    Kylie drehte den Messingknauf und trat ein. Die Luft war trocken und roch schimmelig, und ihr Herz klopfte, als sie über ihrem Kopf nach der langen Schnur tastete, mit der man das Licht anknipsen konnte. Thunder wartete draußen, hatte Angst, ihr zu folgen.
    Kylie machte Licht. In der Kammer fühlte sie sich anders als in den übrigen Zimmern des Hauses. Hier waren Familiengeheimnisse verborgen, und wenn es am Lac Vert Geister oder Engel gab, lebten sie hier. Kylie blinzelte im grellen Licht der nackten Glühbirne und war sicher, dass sie plötzlich durchscheinende weiße Flügel aufblitzen sah.
    »Natalie?«, flüsterte sie.
    Aber sie hörte nur, wie Thunder schniefte, sein Atem ging schwer und angestrengt, als sei ihm das Ganze zu viel. Kylie blickte sich um. Spinnweben hingen in jeder Ecke, schwankten sanft in der Luft.
    Kylie dachte an Richard

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