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Was bisher geschah

Was bisher geschah

Titel: Was bisher geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loel Zwecker
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der Blockade von Häfen auch für Schiffe anderer Nationen. Das schwächt zunächst alle Beteiligten. Doch werden zumindest der Anbau der deutschen Zuckerrübe und die Entwicklung der Industrie angekurbelt. Tragisch ist Napoleons Russlandfeldzug von 1812, bei dem eine Armee von 600 000 Mann, die zu einem großen Teil aus zwangsrekrutierten Deutschen besteht, ins Verderben läuft. Da die Russen der Schlacht ausweichen, vor dem Einmarsch der Franzosen sogar Moskau räumen und anzünden, muss die Invasionsarmee schließlich im harten Winter den Rückzug antreten. Nur ein paar Tausend Soldaten überleben. Der Rest stirbt an Hunger, Krankheiten oder bei späten russischen Angriffen.
    Durch Napoleons Niederlage ermutigt, verbünden sich Preußen, Russland, Österreich und Schweden und schlagen Napoleon 1813 in der dreitätigen Völkerschlacht bei Leipzig. 1814 dankt Napoleon ab und geht ins Exil. In einem territorial stark zurückgestutzten Frankreich übernehmen unter Ludwig XVIII. die Bourbonen wieder die Herrschaft. Auf dem Wiener Kongress vom September 1814 bis Juni 1815 schafft man unter dem Vorsitz des österreichischen Staatsmannes Metternich (1773 – 1859) mit einem Gleichgewicht der Kräfte zwischen den fünf Großmächten (England, Frankreich, Russland, Preußen, Österreich) die Grundlage für Frieden. Innenpolitisch legt man allerdings den Grundstein für die Restauration. Der aufkeimende Liberalismus in Deutschland wird durch die Karlsbader Beschlüsse 1819 unterdrückt (Verbot der Burschenschaften, Zensur, »Demagogenverfolgung«). Trotz Massenkundgebungen wie dem Hambacher Fest von 1832 für ein freies geeintes Deutschland wird diese Epoche (1815 – 48) später als Biedermeierzeit vor allem mit bürgerlicher Heimeligkeit und Ruhe in Verbindung gebracht.
    Doch kehrt Napoleon aus dem Exil auf Elba zurück und kann erstaunlicherweise noch einmal eine Armee zusammentrommeln. Die wird allerdings am 18. Juni 1815 bei Waterloo im heutigen Belgien von Briten und Preußen vernichtend geschlagen. Um sicherzugehen, dass der Unruhestifter nicht ein zweites Mal zurückkehrt, verfrachtet man Napoleon nun auf die britische Atlantikinsel St. Helena ins Exil.
    Napoleon entspricht insofern dem Bild späterer Diktatoren, als er seine Menschenscheu mit Forschheit und gewagten Militäraktionen kompensiert. Wie ein Herrscher des Ancien régime lässt er einerseits seine Brüder und Schwager in angegliederten Ländern von Holland über Westphalen bis Neapel regieren. Andererseits schafft er in Spanien die Inquisition ab. Unter ihm wird in Köln, weil es so stinkt, eine Müllabfuhr organisiert. Mit der Verbreitung von Einheitsmaßen wie Liter, Kilo und Meter fördert er Handel und Industrialisierung.

»Süßer Handel«, üble Arbeitszeiten – und die soziale Frage
     
    1912 wird in England die Todesstrafe auf die Beschädigung von Maschinen eingeführt – als Reaktion auf sogenannte Maschinenstürmer, die Ludditen. Das sind vor allem Weber und Spinner, die durch die Erfindung der Spinnmaschine durch James Hargraves im Jahr 1764 und die Weiterentwicklung der Dampfmaschine durch James Watt 1765 arbeitslos geworden sind oder für Hungerlöhne mit Maschinen konkurrieren. Statt gelernter Arbeitskräfte setzen Unternehmer Frauen und Kinder ein, die für weniger Geld oft über zehn Stunden täglich schuften.
    Die dazugehörige Ideologie liefern neue Denkerhelden wie der Schotte Adam Smith (1723 – 1790). Mit seinem Buch Der Wohlstand der Nationen ( Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations ), später zur Bibel des Kapitalismus erklärt, wird Smith 1776 zum Mitbegründer der modernen Volkswirtschaftslehre. Sein Ansatz unterscheidet sich von jenem der Physiokraten um François Quesnay und Jacques Turgot. Sie halten die Landwirtschaft noch als natürliche Grundlage allen Reichtums hoch. Demgegenüber beschreibt Smith – ohne die Moloch-Fabriken wirklich zu kennen – die Vorteile der Arbeitsteilung und des freien Handels. Er unterstreicht, dass sozusagen der Egoismus, die Eigennützlichkeit einzelner indirekt zum Gemeinwohl beiträgt, da sie zu Höchstleistungen motivieren: »Nicht vom Wohlwollen des Fleischers, Brauers oder Bäckers erwarten wir unsere Mahlzeit, sondern von ihrer Bedachtnahme auf ihr eigenes Interesse.«
    Obwohl Smith durchaus für einen regulierten Markt ist, hat vor allem sein Lob des Liberalismus Einfluss gehabt. Der britische Premierminister William Pitt meint, er biete »die beste Lösung jeder

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