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Was bleibt: Kerngedanken (German Edition)

Was bleibt: Kerngedanken (German Edition)

Titel: Was bleibt: Kerngedanken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Küng
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versorgen und entscheiden, ob sie das Grundstück noch behalten sollen: »Aber ich möchte nicht, dass irgendeiner unserer Leute plötzlich weggeschickt wird, wer weiß wohin.«
    So freute sich More seines Eigentums, aber sein Herz hängte er an Gott, den Herrn, allein. Wie ernst ihm mit der Grundentscheidung zwischen Gott und Eigentum und seiner radikalen Bereitschaft für Gott war, sollte die Zukunft zeigen.
    Sir Thomas More liebte seine Familie , aber er ging nicht im Ehe- und Familienleben auf. Bei aller Freude an einer gepflegten Familienatmosphäre und einem reichen gesellschaftlichen Leben im Kreis seiner Frau und Kinder und der zahlreichen Gäste erkannte More sehr wohl, dass diese gleichsam horizontale Dimension menschlichen Zusammenseins nicht die ausschlaggebende ist, sondern dass es in allem darauf ankommt, sich der entscheidenden vertikalen Dimension des Zusammenseins mit Gott bewusst zu sein. So war More in seiner Familie sehr darauf aus, dass Gott im familiären Alltag nicht vergessen wurde. Deshalb pflegte er – in den Formen seiner Zeit – das familiäre Gebetsleben und die gemeinsame Schriftlesung. An allen Abenden, an denen der Hausherr da war, versammelte sich der ganze Haushalt zum gemeinsamen Gebet. …
    So liebte More seine Familie, aber sein Herz hängte er an Gott, den Herrn, allein. Wie ernst ihm mit der Grundentscheidung zwischen Gott und Familie und seiner radikalen Bereitschaft für Gott war, sollte die Zukunft zeigen.
    Sir Thomas More achtete Rechts- und Staatsordnung hoch, aber sie war für ihn das höchste nicht. More hatte sich wie wenige für Recht, Reich und König engagiert, aber er behielt zu allem innere Distanz und überlegene Freiheit. Auf die Nachricht hin, dass More vom König an den Hof geholt worden war, stellt Erasmus etwas wehmütig fest: »…wir werden keine Neuigkeiten mehr aus Utopia hören, die unser Lachen herausfordern«, und fügt bei: »ich weiß, dass More lieber lachen als eine offizielle Rolle spielen würde«. In der Tat meidet More den Hof so weit er kann, in gleichem Maß wie ihn andere suchen. Vergnügt schreibt er zum Beginn seiner Hoftätigkeit an Bischof Fisher: »Jedermann weiß, dass ich nicht an den Hof gehen wollte, und der König neckt mich oft damit; ich sitze so unbehaglich wie ein ungeschickter Reiter auf dem Sattel.« Gerade nachdem More zum Unterschatzmeister und Ritter aufgestiegen war, schrieb er das ernsteste seiner Bücher: »Die vier letzten Dinge«: Die Aufgabe des Lebens ist das Nachdenken über den Tod; die Welt ist auch für den, der Macht und Autorität hat, ein Gefängnis, in dem der Gefangene wartet, dass man ihn zur Hinrichtung führe … Auch als More nicht nur »irgendeine Macht oder Autorität«, sondern die Macht und Autorität des Lordkanzlers erhalten hat, bleibt er der einfache, schlichte, demütige, selbstlose Mensch von ehedem: als der nach dem König Höchste im Staat der Diener aller. Sir Thomas kleidet sich einfach und trägt seine goldene Kette nur, wenn es unbedingt sein muss; er vernachlässigt äußere Formen und liebt Gleichheit und Freiheit. Keiner seiner Diener ist je in Ungnade gefallen. Sein treuer Sekretär John Harris hat den Auftrag, ihn auf jeden Fehler aufmerksam zu machen. Stets ist More von selbstverständlicher Hilfsbereitschaft: Zeit, Geld und Einfluss beim König und bei staatlichen Stellen setzt er dafür ein. Die Bedrückten und Unglücklichen versteht er mit seinen gütigen und heiteren Reden aufzurichten. »Man könnte ihn den allgemeinen Schutzherrn derer nennen, die in Verlegenheit sind.« Er selber ist anderen gegenüber ganz und gar anspruchslos. …
    So achtete More Rechts- und Staatsordnung hoch, aber sein Herz hängte er an Gott, den Herrn, allein. Wie ernst ihm mit der Grundentscheidung zwischen Staatsordnung und Gott und mit seiner radikalen Bereitschaft für Gott war, sollte die Zukunft zeigen.
    Es ging Thomas More auf diesem Weg nicht nur um stoischen Gleichmut, sondern um überzeugte Nachfolge Christi, die immer Verzicht, Kreuztragen bedeutet. War seine Gattin oder eines seiner Kinder erkrankt, pflegte er zu sagen: »Wir dürfen nicht auf unser Vergnügen sehen, um in Federbetten zum Himmel zu gehen: das ist nicht der Weg; denn unser Herr selbst ging dorthin in großer Qual und vieler Bedrängnis: das war der Weg, auf dem er dorthin geschritten ist; denn der Diener darf nicht wünschen, dass es ihm besser ergehe als seinem Herrn.«
    Heinrich VIII. und sein Kanzler, beide waren

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