Was auch geschehen mag: Schlossklinik Chefarzt Dr. Sturm (Heftromane für den Kindle) (German Edition)
Uhr, die im Gang hing. Der Arzt konnte sich nicht länger aufhalten, auch wenn er das Gefühl hatte, daß da irgend etwas nicht stimmte. »Sie wissen, daß Sie sich jeder Zeit an mich wenden können, Schwester Is abelle«, sagte er deshalb.
»Ja, danke.« Die junge Frau lächelte ihm dankbar zu.
Während Professor Sturm das Zimmer der Oberärztin betrat, wandte sie sich der Frauenstation zu. Im Schwesternzimmer nahm sie sich das Medikamententablett und bereitete es für die Tablettenausgabe vor. Keine zehn Minuten später wurde sie zu Michaela Nolden gerufen.
Beklommen betrat Isabelle das Privatzimmer der Fabrikante ngattin. Michaela Nolden lag bereits im Bett. Sie war dabei, neues Make-up aufzulegen. Ohne den Kopf zu heben, sagte sie: »Ich hätte gern eine Tasse Kaffee, Schwester Isabelle. Wären Sie so gut, mir welchen zu bringen?«
»Gern.« Erleichtert, daß nicht mehr von ihr verlangt wurde, eilte Isabelle in die Stationsküche, füllte eine Tasse und brachte sie auf einem kleinen Tablett zu Michaela. »Kann ich sonst noch e twas für Sie tun, Frau Nolden?« fragte sie pflichtschuldig.
Michaela Nolden sah sie an. »Arbeiten Sie schon lange in der Schloßklinik, Schwester?« erkundigte sie sich mit einem malizi ösen Lächeln. Zufrieden registrierte sie, wie die junge Schwester erschrocken zusammenzuckte.
»Nein, noch nicht sehr lange«, erwiderte Isabelle und wandte sich zum Gehen.
»Bitte, Schwester Isabelle, verschwinden Sie nicht gleich wieder. Mein Mann ist auf dem Weg nach Hause. Ich fühle mich ziemlich einsam. Außerdem war ich noch nie zuvor in einer Naturheilklinik und würde gern etwas mehr darüber erfahren.«
»Ein Büchlein, in dem Sie alles Wissenswerte über die Schlo ßklinik lesen können, liegt in der Schublade Ihres Nachttischchens«, sagte Isabelle und wollte die Schublade herausziehen.
»Lassen Sie nur, das habe ich mir bereits angeschaut«, gestand Michaela. »Ich möchte mehr wissen, als in diesem Büchlein steht. Etwas über die Menschen, die hier arbeiten, zum Beispiel über Sie.« Ihre stahlblauen Augen, richteten sich unbarmherzig auf Isabelles Gesicht. »Erzählen Sie mir etwas über sich. Warum sind Sie Schwester geworden? Fühlten Sie da eine gewisse Berufung in sich?«
»Frau Nolden, ich kann mich leider nicht länger mit Ihnen unterhalten«, sagte Isabelle entschlossen. »Es warten noch andere Patientinnen auf mich. Bitte, verzeihen Sie.« Rasch öffnete sie die Tür. »Und wenn Sie wieder einen Wunsch haben, so klingeln Sie bitte.«
»Verlassen Sie sich darauf, das werde ich tun«, erwiderte M ichaela amüsiert. Zufrieden lehnte sie sich zurück. Isabelle kam ihr wie ein Fisch vor, der im Netz des Fischers zappelte. Nun, sie wollte sie auch noch ein Weilchen zappeln lassen.
Isabelle Seidel war sich jetzt ganz sicher, daß Frau Nolden sie erkannt hatte. Sie bereute, dem Professor nichts gesagt zu haben und entschloß sich, gleich zu ihm zu gehen, um mit ihm zu spr echen. Nur sie hatte Pech, Werner Sturm befand sich nicht in seinem Arbeitszimmer. Von seiner Sekretärin erfuhr sie, daß er zu einem Notfall gerufen worden war. Aber konnte sie noch warten? Bei Frau Nolden handelte es sich um einen Menschen, dem es Freude machte, andere zu quälen. In ihrer Not entschloß sich die junge Frau, sich der Oberschwester anzuvertrauen.
»Kann ich Sie einen Augenblick sprechen, Oberschwester J ohanna?« fragte sie und trat in ihr Arbeitszimmer.
»Ja, bitte.« Johanna legte ihren Kugelschreiber beiseite. »Um was handelt es sich?« Ihr Blick umfaßte die junge Schwester. »Haben Sie Sorgen?«
»Ich wollte Sie bitten, mich anders einzuteilen«, begann Isabelle und berührte mit den Händen die Schreibtischplatte. »Es ist nicht gut, wenn Frau Nolden und ich zusammentreffen.«
Oberschwester Johanna runzelte die Stirn. Sie hatte Frau No lden bereits kennengelernt und auf den ersten Blick erkannt, daß es sich bei ihr um eine besonders schwierige Patientin handelte. »Sie werden sich doch nicht mit ihr gestritten haben?«
Isabelle schüttelte den Kopf. »Nein, es ist nur…« Sie schluc kte. Es fiel ihr schwer, über die Geschichte von damals zu sprechen.
Oberschwester Johanna stand auf. »Heraus mit der Sprache, Kind«, forderte sie. »Haben Sie irgend etwas angestellt?«
Isabelle schien es, als könnte die Oberschwester bis in ihr Herz sehen. »Nein, ich habe nichts angestellt«, erwiderte sie und streckte das Kinn vor. »Frau Nolden und ich kennen uns von früher. Ich habe
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