Was auch geschehen mag: Schlossklinik Chefarzt Dr. Sturm (Heftromane für den Kindle) (German Edition)
in dem Krankenhaus gearbeitet, in dem sie vor eineinhalb Jahren behandelt worden ist. Und ich bin mir ganz sicher, sie hat mich erkannt.«
»Und warum ist das so schlimm?« Obwohl Johanna die neue Schwester mochte, begann sie langsam die Geduld zu verlieren. »Mädchen, lassen Sie sich nicht jedes Wort aus der Nase ziehen.«
»Ich bin damals verdächtigt worden, einer Patientin die Geldbörse gestohlen zu haben«, gestand Isabelle und senkte den Blick. Stockend berichtete sie, was in diesem Krankenhaus vorgefallen war.
Oberschwester Johanna faßte unter Isabelles Kinn und hob i hren Kopf an.
»Haben Sie die Geldbörse gestohlen, Schwester Isabelle?« Sie sah ihr fest in die Augen.
»Nein, Oberschwester Johanna«, antwortete die junge Frau. »Ich schwöre Ihnen, ich…«
»Sie brauchen nicht zu schwören, Schwester Isabelle, ich gla ube Ihnen«, sagte sie. »Aber das ist natürlich eine böse Geschichte. Wenn Frau Nolden der Mensch ist, für den ich sie halte, wird sie auch nicht lange darüber schweigen.« Nachdenklich schlug sie mit den Knöcheln der rechten Hand auf die Schreibtischplatte. »Pfarrer Engel hat ihretwegen mit dem Herrn Professor gesprochen? Weiß der Herr Professor Bescheid?«
Isabelle nickte. »Ja, er weiß alles. Allerdings mußte ich ihm das Versprechen geben, nicht darüber zu sprechen. Doch jetzt wußte ich weder ein noch aus. Der Herr Professor ist nicht zu e rreichen, so daß…«
»Das geht schon in Ordnung, machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Und auch wegen Frau Nolden sollten Sie sich keine G edanken machen. Sie wird feststellen müssen, daß es keinen Sinn hat, Sie zu verleumden.«
»Und muß ich weiter für sie…«
»Nein, nein, ich sorge dafür, daß eine andere Schwester Ihren Dienst bei Frau Nolden übernimmt. Und zwar ab morgen. Wenn Sie heute schon nichts mehr mit ihr zu tun haben, ist das zu auffällig.«
»Danke, Oberschwester Johanna.« Isabelle fühlte sich etwas leichter. Sie war sehr froh, daß die Oberschwester ihr glaubte. Wie sich ihre Kolleginnen verhalten würden, darüber war sie sich nicht ganz klar. Auch wenn sie mit allen gut auskam, man würde sie ganz bestimmt mit anderen Augen betrachten, wenn herausko mmen sollte, daß sie einmal unter Diebstahlverdacht gestanden hatte.
»So, und nun gehen Sie wieder an Ihre Arbeit, sonst wundert man sich noch, wo Sie bleiben.« Oberschwester Johanna schob die junge Frau in Richtung Tür: »Und Kopf hoch, Schwester Isabelle, wenn Sie sich gegenüber Frau Nolden wie ein eingeschüchtertes Hühnchen benehmen, triumphiert diese Dame nur.«
Während Schwester Isabelle zu ihrer Station zurückging, griff Oberschwester Johanna zum Telefonhörer. Aber noch bevor sie die Nummer des Vorzimmers von Prof. Sturm gewählt hatte, ließ sie den Hörer auf die Gabel zurücksinken. Der Klinikchef war ein vielbeschäftigter Mann. Warum sollte sie ihn stören. Sicher war es besser, erst einmal abzuwarten.
* * *
Schwester Vilma betrat mit einer kleinen Flasche Sekt, die sie in einem Handtuch verborgen hatte, das Zimmer von Karsten Rotenberg. Seit seiner Operation waren fünf Tage vergangen und man hatte mit der Medikamentenbehandlung begonnen. Obwohl bisher alles so gut verlaufen war, fühlte er sich an diesem Tag besonders niedergeschlagen, auch hatte er starke Schmerzen. Dazu kam noch, daß Erika heute Geburtstag hatte und er sich fragte, mit wem sie ihn wohl verbrachte. Auch wenn er selbst wußte, daß sie es gar nicht wert war, daß er ihr nachtrauerte, er konnte sie einfach nicht vergessen. Immer wieder stand ihr Bild vor seinen Augen, spürte er ihre weichen Arme…
»Was wollen Sie denn schon wieder, Schwester Vilma?« fragte er ungeduldig. »Ich habe nicht nach Ihnen geklingelt.«
»Es gibt etwas zum Feiern«, sagte Schwester Vilma und befreite die Sektflasche von dem darum geschlungenen Handtuch. »Immerhin wird man Sie in einer Stunde zum ersten Mal in den Park hinunterbringen.«
»Und was soll der Sekt?« Karsten mußte seine ganze Beher rschung aufbieten, um sie nicht laut anzuschreien. Er sah keinen Grund zum Feiern.
»Ich dachte, wir könnten auf diesen Fortschritt anstoßen«, e rwiderte die Schwester. »Natürlich nicht jetzt, sondern heute abend nach Dienstschluß.
Ich stelle die Flasche in Ihren Nachttisch.« Sie bückte sich, um die kleine Tür zu öffnen.
»Nein, Schwester Vilma, nehmen Sie den Sekt bitte wieder mit.« Karsten beugte sich soweit aus dem Bett, das er das Türchen erreichen konnte.
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