Was danach geschah
zu und half ihm hinter der Bühne. Nach einer Strafandrohungskanonade gemäß der Haager Konvention erhielten wir aus deutschen Archiven und Privatakten Kopien von Verträgen, die von Aminas Vater für den Bau der Krematorien in Auschwitz und Majdanek unterzeichnet worden waren. Als gleichermaßen vernichtendes Dokument erhielten wir die Kopie eines 1941 auf Aminas Vater ausgestellten Patents für die verbesserte Bauweise von Krematorien. Das Erste dieser Art war in Auschwitz eingesetzt worden und zeichnete sich durch eine Verbesserung der Luftstromtechnik und des Aschenabtransports sowie der Verwendung neuer Materialien aus, dank derer eine höhere Temperatur erzielt werden konnte. Das Ergebnis war eine beträchtliche Kapazitätssteigerung. Amina erkannte die Form des Backsteinsandkastens, den ihr Vater für sie und Helmut gebaut hatte. Diese widerliche Ähnlichkeit und die Fotos von Tausenden von Leichen im Lager verfolgten Amina für den Rest ihres Lebens in ihren Träumen.
Obwohl diese Dokumente für unsere Forderung nach einer Entschädigung für die Theater und Häuser der Familie Schrieberg rechtlich nicht relevant waren, schlugen sie in der Presse Wellen, so dass sich der Fall umgehend zu unseren Gunsten entwickelte. Wir hatten, wie versprochen, unsere Behauptungen sorgfältig auf Otto Rabun ausgerichtet, doch Amina und Barbara Rabun wurden als Nachkommen von Nazis zur Zielscheibe der öffentlichen Wut. Schon bald wurde die Herausgeberin des preisgekrönten Cheektowaga Register in den Medien als Kriegsverbrecherin gehandelt, und jüdische Gruppen riefen zu einem Boykott ihrer blutbefleckten Zeitung und Bücher der Bette Press auf.
Katharina war erschrocken und wütend auf Bill und mich, weil wir es so weit hatten kommen lassen. Doch der Geist ließ sich nicht zurück in die Flasche locken, und Bill blieb ungerührt. Im Eifer des Gefechts könnten sich nun mal gewisse Dinge ereignen, erklärte er, und manchmal gebe es Kollateralschäden. Amina und Barbara hätten sich zu jedem Zeitpunkt die öffentliche Bloßstellung ersparen können, wenn sie schon Jahre zuvor auf Mr Goldmans Angebot einer einvernehmlichen Einigung eingegangen wären. Wir hatten alles getan, was wir konnten, um die Bloßstellung zu vermeiden.
Die durch die Anklage ausgelösten öffentlichen Angriffe verletzten Amina und Barbara zutiefst, schweißten die beiden Cousinen nach ihrer jahrelangen Trennung allerdings umso enger zusammen. Sie hatten im Krieg weit Schlimmeres durchgemacht, und indem sie sich dieser Herausforderung gemeinsam stellten, fanden sie die Liebe und das Vertrauen wieder, auf das sie sich während jener schrecklichen Tage, Wochen und Monate nach den Ereignissen in Kamenz gestützt hatten. Außerdem mussten sie an die Zukunft von Barbaras zwölfjährigem Sohn denken. Da Amina sich weigerte, Kinder zu bekommen, war er die einzige Hoffnung auf eine zukünftige Generation der Familie Rabun. Als Zeichen der Versöhnung bat Barbara ihre Cousine Amina, Ottos Patentante zu werden. Sie nahm freudig an.
Da das Überleben der Familie auf dem Spiel stand, klammerten sich die beiden Frauen aneinander und stellten sich dem Sturm. In Interviews und Leitartikeln erklärten sie, Amina habe das Leben der Familie Schrieberg unter Einsatz ihres eigenen Lebens gerettet; die Familie habe für den Kauf der Theater den damals angemessenen Betrag bezahlt und somit auch das Überleben der Familie Schrieberg gesichert; und die Sowjets hätten nur ein paar hundert Meter von der Hütte, in der die Schriebergs Schutz gefunden hatten, Amina, Barbara und Bette vergewaltigt und ihre Familie getötet. Doch diese Geschichten aus dem Mund der Angeklagten zu hören änderte nicht viel an der öffentlichen Meinung. Amina und Barbara Rabun wurden von der Öffentlichkeit nicht verurteilt, weil sie in unrechter Weise den Schriebergs das Geld vorenthielten, worüber sich niemand aufzuregen schien, sondern weil sie symbolisch für den Holocaust verantwortlich gemacht wurden.
Doch es war nicht die von Bill Gwynne und mir angestrebte Klage, die Amina und Barbara Rabun den vernichtenden Schlag versetzte, sondern Aminas ehemalige Sekretärin, Alice Guiniere. Da sie jetzt ihre anspruchsvolle Arbeitgeberin als Ungeheuer sah, das aufgehalten werden musste, erzählte sie dem Bezirksstaatsanwalt von dem geheimnisvollen Besuch eines Mr Gerry Hanson im Büro ihrer Chefin. Alice verfügte auch über den weggeworfenen Ausweis der Vereinigten Staaten mit der neuen Identität
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